Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Woyrschweg

Bahrenfeld (1950): Felix Woyrsch (8.10.1860 Troppau/Schlesien -20.3.1944 Hamburg), Komponist, Leiter der Altonaer Singakademie.


Früher hieß die Straße Weberstraße, benannt 1905 nach dem Komponisten Karl. M. von Weber. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).

In der 1938 erstellten Vorschlagliste für neue Straßennamen und Umbenennung im Zuge des Groß-Hamburg Gesetzes sollte der Katzenstieg in Woyrschweg umbenannt werden. (Staatsarchiv Hamburg: 133-1 II, 38, neu vorgeschlagene Straßennamen nach Stadtteilen geordnet, 1938.)
Felix Woyrsch war „der Sohn eines aus dem Militär ausgetretenen Offiziers, der einem alten südböhmischen, ab etwa 1500 in Troppau ansässigen Adelsgeschlecht entstammte, und einer Schauspielerin“ 1), schreibt Andreas Dreibrodt. Bei der Schauspielerin handelte es sich um Kornelia von Leuchert (1825 Österreich-1903 Altona), später verheiratete Kern. 2) Laut der Heiratsurkunde von Felix Woyrsch war er der ledige Sohn von Kornelia von Leuchert und hieß mit Nachnamen von Leuchert, genannt Woyrsch. 3)

Andreas Dreibrodt schreibt über den Lebensweg von Felix Woyrsch: „Katastrophal wirkte sich der Tod des Vaters aus, als Felix sechs Jahre alt war, denn ohne Unterstützung durch die Adelsfamilie des Vaters musste die Mutter die kleine Familie allein durchbringen; an eine planvolle Förderung des sich andeutenden musikalischen Talents des Jungen war gar nicht zu denken. Noch vor dem Stimmbruch ist Woyrsch mit seiner Mutter über Dresden nach Hamburg bzw. Altona gezogen; dies wird im Kreise seiner Nachfahren überliefert. Schon früh musste er zum Lebensunterhalt der Familie beitragen, unter anderem wohl auch auf Jahrmärkten, wo er als „Kunstpfeifer“ auftrat. Bei einer solchen Gelegenheit wurde er von dem Hamburger Komponisten und Chorleiter Heinrich Chevallier (1848-1908) entdeckt, als dieser einer Gruppe von Künstlern zuschaute, die mit ihren Musikinstrumenten Kunststücke aufführten. Chevallier war so begeistert von den musikalischen Fähigkeiten des Jungen, dass er ihm kostenlos musikalischen Unterricht erteilte. Woyrsch bekam jetzt auch Gelegenheit, bei Kirchen- und Chorkonzerten, die von Chevallier geleitet wurden, im Chor mitzuwirken. Musikalisch entwickelte sich der Heranwachsende rasch, so dass seine Mutter später schreiben konnte: ‚Seit seinem 16. Jahre ernährt er sich und mich mit seinem Talent und hat seinem Namen nur Ehre gemacht‘.“.4)

1887 wurde Woyrsch Leiter der Altonaer Liedertafel. 1889, im Alter von 29 Jahren heiratete Felix Woyrsch die gleichaltrige Gärtnerstochter Margaretha Eleonora Friederike Mathilde Wegener (19.12.1860 Altona – 11.1.194 Altona). 5) Über sie und die gemeinsamen Kinder erfährt man in den einschlägigen Porträts über Felix Woyrsch nichts, noch nicht einmal den Namen der Ehefrau.
Als Felix Woyrsch 1893 Leiter des Altonaer Kirchenchores wurde, war er bereits Vater von zwei kleinen Kindern, geboren 1890 und 1891. 6)

Über Woyrsch’s berufliche Tätigkeit als Leiter des Altonaer Kirchenchores schreibt Andreas Dreibrodt: „Als dessen Dirigent [gab] Woyrsch jetzt wöchentlich unentgeltliche Konzerte an verschiedenen Altonaer Kirchen (…) und Programme mit Chor- und Orgelwerken sowie Solodarbietungen (…). Diese Konzerte, als deren Leiter Woyrsch fast 45 Jahre tätig war, prägten ihn in nicht unerheblichem Maße, denn es war ihm immer ein Anliegen, auch minder bemittelte Schichten der Bevölkerung an die musikalische Hochkultur heranzuführen.“ 7)

1894 wurde Woyrsch Vater des dritten Kindes. 8) Ein Jahr später avancierte er 1895 zum Leiter der Altonaer Singakademie, außerdem wurde er Organist an der Altonaer Friedenskirche und später an der Johanniskirche (1903-1926).

