Telemannstraße
Eimsbüttel (1901): Georg Philipp Telemann (14.3.1681-25.6.1767), Komponist, Kantor.
Siehe auch: Brockesstraße
Georg Philipp Telemann war der Sohn der Pfarrerstochter Johanna Maria Telemann, geb. Haltmeier (14.3.1642 Bebertal Eins – 15.12.1711 Wormstedt), und des Pfarrers Heinrich Telemann (1646-1668).
Georg Philipp hatte noch fünf ältere Geschwister. Sein Vater starb, als er vier Jahre alt war.
Die ehemalige Direktorin des Museums für Hamburgische Geschichte, Prof. Dr. Gisela Jaacks, schreibt über Telemanns Werdegang: Er „entwickelte (…) schon früh Liebe und Begabung zur Musik, obwohl seine Mutter versuchte, ihn von diesem Berufsweg fern zu halten.“ 1) Sie soll alle Musikusse verachtet haben und ließ deshalb „sämtliche Instrumente im Umfeld des Jungen entfernen. Aber es half nichts, und so schickte sie ihn 1694 nach Zellerfeld im Harz, um ihn auf andere Gedanken zu bringen – vergebens. Wo er auch hinkam, wurde sein außerordentliches Talent entdeckt und gefördert. Nach der Schule ging er nach Leipzig, um der Mutter zuliebe Jura zu studieren. Doch auch hier schlug er musikalisch so ein, dass er schließlich 1704 Musikdirektor an der Universitätskirche wurde.“ 2)
Gisela Jaacks weiter: „Nur wenig später (…) folgte er einem Ruf des Grafen von Promnitz als dessen Kapellmeister nach Sorau (…). Eine aussichtsreichere Position ergab sich 1708 mit der Anstellung als Konzertmeister, ab 1709 dann als Kapellmeister am herzoglichen Hof in Eisenach.“ 1)
In Sorau muss Telemann auch seine zukünftige Ehefrau kennengelernt haben. Sie war eine Kammerjungfer der Gräfin Anna Maria von Promnitz und Tochter eines Kapellmeisters und dessen Ehefrau und hieß Juliane Eberlin (1681-1711). Am 14.1.1711 kam das erste Kind – eine Tochter - zur Welt. Sechs Tage später verstarb Juliane Telemann am 20.1.1711.
Der junge Witwer und Vater eines Säuglings erhielt 1712 „die Gelegenheit, Eisenach zu verlassen. Er übernahm die Stelle eines Kapellmeisters an der Barfüßerkirche in Frankfurt am Main und später das Musikdirektorenamt an der dortigen Katharinenkirche. In Frankfurt begründete er mit seinem kirchenmusikalischen Schaffen seinen überregionalen Ruhm, doch komponierte er auch weiterhin weltliche Werke, die ihm höfische Aufträge einbrachten,“ 1) so Gisela Jaacks.
Zwei Jahre nachdem Telemann staatlicher Musikdirektor geworden war, heiratete der damals 33-jährige Witwer 1714 die 16 Jahre jüngere und damals 17-jährige Maria Catharina Textor (1697-1775). Die junge Frau entstammte dem gehobenen Bürgertum. Sie war die Tochter von „Andreas Textor, Bürger und Ratskornschreiber in Frankfurt a. M., ehemaliger Auditeur im kurpfälzischen Jungheimischen Dragonerregiment, und Anna Clara, geb. Clauer“.3)
1721 wurde Telemann in Hamburg Kantor und Direktor musicus, nachdem er seine Werke in Brockes Haus (siehe Brockesstraße) und seine Oper „Der geduldige Sokrates“ in der Hamburger Gänsemarktoper hatte aufführen lassen.. „Seine neue offizielle Stellung“ – so Gisela Jaacks – „verlangte jedoch die Konzentration auf die Pflege der Kirchenmusik an allen Hamburger Hauptkirchen. (…). Dass Telemann sich damit nicht begnügte, sich um öffentliche Konzerte bemühte und die musikalische Leitung der Oper übernahm, erregte bei seinen geistlichen Dienstherren durchaus Unmut, und da Telemann selbst mit den finanziellen Bedingungen seines Amtes unzufrieden war, bewarb er sich bereits 1722 um das Thomaskantorat in Leipzig. Doch den Ruhm, den bekanntesten deutschen Komponisten für sich gewonnen zu haben, wollte sich der Hamburger Rat nicht streitig machen lassen. Telemanns Nachforderungen wurden erfüllt, seine nicht-geistlichen Nebentätigkeiten obrigkeitlich zugestanden und er blieb bis zu seinem Tod in Hamburg.“ 1)
Dort wohnte er eine Zeitlang mit seiner Frau und den vielen Kindern auf dem heutigen Rathausmarkt, dort wo bis 1840 die Gelehrtenschule des Johanneums stand.
