Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Karl-Lagerfeld-Promenade

Neustadt (2024): Karl Otto Lagerfeld (10.9.1933 Hamburg – 19.2.2019 Neuilly-sur-Seine), international agierender Modedesigner


3556 Karl Lagerfeld
Karl Lagerfeld; Quelle: Georges Biard, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons

Vorher war die 155 Meter lange Promenade ein Teilstück des 1948 benannten Weges „Am Alsterfleet“. Die Promenade befindet sich auf der Höhe vom Neuen Wall 55 bis Neuen Wall 75.

Als Deutschlands erstes Fotomodell Karin Stilke, geb. Lahl (1.3.1914 Bremen – 2.5.2013 Hamburg) 2013 im Alter von 99 Jahren in Hamburg verstarb, schickte Karl Lagerfeld als ihr langjähriger Bewunderer hundert duftende Rosen.

Der Modeschöpfer Karl Lagerfeld hatte als Musen Männer wie Frauen, unter anderem das deutsche Mannequin Claudia Schiffer. Er wird von seinen Musen u. a. als nett und zärtlich beschrieben. Doch in Punkto Körpergewicht kannte er kein Pardon. Er hatte nichts gegen Magermodells und wollte seine Mode nur von gewichtsmäßig dünnen Menschen vorgeführt sehen - dabei bestimmte er, was unter dünn zu verstehen war.

Lagerfeld wurde oft vorgeworfen, ein Antifeminist gewesen zu sein. Dazu schreibt Judith Basad am 20.2. 2019 in der Neuen Zürcher Zeitung: Lagerfeld „(…) spielte (…) schon immer den klassischen Dandy. Wenn er sich naserümpfend und abfällig über zu dicke Frauen und zu kleine Männer beschwerte, dann erinnert das ein bisschen an Oscar Wildes Figur des Dorian Gray – ein arroganter Schnösel, der für das Schöne und die Ästhetik nicht nur die eigene Seele, sondern eben auch die Moral verkaufte. Ein Dandy, der zudem die Dekadenz so abfeiert, dass er seiner Katze Choupette einen Teil seines Vermögens vermacht: ‚Machen Sie sich keine Sorgen, es ist genug für alle da.‘

Hier müssen wir doch zugeben: Es ist genau diese moralische Grenzüberschreitung, die den Normalbürger in seinem spiessigen Alltag begeistert. Das unerträgliche Dandytum von Karl Lagerfeld war genau der moralische Ausbruch, den sich viele häufig herbeisehnen, weil sie ihn sich nicht leisten können.

Dabei war Karl Lagerfeld gar kein Antifeminist. Denn im Jahr 2014 organisierte er auf der Pariser Fashion Week eine feministische Demo auf dem Chanel-Laufsteg. Seine Models trugen Schilder mit Aufschriften wie ‚Ladies First‘ und ‚We can match the machos‘. Er selbst kommentierte den ‚Protest‘ so: ‚Es ist mir vollkommen egal, ob Menschen für oder gegen etwas sind. Ich mag die Idee des Feminismus als etwas Unbeschwertes, nicht als LKW-Fahrer der feministischen Bewegung.‘“ 1)

Lagerfeld sagte noch etwas ganz Wesentliches und zeigte damit, dass er sich trotz seiner Antworten auf Fragen zu seiner Person nicht in die Karten schauen ließ. So äußerte er einmal: „Alles, was ich sage, ist ein Witz. Ich bin selbst ein Witz.“

Karl Lagerfeld war der Sohn der Landratstochter Elisabeth Lagerfeldt, geb. Bahlmann (1897 Sigmaringen - 1978) und des Unternehmers Otto Lagerfeldt, dem das Glücksklee-Unternehmen (Dosenmilch) gehörte. Die Familie lebte zuerst am Baurs Park 4 und zog in den 1930er Jahren auf das Landgut Bissenmoor bei Bad Bramstedt. Nach einem Zwischenstopp in Hamburg zwischen 1939 und 1944 lebte die Familie bis 1949 wieder auf diesem Gut. Dann ging es zurück nach Hamburg, wo Karl Lagerfeld zwei Jahre die Bismarckschule besuchte, die er ohne Abschluss verließ. Deshalb nahm nun seine Mutter die Zügel in die Hand, denn aus dem Sohn, der immer nur zeichnete, sollte schließlich etwas werden. Lagerfeld, der gut französisch sprach, Mode und alles Schöne liebte, korrespondierte mit diesen Vorlieben mit denen seiner Mutter. Elisabeth Bahlmann hatte es aus der Provinz rausgedrängt in die Großstadt Berlin, wo sie von der dortigen Modebranche fasziniert war. Sie verkaufte in einem Damenmodegeschäft Lingerie. Maike und Ronald Holst schreiben in ihrem Porträt zu Elisabeth Lagerfeldt: „Einer Verkäuferin bot sich in den 1920er Jahren gute Gelegenheit, Männer kennen zu lernen. Sogar höhere Töchter strebten nach dem 1. Weltkrieg solche Stellen an. Sie brachten Bildung und Gewandtheit mit, konnten ein wenig in fremden Sprachen parlieren, waren gepflegt und modisch gekleidet. Dies wurde übrigens auch von ihnen verlangt.“ 2) 1930 lernte sie den 16 Jahre älteren wohlhabenden Witwer Otto Lagerfeldt kennen, der in die neue Ehe ein Kind mitbrachte.

