Straußstraße
Bahrenfeld (1895): nach den Musikern und Komponisten Richard Strauss (11.6.1864 München – 8.9.1949 Garmisch-Partenkirchen) und Johann Strauß (14.3.1804 Leopoldstadt/Wien - 25.9.1849 Wien)
Die Komponisten Richard Strauss und Johann Strauß tragen zwar beide den gleichen Nachnamen, sind aber weder verwandt noch verschwägert. Üblicherweise werden Straßen, wenn sie nach mehreren Personen benannt werden sollen, nach Verwandten mit demselben Nachnamen benannt, sofern sie denn alle bedeutend waren - und nicht nach Namensvettern, nur weil sie zufällig den gleichen Nachnamen tragen und im selben Metier arbeiteten. So wäre es durchaus passend gewesen, die Straußstraße nach Johann Strauß und seiner Ehefrau Anna, geb. Streim zu benennen, denn Anna Strauß managte das „Unterhaltungsmusikimperium“ Strauß.
Die Straußstraße hätte auch nach Richard Strauß und seiner Ehefrau, der Sängerin seiner Kompositionen, Pauline Strauss, geb. de Ahna benannt werden können.
Siehe auch: Bülowstieg
Siehe auch: Stefan-Zweig-Straße
Siehe auch: Lannerweg
Richard Strauss
Über Richard Strauss‘ Herkunft heißt es in Wikipedia: „Sein Vater Franz Strauß (1822–1905) war erster Hornist am Hoforchester München und ab 1871 Akademieprofessor, seine Mutter Josephine Strauss (1838–1910) stammte aus der Bierbrauer-Dynastie Pschorr, einer der reichsten Familien Münchens. Angeregt durch sein von Musik erfülltes Elternhaus, vornehmlich durch seinen Vater, begann Richard mit sechs Jahren selbst zu komponieren. Später erhielt er Kompositionsunterricht durch den Münchner Kapellmeister Friedrich Wilhelm Meyer. Unter dessen Anleitung entstanden, nach frühen Stücken für Klavier und Gesang, die ersten größeren Formen: Konzerte bzw. Konzertstücke, eine große Sonate, ein Streichquartett, zwei Symphonien sowie eine Bläserserenade. Sein offizielles Opus 1 ist ein Festmarsch für großes Orchester, den er im Alter von zwölf Jahren komponierte.“1)
In der Neuen Deutschen Biographie steht u. a. über Richard Strauss’s weiteren Werdegang: „Nach dem Abitur 1882 und einem kurzen Studium der Philosophie und Kulturgeschichte 1882/83 an der Univ. München begegnete S. in Berlin dem Dirigenten Hans v. Bülow (1830–94) [siehe: Bülowstieg], der ihm 1885/86 die Stelle eines hzgl. Musikdirektors in Meiningen verschaffte. (…). 1889 wechselte er auf die Stelle eines 2. ghzgl. Kapellmeisters nach Weimar und ging 1894 zurück nach München, wo er 1896 zum Hofkapellmeister aufstieg und vielbeachtete Aufführungen von Opern Wagners und Mozarts, seiner wichtigsten musikalischen Leitbilder, dirigierte. Zudem unternahm er, wie schon in den Jahren zuvor, zahlreiche Gastspielreisen (häufig zusammen mit seiner Frau, der Sängerin Pauline de Ahna), die ihn in alle wichtigen europ. Länder führten. (…).