Auf der Website der Hamburger Telemann Gesellschaft steht über die Ehe der Telemanns: „In 12 Jahren hatte Telemann mit Maria Catharina neun Kinder, von denen zwei starben. Zeitweise lebten damit in Telemanns Haushalt – seine Tochter aus erster Ehe, eine Magd, ein Hauslehrer und ein Schüler hinzugenommen – bis zu zwölf Personen.“ 4) Solch einen großen Haushalt mit einer Magd zu bewältigen, muss für Frau Telemann, die darüber hinaus auch noch sehr oft schwanger war, sehr schwer gewesen sein
Die Ehe scheint nicht glücklich gewesen zu sein. So beschwerte sich Georg Philipp Telemann 1740 in seiner Lebensbeschreibung darüber, dass ihm seine Ehefrau eine attraktive Berufschance verpatzt und ihn zunächst in Frankfurt gehalten hatte, weil sie in ihrer Heimatstadt bleiben wollte: „Indeß wußte eine winselnde Ehegattin nebst der Beredsamkeit meiner Verwandten und Bekannten, mich durch Scheingründe auf andere Gedanken zu bringen, und gab daher manchen Anlaß zu glauben, daß ich jetzt die Hauptthorheit bezahlet hätte, die ein jeder der Welt schuldig ist: in dem ich wieder nach Frankfurt ging.“
Sieben Jahre nach der Heirat mit Maria Catharina Textor verließ das Paar dann schließlich doch Frankfurt, um nach Hamburg zu ziehen.
Auf dramatische Szenen einer Ehe deutete 1724 eine Satire im „Patrioten“ und ein Marionettenspiel hin, das zur Oper „Don Quixotte in dem Mohren-Gebürge“ aufgeführt werden sollte, aber verboten wurde. Hier wurde Maria Catharina Untreue unterstellt, weil sie ihrem Mann „die Farbe nicht hielt“. Aber auch Georg Philipp schien kein Musterbeispiel ehelicher Tugend gewesen zu sein. So wurde er im Gewand eines gewissen Kilian vorgeführt, „(...) als wie ein alter Hirsch“ in der Zeit der Brunst „mit seiner Heerde Hindinn an der Seit“.
Nach zehn Jahren Ehe trennte sich das Paar 1735. Aber auch nach dem Ende der Ehe hörte der Streit zwischen den beiden nicht auf. Wie auch heute oft leider üblich, verweigerte der Ex-Gatte die Unterhaltszahlung. Der Blick in die „Historische Beschreibung der Witwen-Cassa beym Hamburgischen Johanneo“ – eine Witwenkasse, die 1735 gegründet wurde – belegt das: „Es hat zwar H. Telemann diesen Articul mit unterschrieben, weil er aber in Uneinigkeit mit seiner Frau gelebet, auch nachgehends a thoro et mensa von ihr geschieden worden, so hat er die beliebte Zulage niemahl entrichtet, und deswegen auch seine künftige Witwe und Kinder von den beneficiis ausgeschlossen worden.“ 5)
In einem Brief vom 1.9.1736 an Johann Reinhold Hollander, einem Handelsherrn in Riga, gab Telemann einen Hinweis auf die seiner Meinung nach vorhandene Verschwendungssucht seiner Ehefrau und auf seinen Schuldenberg. „Mein Zustand steht anitzt noch ziemlich zu ertragen. Die Frau ist von mir weg und die Verschwendung aus. Kann ich der Schulden mich von Zeit zu Zeit entschlagen, so kehrt das Paradies von neuem in mein Haus (...) Sie belaufen sich annoch auf etwa 1400 Rthl.“
Wohin Maria Catharina nach ihrer Scheidung zog, ist ungeklärt. Vielleicht lebte sie noch einige Jahre in der Nachbarschaft ihres Mannes und betreute ihre Kinder, ehe sie zu ihrer Familie nach Frankfurt zurückkehrte. Gewiss ist nur, dass sie dort am 7.6.1775 im Dominikanerkloster begraben wurde.
(Text über Maria Catharina Textor: Dr. Birgit Kiupel)
Der vielfache Vater war voller Schaffenskraft und unermüdlich für die Musik tätig. Dazu schreibt Gisela Jaacks: „Neben den unzähligen Kirchenkantaten entstanden als große Vokalwerke 46 Passionen (…) und 36 ‚Kapitänsmusiken‘ zu den während Telemanns Amtszeit nahezu alljährlich begangenen Jubelmahlen der Hamburger Bürgerkapitäne. (…) Für die Oper am Gänsemarkt komponierte Telemann 13 Opern sowie etliche Intermezzi und Divertissements. Daneben widmete er sich Werken für den kammermusikalischen Gebrauch, mit deren Veröffentlichung er sowohl seine finanzielle Situation verbesserte als auch seinen Ruf über den deutschsprachigen Raum hinaus verbreitete, waren sie doch auch für den geübten Laienmusiker ausführbar.“ 1)
Nachdem die Gänsemarktoper ihren Betrieb eingestellt hatte, widmete sich Telemann seiner Passion der Gartenarbeit. Er liebte Blumen und versuchte sich als Züchter solcher Kostbarkeiten.