Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Licentiatenweg

Groß Borstel (1903): benannt nach dem Weg, der zum Licentiatenberg führt in Bezug auf Licentiaten.


Siehe auch: Am Licentiatenberg

Laut Wikipedia ist ein: „Lizenziat (auch Lizentiat; von lateinischen licentiatus abgeleitet, abgekürzt lic.) der Inhaber einer akademischen Licentia docendi (Erlaubnis zu lehren). Es ist zudem ein akademischer Grad, der ursprünglich im Anschluss an das Bakkalaureat und dann teils als Vorbedingung für den Magister oder das Doktorat oder auch als gleichrangiges Äquivalent erworben wurde.“1)

Im selben Jahr, als die deutschen Hochschulen 1908 Frauen als Studierende zugelassen hatten, erwarb die erste Theologin, Carola Barth (1879-1959), das Licentiat. Kirchliche Examina durften Theologinnen aber erst ab den 1920er Jahren abschließen.2)

Der Licentiatenweg liegt in Groß Borstel und führt zum dortigen Licentiatenberg. Dieser ist ein noch heute erkennbarer Grabhügel aus der Steinzeit. Vor 1800 hieß dieser Hügel noch Jungfrauenberg, später dann Licentiatenberg. „Für den heutigen Namen gibt es verschiedene Erklärungsansätze. So könnte der Name sich vom lateinischen ‚Licentia‘ ableiten, wobei die Lizenz zur Rechtsprechung gemeint ist, (…)

Die Kollauer Chronik (von Adolph Hansen und Rudolf Sottorf aus dem Jahr 1922) bietet eine andere Deutung des Namens. Groß Borstel befand sich lange im Besitz des Harvestehuder Zistersienserklosters. 1529 ging dieses im Zuge der Reformation in das evangelische St.-Johannis-Kloster in Eppendorf über. Die Nonnen des Klosters unternahmen gerne Ausflüge zum Grabhügel nach Groß Borstel, weshalb dieser wohl auch Jungfrauenberg genannt wurde.

In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts soll eine der Nonnen des Klosters hier heimlich einen Licentiaten, einen Gelehrten, getroffen haben. Der melancholisch veranlagte Akademiker habe sich dann aber, vielleicht aus unerfüllter Liebe, an einer der Linden auf dem Berg erhängt. Der Name Licentiatenberg erinnere an dieses Ereignis.
Es ist aber als dritte Erklärung ebenfalls möglich, dass der Name vom Licentiatenberg in Harvestehude, benannt nach dem Licentiaten und Dichter Friedrich von Hagedorn (1708-1754), recht profan auch auf den Hügel in Groß Borstel übertragen wurde. Beide Hügel waren den Hamburger Bürgern gleichermaßen ein beliebtes Ausflugsziel“3), schreibt André Schulz für den Kommunal-Verein von 1889 in Groß-Borstel.