Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Albertstraße

Hammerbrook (1858): Prinz Albert von Sachsen-Coburg (26.8.1819 Schloss Rosenau bei Coburg – 14.12.1861 Schloss Windsor, Berkshire), Prinzgemahl von Königin Victoria von England


Siehe auch: Kaiser-Friedrich-Ufer
Siehe auch: Kaiser-Wilhelm-Straße

Albert war der Sohn von Luise von Sachsen-Gotha-Altenburg (21.12.1800 – 30.8.1831) und Herzog Ernst I von Sachsen-Coburg-Saalfeld (2.1.1784-29.1.1844) und hatte noch einen Bruder. Als Albert sieben Jahre alt war, ließen sich seine Eltern scheiden. Die Ehe seiner Eltern war eine, aus politischen Gründen arrangierte Ehe gewesen. Schon nach kurzer Ehezeit lebte sich das Ehepaar auseinander. Herzog Ernst I hatte mehrere Maitressen. So zeugte er mit der Theaterstatistin und Chorsängerin Henriette Adelaide, genannt Pauline Panam (1789-1840) den 1809 geborenen Sohn Ernst August; 1817 kam Berta zur Welt, die Alberts Vater mit Sophie Fermepin de Marteaux (1797-1885) hatte. 1)

Auch Luise suchte ihr Glück woanders. So hatte sie 1823 „ein Verhältnis mit dem Kammerjunker Gottfried von Bülow sowie im Sommer 1824 eine Liaison mit dem Reisestallmeister Maximillian Alexander von Hanstein.“ 2) Doch diese selbstbestimmten Glücksmomente durfte Luise nicht ungeschoren leben. Sie musste 1824, als ihre beiden 1818 und 1819 geborenen Kinder noch klein waren, „Coburg verlassen. (…). Sie litt jedoch sehr unter der Trennung von ihren beiden Söhnen. Bilder der Kinder und Besuchsrecht wurden ihr verweigert. Luises Geliebter, Freiherr Alexander von Hanstein, zog mit (…). Die Scheidung gegen ihren Willen folgte am 31. März 1826, sie nannte sich aber weiterhin Luise Herzogin zu Sachsen. Alexander von Hanstein wurde zur Schaffung der standesmäßigen Voraussetzungen für eine Ehe mit Luise am 19. Juli 1826 von Herzog Friedrich von Sachsen-Altenburg (…) zum Grafen von Pölzig und Beiesdorf ernannt. Am 18. Oktober 1826 heirateten Luise und Alexander (…). Luise nahm großen Anteil am gesellschaftlichen Leben und wurde im Fürstentum als Landesmutter verehrt. Am 16. Februar 1831 reiste Luise mit ihrem Mann aufgrund eines zunehmend schlechteren Gesundheitszustandes zwecks Untersuchungen nach Paris. Es wurde ein unheilbarer Gebärmutterkrebs festgestellt. Bettlägerig verstarb Luise am 30. August 1831 in Paris.“ 3)

Im Wikipedia-Eintrag zu Albert von Sachsen Coburg heißt es über dessen Kindheit: „Über die Empfindungen Alberts nach der plötzlichen Trennung von seiner Mutter ist wenig bekannt. Weder seine Tagebücher sind in diesem Punkt aussagekräftig, noch nimmt er in späteren Briefen dazu Stellung, obwohl die Scheidung der Eltern und die Erpressungsversuche der früheren minderjährigen Geliebten seines Vaters, Pauline Panam Gesprächsstoff an den europäischen Fürstenhöfen waren. Lediglich seine Tochter Victoria berichtet später, dass ihr Vater ihr häufig erzählt habe, dass er seine Kindheit als unglücklich und elend empfunden und er sich oft aus dieser Welt fortgewünscht habe Auch wenn Albert es nicht wagte, sich seinem Vater öffentlich zu widersetzen, so verachtete er dessen amoralisches Leben und begann schon als Kind damit, sich eine Gegenwelt aufzubauen, in der Moral, Arbeit, Pflichtgefühl und Disziplin an oberster Stelle standen.“ 4)

Eine enge Bindung hatte Albert in seiner Kindheit zu seiner (Stief)Großmutter mütterlicherseits Karoline Amalie von Hessen-Kassel (1771-1848). Im Wikipedia-Eintrag zu ihr ist nachzulesen: „1824 begründete sie in der Residenzstadt Gotha die ab 1828 nach ihr benannte Karolinenschule, in der Töchter minderbemittelter Eltern nach der Konfirmation unterrichtet und zu Dienstboten ausgebildet wurden. Die ebenfalls von ihr ins Leben gerufene Karolinenstiftung zahlte aus den Zinsen des Legats jährlich 438 Mark für Armenzwecke und 300 Mark als Stipendien für Gymnasiasten.“ 5)

