Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Ubierweg

Niendorf (1960): nach dem germanischen Volksstamm der Ubier.


Laut Wikipedia waren die Ubier: „ein westgermanisches Volk (…).
Die Ubier bewohnten zunächst das rechte Ufer des Rheins, (…). Ihr Gebiet erstreckte sich ziemlich ausgedehnt etwa von der Sieg über die Lahn bis zum unteren Main.

Die Ubier waren einer der ersten germanischen Stämme, die sich auf regen Handel mit den Römern einließen, ihnen ihre Söhne in die Ausbildung gaben und sich schließlich auch zur Zahlung von Tributen bereit erklärten. Außerdem stellten sie den Römern Hilfstruppen (bevorzugt Reiterei) zur Verfügung, die diese (…) benutzten, um andere Germanenstämme zu unterdrücken und tributpflichtig zu unterwerfen. Dieses Verhalten der Ubier brachte ihnen das Misstrauen, den Neid und schließlich auch den Hass der anderen benachbarten Stämme ein, weshalb es in der Folge zu zahlreichen Auseinandersetzungen zwischen den Ubiern und ihren Nachbarn kam.
Die Ubier gerieten unter Druck und zwischen die Fronten der Römer und der anderen Germanen und drohten aufgerieben zu werden. Daher wurden sie 19/18 v. Chr. von Marcus Agrippa während dessen zweiter Statthalterschaft auf das linke Rheinufer umgesiedelt, (…). Hier bewohnten sie die Gegend bei Bonn und Köln, bei Aachen rechts der Wurm sowie das Tal der Ahr. (…).

Nach der Expansion der Franken ab dem 3. Jahrhundert über den Rhein und der späteren Einnahme Kölns gingen die weitgehend romanisierten Nachfahren der Ubier in den Rheinfranken auf (…).“ 1)

Köln war die „Hauptstadt“ der Ubrier. Hier spielte die in Köln geborene Agrippina die Jüngere eine bedeutende Rolle. Oliver Meißner beschreibt dies in seiner kurzen Geschichte der Stadt Köln: „Beim Tod des Augustus 14 n.Chr. brachen unter den beiden bei der Ubierstadt stationierten Legionen Unruhen aus, die jedoch durch den Statthalter und Feldherrn Germanicus, einem Neffen des neuen Kaisers Tiberius, unterdrückt wurden. Seine Gemahlin, Agrippina die Ältere, gebar ihm ein Jahr später, am 6. November 15 n.Chr., im oppidum Ubiorum [Köln] eine Tochter, die als Agrippina die Jüngere in die Geschichte eingehen sollte. Ihr Großvater mütterlicherseits war kein geringerer als Marcus Vipsanius Agrippa. Agrippina die Jüngere wurde mit 13 Jahren im Rom zum ersten Mal verheiratet. Nachdem sie zwei vermögende Ehemänner und die Verbannung durch ihren Bruder, Kaiser Caligula. 39 n.Chr. überlebt hatte, griff die sowohl reiche als auch attraktive und ehrgeizige Witwe nach der höchsten Würde: sie heiratete 49 n.Chr. ihren Onkel, Kaiser Claudius, wofür extra die römischen Ehegesetze geändert wurden. 50 nChr. erhielt Agrippina als erste Gemahlin eines Kaisers den Ehrentitel Augusta, und ihr Sohn aus erster Ehe, der spätere Kaiser Nero, wurde von Claudius adoptiert und heiratete dessen Tochter aus erster Ehe Agrippina die Jüngere erlangte eine für eine Kaiserin außergewöhnliche Machtstellung und um dies auch im Reich zu demonstrieren, veranlaßte sie ihren Gemahl 50 n.Chr., ihre Geburtsstadt, das oppidum Ubiorum, zu einer Kolonie römischen Rechts zu erheben, die fortan den klangvollen Namen Colonia Claudia Ara Agrippinensium führte. Colonia bedeutet Kolonie römischen Rechts, Claudia weist auf Kaiser Claudius hin, Ara steht für einen zentralen Altar und Agrippinensium ist der Hinweis auf Agrippina. Später hat Agrippina ihren Gatten Kaiser Claudius - jedenfalls sind sich die Quellen einig - vergiftet, damit ihr Sohn aus erster Ehe, Nero, Kaiser wird. Da dieser erst 17 Jahre alt war, übernahm Agrippina zunächst die Regierungsgeschäfte. Doch es kam zu einer Entfremdung zwischen Nero und seiner Mutter, die darin gipfelte, daß er sie 54 n.Chr. umbringen ließ.“ 2)

In „Duda news Kindernachrichten“ heißt es über die Kölsche Stadtmutter“: „Als Kaisergattin setzte Agrippina bei Claudius durch, ihren Geburtsort im Jahre 50 nach Christus den Status einer colonia zu verleihen. Das bedeutet, die Siedlung am Rhein wurde zu einer römischen Stadt ernannt und war Rom gleichgestellt. Es war die einzige Stadt im Römischen Reich, die von einer Frau gegründet und nach ihr benannt wurde: Colonia Claudia Ara Agrippinensium, abgekürzt CCAA. ‚Die Stadternennung war eine große Auszeichnung, das gab es nicht oft und schon gar nicht durch eine Frau. Mit einem Mal waren die Einwohner römische Bürger und durften ihre Stadt selbst verwalten und weniger Steuern zahlen. Die Entwicklung von Köln nahm dadurch richtig Fahrt auf‘, erklärt Kathrin Jaschke [Museumspädagogin im Römisch-Germanischen Museum in Köln]. Die Bewohner waren so stolz auf ihre Stadtgründerin, dass sie sich selbst ‚Agrippinenser‘ nannten.