1898 übernahm S. das Amt des Kapellmeisters am Berliner Hof. Zusätzlich zu seinen künstlerischen Aktivitäten engagierte er sich mit Erfolg für ein besseres musikalisches Urheberrecht. 1901–09 amtierte er als Präsident des Allgemeinen Deutschen Musikvereins. (…). Seit 1908 lebte S. in Garmisch (seit 1924 außerdem in seiner Villa in Wien). 1919 übernahm S. die künstlerische Oberleitung der Wiener Staatsoper zusammen mit dem Direktor Franz Schalk (1863–1931) – eine wenig erfolgreiche administrative Doppelspitze, die 1924 mit S.s Rücktritt endete. (…). Nach dem Krieg, zwischen Okt. 1945 und Mai 1949, lebte S. mit seiner Frau in Schweizer Hotels im ‚Asyl‘; ein halbes Jahr nach seiner Rückkehr nach Garmisch starb er.“ 2)
Richards Strauß‘s Rolle im Nationalsozialismus
Ernst Klee schreibt in seinem Buch „Kulturlexikon zum Dritten Reich“ über Richard Strauss: „Von den Nazis als Aushängeschild gebraucht, wegen seiner jüdischen Librettisten jedoch auch angefeindet. (…) Obgleich die RMK [Reichsmusikkammer] die Berufsverbote gegen Kollegen verfügte, äußerte Strauss am 13.2.1934 zur Eröffnung der ersten Arbeitstagung der RMK in Berlin: ‚Ich fühle mich verpflichtet, an dieser Stelle Herrn Reichskanzler Adolf Hitler und Herrn Reichsminister Dr. Goebbels für die Schaffung des Kulturkammergesetzes den herzlichsten Dank der gesamten deutschen Musikerschaft auszusprechen.‘ (…) Am 19.7.1943 Unterzeichner des Aufrufs der Kulturschaffenden zur Vereinigung des Reichskanzler- und Reichspräsidentenamtes in der Person Hitlers: ‚Wir glauben an diesen Führer, der unsern heißen Wunsch nach Eintracht erfüllt hat.‘ Verteidigte zunächst seinen jüdischen Librettisten Stefan Zweig [siehe: Stefan-Zweig-Straße] Strauss am 17.6.1935 an Zweig: ‚Wer hat Ihnen denn gesagt, daß ich politisch so weit vorgetreten bin? Weil ich für den schmierigen Lauselumpen Bruno Walter ein Concert dirigiert habe? Das ich [sic] dem Orchester zu Liebe – weil ich für den anderen ‚Nichtarier‘ Toscanini eingesprungen bin - das habe ich Bayreuth zu Liebe getan. Das hat mit Politik nicht zu tun. Wie es mir die Schmierantenpresse auslegt, geht mich nichts an und Sie sollten sich auch nicht darum kümmern. Daß ich den Präsidenten der Reichskulturkammer mime? Um Gutes zu tun und größeres Unglück zu verhüten. Einfach aus künstlerischem Pflichtbewußtsein! Unter jeder Regierung hätte ich dieses ärgerreiche Ehrenamt angenommen. Aber weder Kaiser Wilhelm noch Herr Rathenau [siehe: Rathenaustraße] hat es mir angeboten.‘ Nach Abfangen des Briefes durch Gestapo, Juli 1935 Amtsenthebung, vertuscht als ‚Rücktritt‘. (…) Widmete am 3.11.1943 Generalgouverneur Hans Frank (genannt Polenschlächter) das selbst getextete Danklied ‚Wer tritt herein so fesch und schlank? Textprobe (zit. n. Prieberg): ‚Es ist der Freund Minister Frank./Wie Lohengrin von Gott gesandt/hat Unheil er von uns abgewandt/Drum ruf ich Lob und tausend Dank/ dem lieben Freund Minister Frank.‘“ 3)
