Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Pommernweg

Niendorf (1950): nach dem Stamm der Pommern.


Horst Beckershaus erklärt die Straßenbenennung wie folgt: benannt nach: „dem deutschen Neustamm an der Ostseeküste zwischen der Danziger Bucht und der Insel Rügen. Entstanden aus einer Mischung westslawischer Urbevölkerung mit geringer ostgermanischer Beimischung und niederdeutschen, holländischen und schwedischen Kolonisten etwa im 12. Jahrhundert.“ 1)

Über die Ausbreitung und politische Entwicklung der Pommern heißt es in der Enzyklopädie des Europäischen Ostens der Universität Klagenfurt: „Das Gebiet P.s war seit der Völkerwanderung von Slawen bewohnt. Östlich der Oder siedelten die Pomoranen. Vom Ende des 10. Jhs. bis 1035 war P. östlich der Oder Teil des Reiches von Bolesław Chrobry (995-1025). (…). 1102–22 unterwarf der polnische Herzog Bolesław III. Krzywousty (‚Schiefmund‘) P. erneut. Der Eroberung folgte die Christianisierung mit den Missionsreisen Bischof Ottos von Bamberg in den Jahren 1124/25 und 1128. (…). Die politische Herrschaft übte in P. seit dem 12. Jh. die Dynastie der Greifen (Gryfice) aus.
1181 wurde Bogislaw I. von Kaiser Friedrich I. Barbarossa mit dem Herzogtum belehnt, zwischen 1185 und 1227 musste P. die dänische Lehnshoheit anerkennen. Nach dem Ende der dänischen Vormachtstellung an der südlichen Ostseeküste geriet P. 1236 unter die Lehnsherrschaft der brandenburgischen Askanier und wurde damit in das Heilige Römische Reich integriert.“ 2)

Über die deutsche Besiedlung und die Ausbreitung deutschen Rechts in Pommern schreibt Christian Pletzing Enzyklopädie des Europäischen Ostens der Universität Klagenfurt: Diese: „setzten in der zweiten Hälfte des 12. Jh. ein. In Vorpommern und entlang der Oder erfolgte der Landesausbau v. a. in der ersten Hälfte, in Hinterpommern in der zweiten Hälfte des 13. Jh. Rügen wurde dagegen erst um 1300 deutsch besiedelt. Zwischen 1231 und 1278 wurden in P. 32 Städte gegründet, z.T. an Stelle älterer slawischer Siedlungen. Parallel zur deutschen Besiedlung erfolgte die Akkulturation und Assimilation der Pomoranen. Dabei handelte es sich um einen sehr langfristigen Prozess, der in Vorpommern zu Beginn des 15. Jh. abgeschlossen war, während in Hinterpommern östlich von Kolberg (Kołobrzeg) zu dieser Zeit noch die slawische Bevölkerung überwog. (…).“3)

Auch der agrarischen Entwicklung widmet sich Christian Pletzing und berichtet: „Im Laufe des 16. und 17. Jh. veränderte sich die agrarische Struktur P.s zu Lasten der Bauern durch die Entstehung der Gutswirtschaft. Bereits Ende des 15. Jh. waren als Folge der Pest und der sozioökonomischen Krisen des Spätmittelalters viele Bauernstellen nicht besetzt. Der Adel dagegen konnte von den günstigen Exportbedingungen für Getreide und forstwirtschaftliche Produkte profitieren. Durch Einziehung bäuerlichen Landes (Bauernlegen) und Rodung wurde der adlige Gutsbesitz vergrößert und nun durch schollenpflichtige leibeigene Bauern bewirtschaftet. Parallel dazu verschlechterte sich die rechtliche und soziale Situation der Bauern, denen umfangreiche Frondienste aufgebürdet wurden.“ 4)

Da der Pommernweg 1950 benannt wurde, soll im Folgenden auch auf die politische Situation von Pommern eingegangen werden. Und auch in diesem Fall soll Christian Pletzing zitiert werden: „Nach den Beschlüssen der Potsdamer Konferenz fiel 1945 Hinterpommern bis zur Oder einschließlich Stettins an Polen. Die deutsche Bevölkerung dieses Gebiets – etwa 1,9 Mio. Menschen bei einer Gesamtbevölkerung P.s von 2,4 Mio. (1939) flüchtete 1945 vor der sowjetischen Armee, wurde bis 1948 vertrieben oder siedelte später aus. 375.000 Menschen verloren bei der Flucht ihr Leben, nur eine kleine deutsche Minderheit blieb in Hinterpommern zurück. Die neuen Bewohner Hinterpommerns und Stettins kamen aus Zentralpolen, aber auch aus den von der UdSSR annektierten östlichen Landesteilen Vorkriegspolens. Hinzu kamen 53.000 Ukrainer, die im Rahmen der ‚Aktion Weichsel‘“ aus dem Südosten Polens zwangsumgesiedelt wurden. Der bei Deutschland verblieben Teil der Provinz P. ging im neuen Land Mecklenburg-Vorpommern auf, das 1952 durch mehrere Bezirke ersetzt wurde. Die traditionelle gesellschaftliche und agrarische Struktur erfuhr durch die Enteignung des Großgrundbesitzes im Zuge der Bodenreform einschneidende Änderungen. (…).“ 5)