Im Jahr 54 nach Christus wurde Agrippinas Mann Claudius vergiftet – wieder erzählte man in Rom, Agrippina habe das getan, um ihren Sohn zum Kaiser zu machen. Der bestieg als Kaiser Nero den Thron. ‚Anfangs waren sich Mutter und Sohn einig und teilten sich die Macht. Doch dann ging es wie im Krimi weiter‘, erzählt Mario Kramp [Direktor des Kölner Stadtmuseums] .Nero wollte nämlich bald nicht mehr, dass ihm seine Mutter in seine Politik reinredete. Schließlich ließ er sie im Jahre 59 sogar ermorden und ordnete an, ihren Namen aus Inschriften zu tilgen und ihre Denkmäler zu zerstören.(…)

In den Geschichtsbüchern der Antike kam Agrippina schlecht weg. ‚Sie war sehr machtbewusst und das wurde ihr schlecht ausgelegt. Das gehörte sich damals nicht für eine Frau‘, erklärt Mario Kramp. Die Kölner blieben ihrer Stadtgründerin jedoch treu. Im Mittelalter wurde sie zum Beispiel auf Bildern auf einer Wolke über der Stadt schwebend dargestellt. (…). Am Ende des 18. Jahrhunderts schrieb der Kölner Gelehrte Ferdinand Franz Wallraf ein Buch über Agrippina und was sie für die Stadt getan hatte. Deshalb wurde sie von nun an auch im Rest Europas viel positiver gesehen.

Agrippina ist heute noch in Köln präsent. Die Jungfrau im Kölner Karnevalsdreigestirn geht unter anderem auf sie zurück. Sie trägt ein römisch angehauchtes Gewand und ihre Krone repräsentiert die alte Stadtmauer. Im Kölner Rheinauhafen wurden die Agrippinawerft und das Agrippinaufer nach ihr benannt, eine Versicherung trug lange ihren Namen und am Rathausturm in der Altstadt ist sie als Statue verewigt. Sogar auf der Amtskette der Oberbürgermeisterin ist Agrippina als Stadtgründerin dargestellt. (…).“ 4)

Die Matronen
Mit den Matronen hat sich Maureen Carroll befasst. Dazu schreibt sie: „Der ubische Götterhimmel schloss an gehobener Stelle die Matronen ein, jene Ahnen- und Schutzgöttinnen, die fürs Segnen der Gemeinden und der Familien zuständig waren. Die Matronen hatten viele Beinamen, z.B. die Matronae Boudunnehae, die Matronae Aufaniae, oder die Matronae Vetera nehae, ihre Beinamen spiegelten wohl die Namen von lokalen Gemeinden, Bevölkerungsgruppen und Sippenverbänden im Ubiergebiet wider. Ein wichtiges römisches Heiligtum der Matronen am Niederrhein wurde kurz nach 160 n. Chr. in Bonn im Bereich des heutigen Münster gebaut, obwohl der rheinische Matronenkult höchstwahrscheinlich schon seit dem späteren ersten nachchristlichen Jahrhundert existierte. Verantwortlich für dieses Heiligtum waren wohl local rekrutierte römische Soldaten der in Bonn stationierten Legio I Minervia, die vermutlich vor ihrem Einsatz gegen die Parther im mittleren Osten den Göttinnen eine Weihung versprachen, wenn sie für eine erfolgreiche und gesunde Wiederkehr der Truppen an den Niederrhein sorgen würden. (…) Vielleicht hatten die in den Krieg ziehenden Soldaten auch ihre am Rhein zurückgebliebenen Familien unter die Obhut der schützenden Matronen gestellt. Mit der Rückkehr der Legion an den Rhein wurden als Einlösung des Gelübdes der Tempel errichtet und eine ganze Serie von Weihedenkmälern an die Matronen aufgestellt. Erst unter römischem Einfluss nahm diese göttliche Triade menschliche Form an, und erst dann wurden die Matronen auf steinernen Denkmälern abgebildet. (…)
Offensichtlich typisch für die Matronen aus Bonn und Köln sind die Dreizahl der Göttinnen und die nicht-römische Kleidung der Figuren.

Alle drei Matronen tragen ein fast bodenlanges gegürtetes Gewand, das auf der Brust mit einer Fibel oder Brosche gehalten wird, darunter ist ein Unterrock zu erkennen.

Die beiden äusseren Frauen tragen eine grosse auffallende Kopfbedeckung, die mittlere Figur jedoch trägt keine und ihre Haare fallen frei über die Schultern. Die eine Haube tragenden Figuren gelten als ältere, vielleicht verheiratete Frauen, die barhäuptige Frau dagegen stellt möglicherweise ein jüngeres, unverheiratetes Mädchen dar. Alle drei haben Halsschmuck, entweder eine Kette mit einem halbmondförmigen Anhänger (lunula) oder einen Halsring (torques).

Bei einer Untersuchung anderer Weihedenkmäler und auch Grabsteinen aus dem Ubiergebiet stellt es sich deutlich heraus, dass die Göttinnen genau die ethnische Tracht tragen, mit der sich ihre menschlichen, ubischen Verehrerinnen kleideten.“ 3)