Prof. Dr. Walter Werbeck äußert zum Thema „Strauss und der Nationalsozialismus“ u. a.: „Die Monate an der Spitze der RMK (November 1933 bis Anfang Juli 1935) markieren eine erste Phase in den Beziehungen zwischen Strauss und dem NS-Regime. Sie war zunächst auf beiden Seiten von großer Hochstimmung getragen, zugleich allerdings von einer im Nachhinein schwer verständlichen Naivität grundiert. Strauss, der seinen Rang erheblich überschätzte, glaubte, Gutes für die deutschen ernsten Komponisten und ganz allgemein für die kulturelle Erneuerung tun zu können, während Goebbels und mit ihm die Partei- und Staatsführung ebenso irrigerweise annahm, Strauss ließe sich für ihre macht- bzw. rassepolitischen Ziele und damit für eine totale ideologische Vereinnahmung von Kultur und Musik einspannen. Natürlich erreichten beide Seiten ihre Ziele nicht. Strauss, der in der Regel von Garmisch aus agierte und sich wenig um die Details vor Ort kümmerte, konnte lediglich die Modifizierung des Urheberrechts Ende 1935 mit einer Verlängerung der Schutzfrist von 30 auf 50 Jahre als Erfolg seiner Arbeit verbuchen. Und die Parteigenossen nahmen verärgert zur Kenntnis, dass der Präsident der RMK eigenmächtig handelte und spezifisch ideologische Maßnahmen, etwa gegen jüdische Künstler, zwar nicht verhinderte, aber auch nicht vorantrieb. Wie auch immer: Strauss diente sich den Machthabern an – zwar nicht so aktiv, wie gelegentlich behauptet wurde, aber doch intensiv genug, um sich bei den Verfolgten des Regimes, denjenigen zumal, die als jüdische Künstler ihre Existenzgrundlage verloren und das Land verlassen mussten, weiter zu diskreditieren.
Schon im Frühsommer 1934 konnte Strauss bemerken, dass mit den neuen Herren nicht zu spaßen war: Wie anderen Künstlern wurde ihm aus politischen Gründen die Teilnahme an den Salzburger Festspielen verboten. Außerdem wuchsen die Schwierigkeiten mit seinem Librettisten Stefan Zweig, der, als jüdischer Schriftsteller im Reich verfemt, sich aus der Zusammenarbeit mit Strauss zurückzog und dessen Konfession zugleich die Uraufführung der gemeinsamen Oper ‚Die Schweigsame Frau‘ aufs Höchste gefährdete. Erst spät scheint Strauss realisiert zu haben, was hier auf dem Spiel stand. Zwar kam es Ende Juni 1935 zur Dresdner Premiere der Oper, aber schon zuvor war Strauss das Dirigieren bei den Bayreuther Festspielen des Jahres untersagt worden. Die ‚Schweigsame Frau‘ wurde nach wenigen Vorstellungen verboten, und als die Gestapo einen Verzweiflungsbrief des Komponisten an Zweig abgefangen hatte, in dem es unter anderem hieß, er ‚mime‘ lediglich den Präsidenten der RMK und betrachte den Job als ‚ärgerreiches Ehrenamt‘, war Strauss‘ Rücktritt Anfang Juli 1935 unvermeidlich.
(…). Gänzlich distanzieren vom Regime wollte er sich nicht. Auch an eine Emigration hat Strauss nie ernsthaft gedacht, seine Wurzeln im deutschen Kultur- und Musikleben zu durchtrennen wäre ihm nicht eingefallen; zudem wurde er ja weiterhin viel gespielt.“4)
Richard Strauss als Straßenname
Eine Kommission, die sich in Freiburg mit den dortigen Straßennamen beschäftigte, kam bezüglich des Umganges mit der dortigen Richard Strauss Straße zu folgendem Ergebnis: „Ließ sich von den Nationalsozialisten hofieren und bereitwillig vereinnahmen, war bis 1935 Präsident der Reichsmusikkammer, dirigierte öffentlichkeitswirksame Konzert- und Opernaufführungen im Dienste der Partei, schrieb mehrere NS-Auftragskompositionen, stützte durch sein weltweites Renommee die NS-Kulturpolitik und somit das Regime.“ Die Kommission empfahl ein Ergänzungsschild unter dem Straßennamensschild mit folgendem Text: „Richard Strauss (1864-1949). Bedeutender Komponist, sozial engagierter Musiker, Förderer der nationalsozialistischen Kulturpolitik.“5)