Karl Lagerfeld hatte eine tiefe Bindung zu seiner Mutter; er sprach viel von ihr, kaufte ihr 1967 nach dem Tod seines Vaters ein Schloss in der Bretagne, wo sie später beigesetzt wurde und das er 2000 verkaufte. Als sie 1978 starb, soll die Dienerschaft und das Hausmeisterehepaar „aufgeatmet haben, obwohl Karl sie großzügig für die Launen seiner Mutter entlohnt hatte mit dreifachem Gehalt.“ 3)

Elisabeth Lagerfeldts Erziehungsmethoden hatten große Wirkung auf ihren Sohn Karl und auf dessen emotionales Verhalten. „Die Lagerfeldt galt als distinguierte kühle Hanseatin, die viel las, gerne Briefe schrieb und Violine spielte. Sie war liberal und sehr modern eingestellt. Ihre Kinder zu streicheln und zu herzen, lag Elisabeth allerdings völlig fern. Körperliche Nähe war ihr zuwider. Auch hatte sie keine Lust auf Kinderspiele oder Kindergeschwätz einzugehen, es sei denn, die Kinder sagten etwas ‚Erwachsenes‘. (…) ‚Meine Mutter war frech wie Straßendreck, der Vater selten zu Hause und wenn, dann mit Distanz zu uns Kindern.‘“ 4)

Elisabeth Lagerfeldt sorgte dafür, dass Klein-Karl in seinen jungen Jahren Maßgeschneidertes anzog, oft mit Krawatte. Sie ging nicht zu Elternabenden, und wenn sie wegen der schulischen Leistung ihres Sohnes in die Schule zitiert wurde, dann ignorierte sie dies. Ihrer Meinung nach war Schule allein die Angelegenheit ihrer Kinder und keineswegs die ihre.

Nach Beendigung seiner Schule versuchte Elisabeth Lagerfeldt die Karriere für ihren Sohn, dem Hamburg damals schon zu klein vorkam, in Paris voranzutreiben. „Mein Fall war alles, was französisch war, das wollte ich und da wollte ich hin. Und daher hab ich auch Französisch gelernt. Ich sagte immer, hier muss ich raus. Ich fand Hamburg ok, aber das entsprach nicht meiner Vorstellung.“

Lagerfeld zog 1952 nach Paris, seine Mutter, die nun meist ebenfalls dort weilte, suchte für ihn die bestmögliche Ausbildung. Er besuchte das Lycée Montaigne und dann eine private Zeichenschule. 1954 gewann er bei einem Wettbewerb des Internationalen Wollsekretariats in Paris mit seinem Entwurf eines Cocktail Mantels den ersten Preis. Sein Vater schenkte ihm dafür 1955 einen cremefarbenen Mercedes 190 SL Coupé.

Karl Lagerfelds Karriere als Modeschöpfer begann: Er „absolvierte beim französischen Modeunternehmen Pierre Balmain eine Ausbildung zum Modeschneider. Anschließend arbeitete er als Designer für die französischen Modehäuser Patou, Chloé, Fendi und Chanel sowie für seine eigene Marke. 1983 wurde er Kreativdirektor bei Chanel. 1985 wurde ihm durch die Bundesrepublik Deutschland das Verdienstkreuz 1. Klasse verliehen. 2015 erhielt er den Outstanding Achievement Award des British Fashion Councils. 2010 wurde er zum Kommandeur der französischen Ehrenlegion ernannt und 2017 erhielt er die Médaille Grand Vermeil der Stadt Paris.“ 5)

„Lagerfeld galt als sehr disziplinierter Workaholic mit einer guten Allgemeinbildung. Seine Privatbibliothek soll ca. 300.000 Bücher umfasst haben. 1999 eröffnete Lagerfeld in Paris den Buchladen 7L (benannt nach dessen Adresse 7, rue de Lille). Im Jahr 2000 rief er zusammen mit dem Göttinger Verleger Gerhard Steidl, mit dem er seit 1993 unter anderem für Chanel zusammengearbeitet hatte, den Imprint-Verlag Edition 7L ins Leben. 2010 gründete Lagerfeld zusammen mit Steidl den Imprint-Verlag L.S.D. (Lagerfeld.Steidl.Druckerei.Verlag) für überwiegend deutschsprachige Bücher und wurde Programmchef dieses Verlages.“ 6)

Von Lagerfelds Privatleben ist kaum etwas bekannt. Wohl seine einzige Liebe war die zu Jacques de Bascher (8.7.1951 Saigon – 3.9.1989 Garches), ein französischer Dandy, der sich extravagant anzog und zum Pariser Jetset gehörte. Er war von 1972 bis zu seinem Tod im Jahr 1989 Lagerfelds Lebensgefährte.

„Ob die Beziehung der zwei Männer tatsächlich eine Liebesbeziehung war oder auf eher auf freundschaftlicher Basis beruhte, gab Lagerfeld nie zu. ‚Ja, aber nicht, wie Sie das meinen, sonst wäre ich ja nicht mehr da, denn er ist ja an Aids gestorben. Das war mehr wie Vater und Sohn, denn er war ja sehr viel jünger als ich. Das war ja das Eigentümliche an der Geschichte‘, sagte Lagerfeld auf die Frage, ob de Bascher seine große Liebe gewesen sei. Über Sex mit Menschen, die ihm nahe stehen, sagte Lagerfeld 2010 zu ‚Vice‘: ‚Ich will nicht mit ihnen schlafen, weil Sex nicht von Dauer ist, aber Zuneigung kann von Dauer sein.‘ (…).“ 7)

Nach dem Tod Baschers lebte Lagerfeld bis zu seinem eigenen Tod allein, begleitet in den letzten Jahren seines Lebens von seiner Katze Choupette.

„Meine Devise im Leben ist, es fängt mit mir an und es hört mit mir wieder auf.“ Karl Lagerfeld starb im Alter von 85 Jahren im Amerikanischen Krankenhaus in Neuilly-sur-Seine an Prostatakrebs.