Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Kaiser-Friedrich-Ufer

Eimsbüttel (1912): Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl von Preußen Kaiser Friedrich III. (18.10.1831 im Neuen Palais in Potsdam – 15.6.1888 im Neuen Palais in Potsdam). 99 Tage Deutscher Kaiser und König von Preußen, Freimaurer


Siehe auch: Hohenzollernring
Siehe auch: Kaiser-Wilhelm-Straße, Vater
Siehe auch: Albertstraße, Schwiegervater
Siehe auch: Adalbertstraße, Enkel
Siehe auch: Kronprinzenstraße, Enkel
Siehe auch: Augustenpassage, Schwiegertochter

„Im Stadtgebiet von Hamburg wurden kurz nach der Entstehung der Weimarer Republik politisch motivierte Umbenennungen nicht festgestellt. Die Namen von Fürsten, Prinzen und Politikern der Monarchie-Zeit überdauerten die ersten Jahre und wurden erst um 1928 in Frage gestellt. Um diese Zeit nämlich beantragte die Kommunistische Fraktion der Bürgerschaft die Umbenennung von sieben Straßen bzw. Kais, die nach Personen aus dem Kreis der kaiserlichen Familie der Hohenzollern benannt worden waren. Es handelte sich dabei um die Kaiser-Wilhelm-Straße, den Auguste-Viktoria-, Kaiser- und Kronprinzenquai sowie um das Kaiser-Friedrich-Ufer und Kaiserhöft. Sie unterbreitete eigene Vorschläge, darunter Namen wie Ferdinand Lassalle, Wilhelm Liebknecht, Karl Marx, Friedrich Engels, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht.

Dieser Vorschlag und eine damit zusammenhängende Anfrage aus dem Jahre 1929 wurde von der Bürgerschaft bzw. vom Senat abgelehnt. In der Begründung des Senats aus dem Jahre 1929 heißt es: ‚Der Senat ist der Auffassung, daß der Idee des Volksstaates besser als durch die Änderung von historisch erklärbaren Straßen- und Kaibezeichnungen durch Verantwortungsbewußtsein gegenüber der Verfassung gedient werden kann. Im übrigen hat der Senat bereits bewiesen, daß er bereit ist, Männer und Frauen, die sich um Hamburg oder die deutsche Republik Verdienste erworben haben, durch Benennung von Straßen nach ihrem Namen zu ehren. Er lehnt es ab, auf Vorschläge für staatliche Ehrungen einzugehen, die dem Demonstrationsbedürfnis einer den heutigen Staat bekämpfenden Gruppe entspringen.‘

In den Landherrenschaften von Hamburg scheinen allerdings einige politische motivierte Umbenennungen stattgefunden zu haben. Vor allem in Bergedorf wurde im Jahre 1922 vermutlich aus politischen Gründen der Kaiser-Wilhelm-Platz umbenannt, dann jedoch im Jahre 1924 rückbenannt.

Eine Umbenennung mit offensichtlicher politischer Motivation fand im Jahre 1922 in Altona statt. Auf Beschluß der Städtischen Kollegien wurden der Kaiser- und Kronprinzenplatz sowie die Kaiser- und Kronprinzenstraße und der Hohenzollernring umbenannt. An die Stelle der ersten vier Namen traten der Reihe nach Platz der Republik, Spritzenplatz, Museumstraße und Erzbergerstraße und an die Stelle von Hohenzollernring drei nach Sozialdemokraten benannte Straßen (Legienstraße, Von-Elm-Straße und Bebelallee).“ 1)

Friedrich III. war der Sohn von Kaiser Wilhelm I. (siehe Kaiser-Wilhelm-Straße) und Kaiserin Augusta (Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach) (1811-1890). Er wurde von Hauslehrern erzogen, erhielt eine militärische Ausbildung, ebenso handwerkliche Fertigkeiten (Buchbinderei, Tischlerei) vermittelt und studierte an der Bonner Universität Rechtswissenschaften. Schließlich heiratete er Victoria von Großbritannien und Irland (siehe dazu weiter unten). Damit wurde Prinz Albert (siehe: Albertstraße), der mit der englischen Königin Victoria verheiratet war, sein Schwiegervater.