Und Felix Sassmannshausen schreibt in seinem, für das Land Berlin, verfassten Dossier zu Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin über Strauss: „Strauss hatte ein opportunistisches Verhältnis zum NS-Regime. In Briefen artikulierte er sich offen antisemitisch. In einem Brief an seine Eltern schrieb er etwa von ‚jüdischer Habsucht‘. Zudem sprach er von einem ‚Kampf mit den Juden und Philistern‘. Er schrieb vom ‚scheußlichen Judengetriebe Berlins‘, wo man ‚einem Spitzbuben in die konblauchduftenden Hände zu fallen‘ drohe. In seinen Briefen an Franz Schalk äußert sich Strauss ebenfalls offen antisemitisch.“ Als Handlungsempfehlung für den Umgang mit diesem Straßennamen gibt Sassmannshausen: „Kontextualisierung“. (Felix Sassmannshausen: Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin. Erstellt im Auftrag des Ansprechpartners des Landes Berlin zu Antisemitismus. Stand: Oktober 2021. Hrsg. Senatsverwaltung für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung Landesstelle für Gleichbehandlung - gegen Diskriminierung (LADS), Berlin 2021, S. 36, unter: www.welt.de/bin/Dossier_bn-235636290.pdf
Richard Strauss‘ Ehefrau: Pauline Strauss, geb. de Ahna
Pauline de Ahna (4.2.1863 Ingolstadt – 13.5.1950 Garmisch) war die Tochter von Maria de Ahna, geb. Huber und Adolph de Ahna, ein Armeegeneral.
Swantje Koch-Kanz schreibt in ihrem Portrait über Pauline de Ahna auf fembio: „1887 lernte Fräulein de Ahna Richard Strauss kennen [ihr Vater hatte ihn als Lehrer für seine Gesang studierende Tochter engagiert, R. B.] und folgte ihm mit 27 als Schülerin nach Weimar [wo Strauß Kapellmeister wurde, R. B.]; ihre Karriere (sie wird in wenigen Jahren etwa 25 Opernpartien gesungen haben) beginnt; wieder 5 Jahre später antwortet sie auf seinen Heiratsantrag: ‚Es ist mir … manchmal entsetzlich bang. … ach Gott, und nun soll ich plötzlich ein wahres Muster von Hausfrau werden… So schnell … brauchen wir wirklich nicht zu heiraten; wenn sich jedes zuerst allein gewöhnen könnte, in seinem Berufe alles Glück zu finden … Bitte lassen Sie [SKK] mich hier wenigstens noch … viele Partien singen; das wird mir über manches hinweghelfen». Familie oder Beruf?‘“ 6)
Und Hans-Peter Rieschel beschreibt Pauline de Ahna folgendermaßen: Sie „gastierte außer in Bayreuth in Karlsruhe, München, Dresden. Ihre Erfolge in den Hofkonzerten und bei den auswärtigen Gastspielen hatten Pauline selbstsicher gemacht, und sie wehrte sich gegen Bevormundung. (…) Als es zum Eheschwur kommen sollte, geriet Pauline in Panik (…) ihr Selbstbewusstsein und ihr Stolz behielten die Oberhand über die Gefühle. Bei den ‚Guntram‘-Proben hatte die temperamentvolle ‚heimliche Verlobte‘ ihren Klavierauszug in Richtung des dirigierenden Strauss geschleudert. Strauss ging lächelnd darüber hinweg, und am Tag der ‚Guntram‘-Uraufführung, am 10. Mai, gaben beide ihre Verlobung öffentlich bekannt. Vier Monate später gab ‚die Widerspenstige‘ Maestro Strauss ihr Jawort.“ 7)
Das Paar zog von Weimar nach München, wo Strauss erster Kapellmeister an der Staatsoper wurde. Hans-Peter Rieschel schreibt dazu: „Für Pauline brachte der Ortswechsel von Weimar nach München einen entscheidenden Rollentausch. Viereinhalb Jahre war ‚die Bühne‘ ihre Wirkungsstätte gewesen. Jetzt trat die 30 Jahre alte Sängerin auf ‚den Brettern‘ der Hofoper nur sporadisch als Gast auf. Ihre ‚Hauptrolle‘ wurde die der Ehefrau Strauss. Sie baute ihm sein ‚Nest‘ umsichtig, sparsam, akkurat. (…)