Als Albert 13 Jahre alt war, heiratete sein Vater 1832 Marie von Württemberg (1799-1860), die 15 Jahre jüngere Nichte des Vaters. Marie wurde also Alberts „Stief“mutter. Über sie heißt es in ihrem Wikipedia-Eintrag: „Die weltgewandte Marie interessierte sich vor allem für Literatur, Musik, Theater und Kunst. Das neu erbaute Coburger Hoftheater wurde an ihrem 41. Geburtstag eröffnet. (…). Sie kümmerte sich persönlich um die Dienerschaft. 1836 übernahm sie das Protektorat für das Gothaer Marien-Institut, eine private Unterrichtsanstalt für Mädchen. Am 3. Mai 1842 stiftete sie in Coburg 2000 Taler zur Gründung einer ‚Bewahranstalt für kleine Kinder hiesiger Stadt nach dem Vorbild eines gleichen Instituts der Residenzstadt Gotha‘.“ 6)

Auch in seiner zweiten Ehe hatte Alberts Vater Liebschaften, in denen er Kinder zeugte. So kamen 1838, sechs Jahre nach seiner zweiten Eheschließung, Zwillingssöhne auf die Welt, die Herzog Ernst I mit der Bettenmeisterin Margaretha Braun gezeugt hatte. 7)

Prinz Albert von Sachsen-Coburg musste eine arrangierte Ehe eingehen. Das geschah 1840, als Albert 21 Jahre alt war.

In erster Linie waren es adlige Damen, die seit Jahrhunderten ihr privates Glück dem Wohl des Staates opfern mussten, indem sie Opfer adliger Heiratspolitik wurden, damit adlige Dynastien mehr Macht und Einfluss erringen konnten. In diesem Fall wurde nun ein adliger Mann verheiratet. Die englische Königin Victoria (24.5.1819 Kensington Palace London – 22.1.1901 Osborne House Isle of Wight) wählte ihn zum Gemahl. „Ihr gleichaltriger Vetter mütterlicherseits, Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha (1819-1861) durfte anreisen, um sich begutachten zu lassen. Der belgische König Leopolt I. hatte diese Verbindung seiner Nichte mit seinem Neffen von langer Hand geplant (…). Bereits bei seinem ersten Besuch in London im Jahre 1836 hatte der gutaussehende und intelligente Albert, (…) auf Victoria großen Eindruck gemacht“, 8) schreibt Barbara Beck in ihrem Buch „Glanz, Pomp und Tränen“. Und so kam es, wie es kommen musste: Victoria, als die Ranghöhere, machte Albert einen Heiratsantrag. Barbara Beck schreibt dazu: „Für die junge Monarchin war es die große Liebe. Ob es bei dem Auserwählten ebenfalls eine Entscheidung aus Liebe war, darf bezweifelt werden. Für ihn stellte die Ehe mit seiner königlichen Cousine wohl eher eine Lebensaufgabe und Pflichterfüllung dar.“ 9)

Wie sehr Victoria darauf bedacht war, ihrem Mann ihre größere Macht und höhere Stellung nicht zu zeigen, wird in der Auswahl ihrer Hochzeitsrobe deutlich. Sie verzichtete auf die: „purpurrote samtene Staatsrobe, die ihr als Monarchin zustand, da sie ihr Ehegelöbnis als künftige Ehefrau ihres angebeteten Albert und nicht als Herrscherin ablegen wollte. Sie wählte stattdessen ein Kleid aus weißem Seidensatin und Spitze, das dem damaligen Modegeschmack folgte.“ 10)

Trotz dieser netten Geste: ein Prinzgemahl hatte einen ebenso schweren Stand in den adligen Kreisen wie eine „eingeheiratete“ adlige Dame, die mit einem Herrscher verheiratet worden war. Die adlige englische Gesellschaft lehnte den nicht gerade vermögenden Albert ab. Er selbst fühlte sich am Hofe fremd. Sein Bruder Ernst äußerte sich über die schwierige Position Alberts: „Als Königin schwebt sie in anderen Regionen, Albert wird übersehen. Wünscht er etwas zu wissen und, nach langem Überlegen, eine unschuldige Bemerkung zu machen, so erhält er eine spitze, ausweichende, ja oft gar keine Antwort. Sie springt vom Thema ab, und die Konversation zwischen den Ehegatten ruht wieder für einige Tage auf den Hunden, Kleidern, Miniaturgemälden und Musikalien,“ 11) so Barbara Beck in ihrem sehr lesenswerten Buch, in dem sie über die Rolle des Prinzgemahls Albert schreibt: „In der Kindererziehung durfte Albert anfangs ebenfalls nicht mitreden. Frustriert schrieb der gelangweilte Prinz im Mai 1840: ‚Die Schwierigkeit, meinen Platz mit voller Würde auszufüllen, liegt darin, dass ich nur der Mann, aber nicht der Herr im Hause bin.‘“

