Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Marta-Damkowski-Kehre

Bergedorf, seit 1986, benannt nach Mathilde Luise Marta (auch: Martha) Damkowski (16.3.1911 Stade – 11.8.1982 Hamburg), geborene Bröker, Politikerin, Widerstandskämpferin, SPD-Bürgerschaftsabgeordnete


Siehe auch: Curt-Bär-Weg, Bergedorf/Allermöhe (1995): Curt Bär (1901 - 1981), Lehrer, Mitglied des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes (ISK), Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Siehe auch: Schärstraße, Bergedorf/Lohbrügge (1964): Alfred Schär (1887-1937), Lehrer an der Taubstummenschule in Hamburg, Gegner und Widerständler gegen den Nationalsozialismus.

1841 Damkowski Marta
Martha Damkowski; Quelle: Staatsarchiv Hamburg

Marta Damkowski entstammte einer sozialdemokratischen Arbeiterfamilie. Sie war die Tochter von Pauline Johanne Bröker, geborene Roszek und des Maurers Paul Otto Bröker.

Im Jahr 1912 zog sie mit ihren Eltern von Stade in die Raffineriestraße nach Wedel. Dort besuchte sie die Schule in der ABC-Straße vom 11.4.1917 bis zur Konfirmation an Ostern 1925.

Ihre Eltern waren beide in der SPD aktiv, ihre Mutter war von 1924 – 1933 Stadtvertreterin und ab mindestens 1929 auch Kreistagsabgeordnete. Ab mindestens 1925 organisierte sie die Frauenabende der SPD.1)
Marta Damkowski trat 1923 im Alter von 12 Jahren der Reichsarbeitsgemeinschaft der „Kinderfreunde“ bei, später wurde sie Mitglied der Sozialistischen Arbeiter Jugend (SAJ) und trat mit etwa 17 Jahren (1928) dort wieder aus, weil sie sich an der Belegung der Kredite für den Panzerkreuzer A (später „Deutschland“ genannt) nicht beteiligen wollte. Als Folge einer früheren Begegnung mit dem sozialistischen Philosophen Leonhard Nelson trat sie 1925 dem Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK) bei, der die „Anpassungspolitik“ der SPD ablehnte und sich für ein gemeinsames Vorgehen von SPD und KPD gegen den wachsenden Rechtsradikalismus einsetzte.

Die Schule besuchte sie bis zur Obersekundareife und absolvierte danach eine kaufmännische und landwirtschaftliche Ausbildung zur „landwirtschaftlichen Rechnungsführerin“.

Von 1929 bis 1932 war Marta Damkowski Hörerin an der Philosophisch-Politischen Akademie des ISK in Melsungen. Holger Martens schreibt in seinem Portrait über Marta Damkowski, das in dem lesenswerten Buch „Für Freiheit und Demokratie. Hamburger Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in Verfolgung und Widerstand 1933-1945“ abgedruckt ist: „Die Fortbildungsbestrebungen wurden von der Machtübernahme der Nationalsozialisten jäh unterbrochen. Marta Damkowski siedelte nach Thüringen über. Hier arbeitete sie auf einem Gutshof, der von der Philosophisch-Politischen Akademie gekauft worden war und nach 1933 in eine Siedlungsgenossenschaft für Arbeitslose umgewandelt wurde. In den ersten Jahren der NS-Herrschaft fuhr Marta Damkowski zweimal nach Berlin, um sich mit Fritz Eberhard und Julius Philipson zu treffen. Beide rechneten zum engsten Führungskreis des Internationalen Sozialistischen Kampfbundes und organisierten den Widerstand der in Deutschland verbliebenen ISK-Mitglieder In Berlin wurde Marta Damkowski beauftragt, nach Dänemark zu fahren und Informationen mit der emigrierten Spitzenfunktionärin Minna Specht auszutauschen (…). Zurück in Thüringen, bemerkte Marta Damkowski, dass sie von der geheimen Staatspolizei observiert wurde. Sie verzog kurzerhand nach Halle, bereitete sich auf das Examen als Landwirtschaftliche Rechnungsführerin vor und trat mit ihr unbekannten Gesinnungsgenossen in Kontakt. (…) Schließlich fand Marta Damkowski eine Anstellung in Leipzig, wurde aber wiederum von der Gestapo aufgespürt und kam für einige Zeit bei ihren Eltern in Hamburg unter, bis sie eine Tätigkeit als Buchhalterin in der Nähe von Bremen aufnahm. Die häufigen Umzüge empfand Marta Damkowski als Verlust ihrer geregelten Existenz; der Kampf gegen den Nationalsozialismus führte zur beruflichen wie privaten Entwurzelung. (…).“2)