Über Kaiser Friedrich III., nach dem auch in anderen deutschen Städten Verkehrsflächen benannt wurden, schreibt der Beirat zur Überprüfung Düsseldorfer Straßen- und Platzbenennungen in seinem Abschlussbericht: „Kaiser Friedrich III. gehörte seiner Zeit zu den beliebtesten und angesehensten Mitgliedern des Hauses Hohenzollern. Der frühe Tod des Monarchen nur knapp 100 Tage nach der Übernahme der Kaiserwürde bedeutete nicht nur machtpolitische Veränderungen, sondern begründete auch den Mythos des vermeintlich liberalen und aufgeklärten Regenten, der das Deutsche Reich vor den Katastrophen des 20. Jahrhunderts hätte bewahren können. Diese Auffassung wird von der historischen Forschung mittlerweile angezweifelt. Der einzige Sohn Kaiser Wilhelms I. [siehe: Kaiser-Wilhelm-Straße, Kaiser-Wilhelm-Platz, Kaiser-Wilhelm-Höft] war bereits in Kindheit und Ausbildung mit freiheitlich-nationalen Strömungen in Kontakt gekommen, wurde in seiner politischen Willensbildung aber vor allem durch die familiäre Verbindung zum englischen Königshaus beeinflusst; 1858 hatte Friedrich Wilhelm eine Tochter Queen Victorias geheiratet, die aus ihren ‚am großen Vorbild Englands geschulten liberalen Überzeugungen‘ (Kraus, S. 271) keinen Hehl machte. Dementsprechend vertrat er durchaus fortschrittliche Positionen und unterstützte beispielsweise die Forderung nach der Durchsetzung des Rechts- und Verfassungsstaats. Darüber hinaus engagierte sich der Hohenzoller [siehe: Hohenzollernring] gegen die aufkommende antisemitische Bewegung, kritisierte den gesellschaftlichen Einfluss der katholischen Kirche und missbilligte die Todesstrafe. Ungeachtet seiner Sympathien für liberale Werte und Ideen war Friedrich Wilhelm dennoch ein überzeugter Monarchist und in der Tradition des Militärs verhaftet; als solcher lehnte er den Parlamentarismus und das allgemeine Wahlrecht ab. Obwohl er sich im Jahr 1863 öffentlich von der repressiven Pressepolitik Otto von Bismarcks [siehe: Bismarckstraße] distanziert hatte, unterstützte er 1878 die Verabschiedung des sogenannten ‚Sozialistengesetzes‘, das sämtliche sozialdemokratische Aktivitäten untersagte. Angesichts dieser ‚Spannung zwischen den westeuropäisch-liberalen und den preußisch-autoritären Zügen [seines] Lebenskonzepts‘ wird eine hypothetische Entwicklung Friedrichs III. zum ‚Bürger-Kaiser‘ (Seier, S. 417) von Historikern angezweifelt. Ferner gilt Friedrich Wilhelm als zögernd und wenig durchsetzungsfähig; Wilhelm I. missfielen die Einmischungen seines Sohnes in die Regierungsangelegenheiten, sodass der sich in den 1860er Jahren weitestgehend aus der Politik zurückzog und vermehrt repräsentativen Pflichten nachging. Durch seine Verdienste als Befehlshaber avancierte er im Zuge der deutschen ‚Einigungskriege‘ in der Öffentlichkeit zum Nationalhelden, konnte sich bis zum Ableben seines Vaters politisch allerdings nicht behaupten. ‚Friedrich Wilhelm mag für die Zeit nach seiner Thronbesteigung Veränderungen geplant haben; [...] alles in allem war die direkte Wirkung des Kronprinzen und Kaisers auf seine Umwelt und den Gang der deutschen Geschichte [jedoch] ausgesprochen begrenzt.‘ (Müller, S. 355).“ 2)

Kaiser Friedrich III. und Victoria von Großbritannien und Irland
Über das Kennenlernen der beiden heißt es in Wikipedia: „Als 1851 in London die erste Weltausstellung stattfand, zählten Wilhelm von Preußen [siehe: Kaiser-Wilhelm-Straße] und Prinzessin Augusta sowie ihre beiden Kinder Friedrich Wilhelm und Luise zu den von Königin Victoria und Prinz Albert [siehe: Albertstraße] eingeladenen Gästen. Bei diesem Besuch begegnete Friedrich Wilhelm zum ersten Mal der ältesten Tochter der englischen Königin. Trotz des großen Altersunterschiedes – Prinzessin Victoria war zum Zeitpunkt des Besuches elf Jahre alt, Friedrich Wilhelm dagegen 19 – verstanden sich die beiden gut. (…). Nach der Rückkehr des Prinzen nach Deutschland begannen Prinzessin Victoria und Prinz Friedrich Wilhelm, einander regelmäßig zu schreiben. (…)“ 3).