Richard Strauss war viel auf Reisen. (…) Pauline zog es vor, ihn nur dann zu begleiten, wenn sie mit ihm zusammen konzertierte. (…) Am 12. April 1897 wurde ihr Sohn Franz Alexander (…) geboren. (…) Pauline (…) sang im Jahr der Geburt ihres Sohnes in Bayreuth die Partie der ‚Elisabeth‘ in Liszts Oratorium. Im Gleichen Jahr gastierte das Ehepaar in Madrid. (…) Durch sein [Strauss] Liedschaffen ergab sich zwischen dem Ehepaar eine enge künstlerische Zusammenarbeit. In der häuslichen Gemeinschaft wurden Kompositionen besprochen und getestet. In gemeinsamen Konzerten präsentierte das Ehepaar die Lieder viele Jahre erfolgreich in Europa und Amerika. (…).“ 8)
Ein Psychogramm seiner Frau verfasste Richard Strauss, als er die komische Oper „Intermezzo“ schrieb, in der ein Ehepaar auftritt, das dem Ehepaar Strauss ähnelt: „Sie glaubt den ganzen Tag zu arbeiten, weil sie in ihrer sehr lebhaften Phantasie alles als eigene Arbeit rechnet, was auf ihre Anordnung hin andere, Freunde, die sie mit Vorliebe für sich Besorgungen machen lässt, und Dienstbotenarbeiten, sie ist pedantisch in Ordnungsliebe und Reinlichkeitsdrang. Auch im Herzen eine sehr feinfühlige reinliche Natur, sehr rigoros gegen sittliche Mankos bei anderen, wenn dies nicht durch zufällige Sympathie für künstlerisches Talent, Hausfrauen-Tugenden, (…) bei Frauen, körperliche Vorzüge, gute Manieren, vornehme Abstammung bei Männern – wieder aufgehoben wird. Da kann sie sehr nachsichtig sein. (…)
Ein beliebtes Streitthema zwischen dem Ehepaar ist, dass sie durch ihre Pedanterie immer nur einen einzigen Weg sieht, während er, um ein Ziel zu erreichen, unter vielen Möglichkeiten den bequemsten und zeitsparendsten Weg wählt. Wenn er in seiner ruhigen Art mithilft, wird es von ihr nicht anerkannt, da sie ihn für ungeschickt in praktischen Dingen hält. Er erledigt alles Notwendige ruhig und sicher, ohne Hast, sie bringt trotz guter praktischer Anlagen in Überphantasie und zu lebhaftem Temperament vieles durcheinander. In ihrer aufgelegten Geschäftigkeit verkennt sie das zweckmäßige seines Handelns. Das bringt sie oft zur Verzweiflung. Sie hat die Gewohnheit, oft nicht hinzuhören, wenn er ihr was sagt, weiß oft nicht mehr, das und was man sie fragt, und was sie bereits beantwortet hat. Am Ende in letzter Instanz bei ruhiger Überlegung folgt sie ihm.
Ihre lebhafte Phantasie, die sehr schnell von einem zu einem ganz entgegengesetzten Gegenstande springt, lässt sie oft annehmen, dass der andere schon weiß, was sie sagen wollte. Da ist sie so fahrig und schnell, dass der andere Gedankenleser sein müsste, wen oder was sie gerade unter ‚der Dingsda‘ oder ‚das Ding da‘ meint. (…) Das fortwährend mit ihrem Mann beschäftigt- und in Anspruch Genommensein existiert nur in ihrer Phantasie. Er ist meist still für sich und arbeitet, weil sie das Gefühl hat, immer für ihn sorgen zu müssen, sehnt sie sich nach dem Alleinsein. Kaum ist er aber fort, empfindet sie große Sehnsucht nach ihm.“ 9)
Nach der Uraufführung des Stückes „Intermezzo“ machte Pauline Strauss „ihrem Mann einen Riesenkrach. Sie missbilligte, dass er ihrer beider Intimsphäre öffentlich zur Schau stellte. (…)“10)
Pauline Strauss überlebte ihren Mann um knapp acht Monate. Die letzten Monate lebte sie im Haus in Garmisch und erblindete fast völlig.
