Blättnerring
Langenbek, seit 1988, benannt nach Georgine Blättner, geb. Goldschmidt, (2.11.1871 Weener, am 15. 7.1942 deportiert nach Theresienstadt, dort am 9.12.1942 verstorben), Opfer des Nationalsozialismus
Stolperstein vor dem Wohnhaus Bansenstraße 13 in Heimfeld.
Georgine und Arondine Blättner (4.7.1875 Weener - 20.10.1943 KZ Theresienstadt) wuchsen als Töchter des jüdischen Ehepaares Aron und Lina Goldschmidt, geb. Rosenblatt, in ihrem Geburtsort Weener an der deutsch-niederländischen Grenze auf.
Georgines späterer Ehemann Martin Blättner (geb. 16.6.1863) war acht Jahre älter als sie und Inhaber eines Schuhwarengeschäfts in Harburg. Die Ehe blieb kinderlos. Martin Blättner starb im Alter von 69 Jahren am 7. Juli 1932 und wurde auf dem Jüdischen Friedhof in Harburg begraben.
Auch Arondine Blättner lebte später in Harburg a. d. Elbe. Ihr Ehemann, der Kaufmann Leopold Blättner (geb. 22.7.1876), führte zwar den gleichen Nachnamen wie sein Schwager, war aber nach bisherigen Erkenntnissen nicht direkt mit ihm verwandt. Am 11. Juli 1901 wurden Arondine und Leopold Blättner Eltern eines Sohnes namens Albert. Leopold Blättner starb mit 48 Jahren, und wurde wie seine Eltern auf dem Jüdischen Friedhof in Harburg begraben.
Nach dem Tod ihrer Ehemänner bewohnten die beiden Schwestern Arondine und Georgine Blättner offenbar eine gemeinsame Wohnung in der Bansenstraße 13.
Ab 1933 litten sie unter den Folgen der nationalsozialistischen Machtübernahme. Am 1. April 1933 standen Posten der Harburger SA auch vor dem Schuhwarengeschäft Blättner in der Bansenstraße, das Georgine Blättner nach dem Tod ihres Mannes weiterzuführen versuchte. Die Auswirkungen dieses Boykotts und der wachsende politische Druck trugen vermutlich dazu bei, dass das Geschäft in den folgenden Jahren geschlossen wurde.
Als nicht weniger schmerzlich dürfte Georgine Blättner den Abschied von ihrem einzigen Sohn Albert empfunden haben, der im September 1938 seine Wohnung in der Eißendorfer Straße 15 aufgab und mit seiner Frau Frieda nach Argentinien auswanderte. Andere Verwandte hatten bereits vorher den Weg ins Exil angetreten.
Eine weitere Folge der zunehmenden Bedrohung war der Umzug der beiden Schwestern in die Großstadt Hamburg, wo sie in den folgenden Monaten und Jahren immer wieder ihre Wohnung wechselten – oder vermutlich wechseln mussten. Schnell schmolzen ihre Ersparnisse dahin, von denen sie weitgehend ihre Lebenshaltungskosten zu bestreiten hatten, sofern nicht Verwandte ihnen gelegentlich etwas zukommen ließen.
Im Juli 1942 wurden Arondine und Georgine Blättner ins KZ Theresienstadt deportiert.
Arondine Blättners Leben endete am 9. Dezember 1942. Ihre jüngere Schwester Georgine starb zehn Monate später am 20. Oktober 1943, angeblich an Herzschwäche, wie es in ihrer Todesfallanzeige heißt.
Text: Klaus Möller, entnommen aus www.stolpersteine-hamburg.de