1855 fand die Verlobung mit Victoria von Großbritannien und Irland (21.11.1840 Buckingham Palace, London – 5.8.1901 Schloss Friedrichshof, Kronberg im Taunus) statt; die Hochzeit durfte auf Anweisung der englischen Königin und Mutter von Victoria erst nach dem 17. Geburtstag von Victoria stattfinden. So wurde die Hochzeit 1858 gefeiert.

Victoria war die älteste Tochter der britischen Königin Viktoria und ihres Mannes Prinz Albert. „Als britische Prinzessin wurde sie von ihrem Vater in einer politisch liberalen Haltung erzogen und nach ihrer Verlobung sorgfältig auf die Rolle einer preußischen Prinzessin vorbereitet, (…). Ähnlich wie ihr Mann Friedrich III. war Victoria der Auffassung, dass sich Preußen bzw. das Deutsche Kaiserreich zu einer konstitutionellen Monarchie nach britischem Muster entwickeln müsse. Diese politische Haltung und ihre britische Abstammung isolierten sie über lange Zeit am preußischen Hof, an dem unter anderem Otto von Bismarck zu ihren entschiedenen politischen Gegnern zählte,“4) ist ebenfalls in Wikipedia nachzulesen.

Die ersten Ehejahre sollen für Victoria auf politischem Parkett ziemlich schwierig gewesen sein, was aus der Briefkorrespondenz zwischen Victoria und ihrer Mutter Königin Victoria zu ersehen ist. Dazu heißt es in Wikipedia: „Die Briefe belegen (…), dass Königin Victoria zunächst versuchte, jede Einzelheit im Leben ihrer Tochter zu kontrollieren, und dass sie von ihr verlangte, sich gleichzeitig ihrem Geburts- als auch ihrem neuen Heimatland gegenüber loyal zu verhalten – eine Anforderung, der die Prinzessin zwar zu entsprechen versuchte, an der sie aber zwangsläufig scheitern musste. Bereits verhältnismäßig geringfügige Ereignisse stellten die Prinzessin vor nicht lösbare Konflikte. Der Tod einer entfernten Verwandten beider Königshäuser wurde beispielsweise am britischen Hof einen Monat lang betrauert, am preußischen dagegen nur eine Woche. Prinzessin Victoria hielt sich an die am preußischen Hof übliche Trauerzeit, wofür Königin Victoria sie scharf tadelte und sie darauf hinwies, dass sie sowohl als ihre Tochter als auch als Princess Royal verpflichtet sei, die am britischen Hof übliche Trauerzeit einzuhalten. (…).“ 5)

Victoria und Friedrich III. bekamen acht Kinder, darunter als Erstgeborenen 1859 den späteren Kaiser Wilhelm II. (siehe: Hohenzollernring).

Nachdem Victorias Schwiegervater Wilhelm von Preußen (siehe: Kaiser-Wilhelm-Straße) nach dem Tod seines Bruders Friedrich Wilhelm IV. König geworden war, wurden Victoria und ihr Mann Prinz Friedrich Wilhelm 1861 Kronprinzessin und Kronprinz. „Die Position des Kronprinzenpaars wurde dadurch keineswegs einfacher: Wilhelm I. weigerte sich, das Einkommen seines Sohnes zu erhöhen, so dass Kronprinzessin Victoria aus ihrer britischen Mitgift zur Haushaltsführung beitragen musste. (…)

Von Mitgliedern des preußischen Hofs wurde jetzt außerdem erwartet, dass sie zunächst die Erlaubnis des Königs einholten, bevor sie ins Ausland reisten (…).“ 6)

Kronprinzessin Victoria konnte es ihrem Schwiegervater nie recht machen. Selbst als sie sich intensiv auf dem Feld der Wohltätigkeit bewegte, was eigentlich für Frauen in diesen gesellschaftlichen Kreisen üblich war, wurde sie diesbezüglich von ihrem Schwiegervater kritisiert. Als sie sich in der Fürsorge für verwundete Soldaten engagierte, was traditionell Aufgabe einer Königin und nicht einer Kronprinzessin war, stoppte Wilhelm I. ihren Tatendrang. „Victoria unterstützte auch bürgerliche Bestrebungen zur Verbesserung der Lage der Frau. So setzte sie sich für bessere „Bildungsmöglichkeiten für Mädchen und junge Frauen [ein]. Seit 1866 hatte sie das Protektorat des von Wilhelm Adolf Lette gegründeten Lette Vereins inne, der sich für eine verbesserte Ausbildung von Frauen einsetzte. 1877 veranlasste sie die Gründung des Lyzeums ‚Victoriaschule für Mädchen‘, das unter britischer Leitung stand und in dem Schülerinnen das erste Mal in Preußen Turnunterricht erhielten. Im ‚Victoriahaus zur Krankenpflege‘ wurden Krankenschwestern nach britischem Vorbild ausgebildet. Um die Frauenbildung in Deutschland voranzubringen, arbeitete sie auch mit Helene Lange [siehe: Helene-Lange-Straße] zusammen, deren Projekte Victoria immer wieder ideell und finanziell förderte,“7) heißt es in Wikipedia.