Johann Strauss
Die Straße wurde auch nach Johann Strauß benannt, obwohl Richard und Johann Strauss weder verwandt noch verschwägert waren.
Johann Strauss war Komponist und Kapellmeister. Sein populärstes Stück ist der 1848 uraufgeführte Radetzky-Marsch.
In der Allgemeinen Deutschen Biographie aus dem Jahre 1893 heißt es u. a. über den Werdegang Johann Strauss: „Johann St., der ältere der beiden weltberühmten Walzercomponisten, (…), war der Sohn armer Wirthsleute, [Vater. Kellner, Bierwirt; Mutter: Tochter eines Kutschers, R. B.] in deren Gaststube ‚Zum guten Hirten‘ sich oft eine kleine Schaar einfacher Wiener Volksmusiker mit ihren bescheidenen Instrumenten und Weisen einzufinden pflegte. Von diesen erhielt der Knabe die ersten musikalischen Anregungen. (…).“ 11)
Johann Strauss erlernte das Violinspielen und wollte Musiker werden. Doch sein Vater schickte ihn in die Buchbinderlehre. Johann Strauss „schmiss“ heimlich die Lehre – und der Zufall wollte es, dass sich ein wohlhabender Freund seines Vaters sich seiner annahm und Johann Strauss gut ausbilden ließ. Damals war Johann Strauss 14 Jahre alt, und damals starb auch sein Vater. Seinem Berufswunsch, Musiker zu werden, stand nun nichts mehr im Wege.
„Im J. 1819 machte er den ersten bedeutsamen Schritt in seinem Leben, er verband sich mit Lanner [siehe: Lannerweg] und den Brüdern Drahanek, die sich damals schon wegen ihres ausgezeichneten Zusammenspiels ganz besonderer Beliebtheit bei den Wienern erfreuten. (…).“ 11) Später beschäftigte sich Strauß auch mit dem Komponieren. „1826 brachte er seine ersten Walzerpartien zu Gehör. (…) Seinen großen Ruf als Walzercomponist begründete er aber 1827 mit der ersten Lieferung der ‚Kettenbrücke-Walzer‘, welche einen außerordentlichen Jubel hervorriefen. (…) 1834 wurde er zum Capellmeister des ersten Bürgerregiments, 1835 zum Hofballmusikdirector ernannt. (…).“ 11)
Über Johann Strauss‘ Privatleben heißt es im Wikipedia-Eintrag: „Johann Strauss war zwar mit der Wirtstochter (Maria) Anna Streim (30.8.1801–23.2.1870) verheiratet, verließ aber seine Familie und lebte danach in einer Lebensgemeinschaft mit der Modistin Emilie Trampusch (29.7.1814 Saar/Mähren – nach 1865), mit der er acht Kinder hatte.“ 12)
Über Anna Strauss schreibt das Institut für Strauss- Forschung: „Als sie am 11. 7. 1825 Johann Strauss Vater (1804 – 1849) heiratete erwartete sie bereits ein Kind von ihm. Da eine selbständige Karriere mehr Einkünfte versprach, löste sich Strauss damals von Joseph Lanner. Anna soll auch sehr musikalisch gewesen sein.