Doch bald, als die ersten Kinder geboren wurden, so Barbara Beck, wurde Albert der wichtigste Berater seiner Frau. Er wurde, wie er selbst formulierte: „das natürliche Familienoberhaupt, Oberinspektor des königlichen Haushalts, Manager der Privatangelegenheiten der Königin, einziger vertrauter Berater in politischen Fragen, einziger Gehilfe in ihren Beziehungen zu den Mitgliedern der Regierung, außerdem ihr Ehemann, Erzieher der Kinder, Privatsekretär der Königin und ihr ständiger Minister.“ 12)

Innerhalb von 17 Jahren wurden neun Kinder geboren, in den ersten sechs Ehejahren davon 5. Das bedeutete, dass Alberts Frau in kurzen Abständen innerhalb dieser 17 Jahre schwanger war und neun Mal ihr Leben bei der Geburt ihrer Kinder aufs Spiel setzte. Über Fehlgeburten wissen wir nichts.

Eines ihrer Kinder war Victoria von Großbritannien und Irland (21.11.1840 Buckingham Palace London – 5.8.1901 Schloss Friedrichshof, Kronberg im Taunus), die später Friedrich III. (siehe: Kaiser-Friedrich-Ufer) heiratete und somit Kaiser-Wilhelm I. (siehe: Kaiser-Wilhelm-Straße) ihr Schwiegervater wurde.

Königin Victoria „empfand jede ihrer Schwangerschaften als Qual und Zumutung. Mit Neugeborenen konnte sie nichts anfangen; ihre ungerichteten Bewegungen empfand sie als froschartig und wenig anziehend. Prinz Albert dagegen war ein begeisterter Vater, der die Geduld fand, den Kleinen bei ihren ersten Versuchen behilflich zu sein, sich selbst anzuziehen, der später mit seinen Kindern Schmetterlinge jagte, Drachen steigen ließ, Schneemänner baute, mit ihnen Schlittschuh lief und rodeln ging. Königin Victoria beschrieb ihr Familienleben in einem Brief an König Leopold kurz nach der Geburt der ersten Tochter folgendermaßen: ‚Es würde Dich amüsieren, zu sehen, wie Albert mit ihr [Victoria, der ersten Tochter] im Arm tanzt. Er würde ein treffliches Kindermädchen abgeben (ich nicht, sie ist mir viel zu schwer zu tragen), & sie scheint so glücklich, wenn sie zu ihm kann, [...]‘“ 13)

Auch Albert betätigte sich wie die Gemahlinnen von Herzögen, Königen usw. auf sozialem Gebiet – ohne dabei wie alle anderen aus seiner Gesellschaftsschicht den Status von Arm und Reich zu hinterfragen und den Ursachen nachzugehen. So gehen die ersten Entwürfe für Arbeiterwohnungen in Großbritannien auf Albert zurück. Diese Häuser sollten über eine Wasserleitung und Toiletten mit Wasserspülung verfügen.

Albert starb bereits mit 42 Jahren im Jahr 1861. Man vermutet, dass er an einer Magenkrankheit gelitten hat. Der Tod Alberts stürzte Victoria in Verzweiflung. Sie schrieb: „Mein Leben als glücklicher Mensch ist zu Ende! Die Welt ist für mich zu Ende! Wenn ich doch weiterleben muß, so ist es um unserer vaterlosen Kinder Willen […] Sein Edelmut war zu groß, sein Streben zu hoch für diese elende Welt! Sein Geist lebt nun in der Welt, die er verdient!“ 14) Fortan trug Victoria bis zu ihrem Lebensende Witwentracht. Als 1864/65 der langjährige Diener John Brown (1826-1883) Victorias persönlicher Reitknecht wurde, machte Victoria ihn zu ihrem ständigen Begleiter, da sie seine Diskretion und Zuverlässigkeit schätzte. „Lange Zeit verkroch sich die Königin in ihrer Trauer um den verstorbenen Gemahl, Brown gab ihr ein Stück Lebensfreude zurück. Ab 1864 unternahmen die beiden tägliche Ausritte. Brown war der Einzige, der morgens unangemeldet das Schlafzimmer der Queen betreten durfte – und er verbrachte ungestört viele Stunden bei ihr. (…) Häufig fand man den Schotten ‚sturzbetrunken‘, schlafend auf dem Boden vor dem Privatgemach der Queen. Das alles reizte natürlich die zahlreichen Kinder Victorias, die teilweise auch eifersüchtig reagierten,“ 15) schreibt Anna Eunike Röhrig in ihrem Buch "Mätressen und Favoriten".

Queen Victoria machte Brown Geschenke, erhöhte sein Gehalt, und als er starb, war sie untröstlich. In ihren Sarg ließ sie sich eine Haarsträhne, sein Portraitphoto und einen Ring von ihm mit hineinlegen.