Helene Lange äußerte über Victoria und deren Engagement für die bürgerliche Frauenbewegung: „Eine vornehme geistige Kultur, praktisches soziales Verständnis und die hausfrauliche Dispositionsfähigkeit und Tüchtigkeit, die vor dem Beherrschtwerden durch hausfrauliche Sorgen bewahrt, das war ihr [Victoria] die vor allem notwendige geistige Grundlage, durch die ihr die Gesundheit der wirtschaftlichen und rechtlichen Entwicklung der Frauenbewegung am besten gesichert erschien. Von diesen Prämissen ausgehend, hat sie die Konsequenzen der Frauenbewegung: den Einfluß der Frauen auch im öffentlichen Leben zur Geltung zu bringen, zu Ende gedacht. Denn daß auch bei uns dort Frauensorge und Fraueneinfluß not tue, musste ihr praktischer Blick schnell genug erkennen.‘“ 8)

„Die von Zeitgenossen als fortschrittlich und kultiviert eingeschätzte Kronprinzessin las auch die Schriften von Karl Marx, um die Ziele der Sozialisten zu verstehen, und verkehrte mit ihrem Mann im liberalen Salon der Gräfin Schleinitz, der als ‚Treffpunkt der zahlreichen Bismarckfronde‘ galt. Richard Wagners [siehe: Wagnerstraßenbrücke] Pamphlet Über den Einfluss der Juden auf die Musik nannte sie in einem Brief an ihre Mutter ‚verrückt‘ – sie habe bislang nichts so ‚Heftiges, Eingebildetes und Ungerechtes‘ gelesen. Weit mehr als am Hof ihrer Schwiegereltern zählten Liberale wie Reichstagsvizepräsident Freiherr von Stauffenberg und Bürgerliche zu den Gästen und Bekannten des Kronprinzenpaars, (…).“ 9)

1887 verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Kaiser Wilhelm I, so das mit seinem Ableben zu rechnen war. Im selben Jahr diagnostizierte man bei dem Kronprinzen Kehlkopfkrebs.

Im März 1888 starb Kaiser Wilhelm I. Damals war der Kehlkopfkrebs seines Sohnes und Nachfolgers Kronprinz Friedrich schon so weit fortgeschritten, dass er nicht mehr sprechen konnte und man auch mit seinem Ableben rechnete.

Als der schwerkranke Kronprinz Friedrich nach dem Tod seines Vaters Kaiser Wilhelm I. als Friedrich III. den Thron bestieg, „beschränkte [er] seine politischen Maßnahmen auf wenige, zum Teil nur symbolische Handlungen. Er erließ eine Amnestie für politische Häftlinge und entließ den reaktionären Innenminister Robert Viktor von Puttkamer. (…).

Kaiser Friedrich III. verstarb am 15. Juni 1888 (…). Nachfolger wurde sein Sohn Wilhelm II., der in keinem guten Verhältnis zu seinen Eltern stand und deren [eher liberalen] politische Ansichten nicht teilte.“ 10)

Wilhelm II. heiratete Auguste Viktoria (22.10.1858 Dolzig/Kr. Sorau - 11.4.1921 Haus Doorn/Niederlande). Nach ihr wurde in Hamburg die Augustenpassage benannt, ebenso nach den beiden Kindern des Ehepaares Wilhelm II. und Auguste Viktoria: Adalbert (siehe: Adalbertstraße) und Wilhelm (siehe: Kronprinzenstraße). Nach Wilhelm II. heißt keine Straße in Hamburg. Siehe zu ihm aber unter: Hohenzollernring.

Nach dem Tod Ihres Mannes nannte sich Victoria Kaiserin Friedrich und lebte auf ihrem Witwensitz Schloss Friedrichshof in Kronsberg/Taunus.