1884 veröffentlichte er seine ersten Kompositionen. 1886 wurde in Altona seine erste Oper „Der Pfarrer von Meudon“ und 1896 seine letzte Oper „Wikingerfahrt“ aufgeführt. 9)

1899 wurde das vierte Kind geboren. 1903, Woyrsch war nun Vater von vier Kindern im Alter von 13, 12, 9 und 4 Jahren, tat sich „die Chance auf (…),, im Neubau des Hotels Kaiserhof einen Konzertsaal zu errichten, [es] gelang (…) ihm in Zusammenarbeit mit der Stadt Altona, 1903 die ‚Städtischen Volks-, Schüler- und Symphonie-Konzerte‘ zu konstituieren. Woyrsch leitete diese Konzertreihe bis zu seiner Pensionierung 1931, ab 1914 unter dem Titel eines ‚Städtischen Musikdirektors‘. Eine ganz besondere Ehre wurde Woyrsch zuteil, als zum 25-jährigen Bestehen der Konzertreihe alle Sinfoniekonzerte mit Werken ihres Leiters bestritten wurden.1903 wurde Woyrsch zum Städtischen Musikdirektor ernannt und war damit Leiter der städtischen Symphonie, Volks- und Schülerkonzerte mit dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg“10)

1910 begann er mit der Komposition von Kammermusik.1917 wurde er Mitglied der Preußischen Akademie der Künste und führte sein letztes Oratorium „Da Jesus auf Erden ging“ auf. 11)
Felix Woyrsch erhielt viele Ehrungen und Preise und ging 1931 mit 71 Jahren in den Ruhestand, was seine Stellung als Musikdirektor betraf.

1933 wurde Woyrsch als Leiter der Altonaer Singakademie durch die Nationalsozialisten zwangspensioniert. Woyrsch zog sich in die „innere Emigration“ zurück.12) Dazu schreibt Andreas Dreibrodt: „Im Zuge der nationalsozialistischen Gleichschaltung wurde Woyrsch 1933 weitgehend aus dem Altonaer Musikleben eliminiert, vordergründig aus Altersgründen. Doch darf vermutet werden, dass der musikalische Repräsentant Altonas aus der Zeit der Weimarer Republik als nicht opportun galt für die Reorganisation des Musiklebens der Stadt. Besonders traf es Woyrsch, als ihm der Vorstand der Altonaer Singakademie den Rücktritt nahelegte. Dennoch war Woyrsch als Komponist auch im sogenannten ‚Dritten Reich‘ durchaus umworben, wovon eine Reihe von Auszeichnungen zeugt, darunter die ‚Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft‘ (1936) und der bedeutende ‚Staatliche Beethoven-Preis der Preußischen Akademie der Künste‘ (1938). Bereits früher erworbene Auszeichnungen, wie die Ernennung zum Professor (1901), die Ernennung zum Mitglied der ‚Königlichen Akademie der Künste zu Berlin‘ (1917) oder die Verleihung der ‚Silbernen Plakette der Stadt Altona‘ (1928) verdeutlichen seinen prominenten Status im deutschen Musikleben der damaligen Zeit.“ 13)

In Wikipedia heißt es über Woyrsch Werke u. a. „Tiefste Religiosität ist die Haltung dieses Gesamt- und Lebenswerkes, beginnend mit dem Frühwerk der Weihnachtsmusik Geburt Jesu op. 18, über das Passions-Oratorium op. 45, hinweg zu energiegespanntester Monumentalität sich steigernd im Ausklang des Mittelpunktes dieses Gesamtwerkes, des Totentanzes", seine innerlichste Erfüllung endlich findend im Mysterium Da Jesus auf Erden ging.“ 14)