Am 25. 10. 1825 kam Johann Strauss Sohn (1825 – 1899) zur Welt. Das Ehepaar hatte noch fünf weitere Kinder, und zwar: Josef (1827 – 1870), Anna (1829 – 1903), Therese (1831 – 1915), Ferdinand (1834 – 1834) und Eduard (1835 – 1916). Aber rund zwei Monate nach Eduard kam bereits Emilie Theresia, das erste Kind Johann Strauss Vaters mit der Modistin Emilie Trampusch (oder Trambusch) zur Welt. Aus dieser Verbindung sollten noch weitere sieben Kinder hervorgehen.
Ab 1834 bewohnte die Familie eine große Wohnung im ‚Hirschenhaus‘ in der Taborstraße 17b. Johann Strauss Vater hatte in diesem Wohnungsverband eine eigene kleine Wohnung. In diesem ‚Geschäftshaushalt‘ wurde ja nicht nur gewohnt, sondern auch komponiert, kopiert und mit der Kapelle geprobt. Anna organisierte diesen Haushalt. Johann Strauss Vater reiste viel. 1843/44 verließ er seine Familie endgültig und zog mit Emilie Trampusch und den gemeinsamen Kindern in eine andere Wohnung; (…).“ 13)
Ende Juli 1844 reichte Anna Strauss die Scheidung ein. Um finanziell über die Runden zu kommen und nicht von ihrem geschiedenen Mann finanziell abhängig zu sein, unterstützte sie ihren Sohn Johann Strauss Sohn, um selbstständiger Tanzkomponist zu werden.
„Anna Strauss war eine geschickte Managerin ihres Sohnes Johann und führte (…) den Geschäftshaushalt im Hirschenhaus mit ihren unverheiratet gebliebenen Töchtern Anna und Therese weiter. Nach dem Tod von Johann Strauss Vater betonte Anna die Stellung ihrer Kinder als legitime Nachkommen des damals sehr berühmten Johann Strauss Vater und verbreitete bis heute unausrottbare diffamierende, falsche Gerüchte über Emilie Trampusch. Unter Annas strenger matriarchalischer Leitung wuchs und florierte das damals in Wien konkurrenzlose ‚Unterhaltungsmusikunternehmen Strauss‘. Im Lauf der Zeit verpflichtete sie auch ihre beiden jüngeren Söhne Josef (1852) und Eduard (1863) ‚einzusteigen‘. In der Blütezeit dieses Unternehmens zwischen 1863 und 1870 entstanden so bedeutende Werke wie die Walzer ‚An der schönen blauen Donau‘, (…), ‚Geschichten aus dem Wienerwald‘ von Johann Strauss Sohn, ‚Delirien‘, ‚Sphärenklänge‘, (…) von Josef und die Polka schnell ‚Bahn frei‘ von Eduard Strauss.
Ihr Tod am 23. 2. 1870 beendete diese Ära, zumal auch Josef in diesem Jahr sterben sollte. (…)
Anna Strauss war ohne Zweifel eine faszinierende, selbständige Frau und Managerin im Wien des 19. Jahrhunderts. Sie leitete ein ‚Unterhaltungsmusikimperium‘ von dem nicht nur sie und ihre Kinder gut leben konnten, sondern das bis heute das Image Wiens als Musikstadt in der Welt entscheidend prägt,“ 13) schreibt das Wiener Institut für Strauss-Forschung.
Auch zu Emilie Trampusch gibt es einen Wikipedia-Eintrag. Darin heißt es über sie: „war in Wien die Lebensgefährtin des verheirateten Johann Strauss, (…) Sie hatte mit ihm acht uneheliche, zwischen 1835 und 1846 geborene Kinder (…) und war von Beruf Modistin.
Strauss (..) starb 1849 in Emilie Trampuschs Wohnung in der Kumpfgasse (heute 1. Bezirk) an Scharlach. (…) Sie und ihre (und Strauss' (..) Tochter Emilie waren Schauspielerinnen in Wien (1855), St. Pölten (1861) und Krems. Am 17. Oktober 1865 beantragte Emilie Trampusch (…) einen Reisepass. Wo sie sich nach 1865 aufhielt und wann sie starb, ist nicht nachweisbar.“ 14)