Wetkesgarten
Hamm (1929): nach der Familie Wetken, aus der Bürgermeister und Ratsherren stammen.
Hier befand sich der Landsitz der Familie Wetken.
Im Folgenden sollen drei Vertreter dieser Familie genannt werden:
Johann Wetken (geboren vor 1470 Hamburg – 26.2.1538 Hamburg) hatte Jura studiert und wurde Hamburgs erster evangelischer Bürgermeister. Zuvor hatte er einige Zeit an der Greifswalder Universität gelehrt. Nach 1505 kam er nach Hamburg zurück, wo er als Ratssekretär und Stadtschreiber tätig wurde, „da gemäß früheren Reformbeschlüssen des Kaisers Sigismund der Stadtschreiber gleichzeitig ein öffentlicher Notar sein musste. Zusätzlich war es in Hamburg zu damaliger Zeit üblich, dass diese Stadtschreiber nicht verheiratet sein sollten. Doch Wetken störte sich nicht daran und heiratete um 1510 Margarethe von Spreckelsen, die Tochter des Hamburger Bürgermeisters Johann von Spreckelsen und war somit erst der Zweite, der dieses kaiserliche ‚Zölibat‘ nicht einhielt.
Zu einer Zeit, als Martin Luther [siehe: Martin-Luther-Straße] die Reformation einführte, fing nun auch Johann Wetken an, sich für diese neue Bewegung zu interessieren. Sein Schlüsselerlebnis war schließlich, als er im Jahre 1525 (…) als Delegierter in Bremen weilte. Wetken war fasziniert davon, wie diese mittlerweile evangelische Stadt sich den Machenschaften des Erzbischofs (…) widersetzte. (…). mit der Wahl Wetkens in den Rat der Stadt Hamburg im Frühjahr 1526 und zwei Jahre später am 12. März 1528 zum Hamburger Bürgermeister, (…), veränderte sich die konfessionelle Haltung des Rates. (…).
Johann Wetken war somit an der Einführung und Umsetzung der Reformation in Hamburg maßgeblich mitbeteiligt und hatte dafür gesorgt, dass dieser Umbruch friedlich vonstattenging. (…). Wetken blieb noch bis zum Jahre 1533 Bürgermeister, schied dann aus gesundheitlichen Gründen aus und starb schließlich am 26. Februar 1538.“ 1)
Hermann Wetken (1522 Hamburg – 13.10.1595 Hamburg), Sohn von Johann Wetken wurde ebenfalls Hamburger Bürgermeister. Nach seinem Jurastudium wurde er 1554 zum Ratsherrn und 1564 zum Hamburger Bürgermeister gewählt. Er ließ 1592 z. B. Gotteswohnungen für Witwen und Jungfrauen errichten. Gotteswohnungen waren eine Bleibe für verarmte Frauen. Viele von ihnen befanden sich zum Beispiel in der Spitalerstraße, Rosenstraße, Kurze Mühren, und Rademachergang. Gestiftet von Hamburger Kaufleuten, Ratsherren, Senatoren, Bürgermeistern und deren Frauen, galten sie als probates Mittel, den im Laufe der Zeit angehäuften Reichtum zu legitimieren. Viele dieser Stiftungen boten ausschließlich Frauen Unterkunft, denn das Gros der Alten und Verarmten war weiblich.
Wer sich wegen Alters und Gebrechlichkeit nicht mehr allein versorgen konnte und keine Möglichkeit besaß, bei seinen Kindern unterzukommen, dem boten Gotteswohnungen Unterkunft. Arme Witwen konnten die oft hohen Eintrittsgelder jedoch meist nicht bezahlen. Auch besaßen sie keine Wertgegenstände, die anstatt eines Eintrittsgeldes der Privatstiftung, die solche Gotteswohnungen errichteten und verwalteten, übergeben werden konnten. Deshalb fanden diese Frauen ihre letzte Zuflucht in Hospitälern.
Die Bewohnerinnen von Gotteswohnungen hingegen hatten meist einmal „bessere Tage“ erlebt, gehörten dem Mittelstand an und besaßen deshalb einiges Geld, um das Eintrittsgeld zu entrichten oder verfügten über Wertgegenstände, die nach ihrem Tod an die Stiftung fielen.
Die Gotteswohnungen von Hermann Wetken lagen in der Rosenstraße 93. Dieser Gotteshof bestand aus zehn Buden (Buden: kleine zweigeschossige Bauten, die in den Hinterhöfen standen) und einem Vorderhaus zur Straße hin. Beim großen Brand 1842 wurden die Häuser zerstört. Vergeben wurden die Wohnungen an über 50jährige Witwen und Jungfrauen christlicher Religion zu einem hohen Eintrittsgeld. Nach dem Tod der Bewohnerinnen erhielt die Stiftung das Mobiliar der Verstorbenen.
Hermann Wetken war mit Gesche Nigel (gestorben 1587) verheiratet. Das Paar bekam vier Kinder. „Sein zweiter Sohn Johann (gestorben 1616) studierte (…) in Rostock, wurde zunächst Kaufmann, bevor er schließlich im Jahre 1603 in den Rat und 1614 ebenfalls zum Bürgermeister von Hamburg gewählt wurde, aber auf Grund seines frühen Todes nicht mehr viel bewegen konnte. Er war in erster Ehe vermählt mit Margrethe Fockes (Fuchs), Tochter des Domherrn Kilian Fockes, in zweiter Ehe mit Maria von Kampe (vam Kampe), Tochter des Bürgermeisters Joachim von Kampe, und schließlich in dritter Ehe mit Elisabeth von Eitzen (1578–1649), Tochter des Hamburger Bürgermeister Dirick (Dietrich) von Eitzen. Elisabeth übernahm nach dem Tod ihres Mannes zusätzlich auch das Haus ihres Schwiegervaters Hermann Wetken in der Deichstraße zu Hamburg.“2)
Der Urenkel von Johann Wetken (1470-1538) und Enkel von Hermann Wetken, Johann Wetken (1584-7. oder 9.9.1643) wurde Kaufmann, 1621 Provisor an St. Hiob; 1626 Richter am Niederngericht und Jurat; 1628 Vorsteher von St. Gertrud; 1628 Oberalter; 1632 Vorsteher des St. Johannis Klosters; 1641 Ratsherr. Er war 3x verheiratet: Sophie von Pein; Gertrud von Spreckelsen; Katharina Wullrave. Die drei Frauen bekamen jeweils drei Kinder.3)