Damit ihre Arbeit nicht aufflog, musste sie der Gestapo jeden politischen Freund als ihren neuesten Liebhaber ausgeben. Deshalb galt sie dort als Hure und wurde später während ihrer Haftzeit oft unflätig beschimpft.
1937/38 initiierten die Nationalsozialisten eine große Verhaftungswelle. Trotz einer verschlüsselten Warnung konnte Marta Damkowski, die sich damals in Bremen aufhielt, wo sie einer konspirativen Gruppe angehörte, nicht mehr rechtzeitig fliehen. Sie, ihr Bruder Willy Bröker und auch ihr späterer Mann Herbert Damkowski – beide Männer gehörten der SAJ an und waren wie Marta im Widerstand aktiv – wurden verhaftet und wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ am Volksgerichtshof 2. Senat, öffentliche Sitzung vom 8.121938, Aktenzeichen 10/227/38 verurteilt. In der Anklageschrift wurde vermerkt, dass Marta Damkowski u. a. wegen der Anfertigung und Verbreitung von Protestschriften, die sie mit Hilfe ihres Bruders Willy in der Wohnung ihrer Eltern in Wedel verfasst hatte, verurteilt wurde.3)

Marta Damkowski erhielt eine einjährige Gefängnisstrafe. Da sie keine Aussagen machte, wurde sie wochenlang in Dunkelhaft gehalten. 1939, gleich nachdem Marta Damkowski und ihr Freund Herbert Damkowski (2.1.1914 Hamburg – 6.9.1944) aus der Haft entlassen worden waren, heirateten sie am 31.12.1940. Beide wohnten zu diesem Zeitpunkt in Rissen, Eckernkamp 35. Ihre Trauzeugen waren Marta Damkowskis Vater Paul Bröker und Herbert Damkowskis Mutter Johanna Antonie Damkowski, geborene Wendeler.4)

1941 kam ihr Sohn zur Welt. Ihr Mann wurde 1944 als Soldat getötet. Nach Kriegsende trat Marta Damkowski der SPD bei. Von 1946 bis 1949 arbeitete sie als Frauensekretärin der Hamburger Landesorganisation der SPD. Später war sie als Verwaltungsangestellte der Gefängnisbehörde tätig und leitete bis 1958 die Frauenstrafanstalt Hamburg. Sie war auch wesentlich am Aufbau von „pro familia“ und dem Referat „Familienförderung“ in der Sozialbehörde beteiligt und arbeitete in der Arbeitsgemeinschaft Hamburger Frauenorganisationen mit. Von November 1946 bis Oktober 1953 gehörte sie der Hamburgischen Bürgerschaft an und setzte sich dort immer wieder für eine grundlegende Reform des Paragraphen 218 ein. Auch stritt sie im Nachkriegsparlament für eine bessere Nahrungszuteilung für Säuglinge. Neben ihrer parlamentarischen Arbeit war Marta Damkowski in der Zeit von 1947 bis 1953 Mitglied im Bundesfrauenausschuss, im Parteirat der SPD und arbeitete mit am Godesberger Programm (Frau und Familie). Noch im Alter war Marta Damkowski im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen Altona, im Distriksvorstand Sülldorf-Rissen und im Landesverband der Arbeiterwohlfahrt Hamburg tätig.