Brehmweg
Lokstedt (1948): Alfred Brehm (2.2.1829 Renthendorf bei Neustadt – 11.11.1884 ebenda), Zoologe, Naturforscher, Direktor des Zoologischen Gartens in Hamburg am Dammtor. Freimaurer.
Vor 1948 hieß die Straße Löwenstraße, benannt 1929 und davor Luisenstraße. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Alfred-Brehm-Weg umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarten preußische Landkreise und kreisfreie Städten erweitert wurde.und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen gekommen war. Bedingt durch den Krieg kam es aber nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1948 bei Löwenstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)
Alfred Brehm wurde als Sohn von Bertha, geb. Reiz (1808-1877), eine Pfarrerstochter und von Christian Ludwig Brehm (1787-1864) geboren. Bertha Reiz war die zweite Ehefrau von Christian Brehm, dessen erste Ehefrau bei der Geburt des achten Kindes 1826 verstorben war. Mit seiner zweiten Ehefrau bekam Christian Brehm noch weitere sechs Kinder. Einige Kinder, sowohl aus der ersten als auch aus der zweiten Ehe verstarben schon im Kindesalter.
Alfred Brehms Vater war Pfarrer, aber beschäftigte sich insbesondere mit Vogelkunde und verfügte über eine große Sammlung präparierter Vögel. „Die Forschungen des Vaters weckten schon früh das Interesse Alfreds für die Zoologie. Dennoch beabsichtigte Brehm zunächst Architekt zu werden.“ 1)
In der Neuen Deutschen Biographie steht über Brehms Werdegang: „18jährig ging B., (…) als wissenschaftlicher Mitarbeiter des schwäbischen Barons J. W. von Müller nach Ägypten und dem Sudan. Im Lauf von 5 Jahren durchforschte er hier die damals noch wenig bekannten Gebiete am Weißen und Blauen Nil, Kordofan und West-Abessinien, später von Kairo aus mit Th. von Heuglin auch Abschnitte am Roten Meer. Nach naturwissenschaftlichem Studium in Jena und Wien (1853–56) und Promotion zum Dr. phil. unternahm er mit seinem Bruder Reinhold (Arzt in Madrid) und dem gemeinsamen Jugendfreund Baron von der Gablenz eine Reise durch Spanien. Anschließend siedelte er nach Leipzig über, wo er sich hauptsächlich schriftstellerisch in der ‚Gartenlaube‘ betätigte, was ihm eine Reise nach Lappland und den Lofoten (1860) ermöglichte. 1861/62 wirkte er als Lehrer für Geographie und Naturkunde an Hauschilds Modernem Gymnasium in Leipzig. 1862 begleitete er jedoch bereits wieder den Herzog Ernst II. von Coburg-Gotha nach den Bogosländern in Afrika (dem heutigen Eritrea). 1863-66 brachte er als Direktor den Zoologischen Garten Hamburg auf beachtliche Höhe, folgte aber 1867 einem Ruf nach Berlin, wo er ein Aquarium Unter den Linden nach seinen Plänen einrichtete, das er bis 1874 mit viel Geschick leitete. In der Folgezeit widmete er sich nun ganz seinem Hauptwerk, dem ‚Tierleben‘ (…). 1876-83 erschien die 2., auf 10 Bände erweiterte Auflage, von denen B. allein 8 (die Wirbeltiere) selbst bearbeitete. Als Volksbuch gedacht, nimmt dieses Werk des gefühlvollen Forschungsreisenden, ausgezeichneten Jägers und gewissenhaften wissenschaftlichen Sammlers und Beobachters bis heute eine unbestreitbare Stellung als biologisches Handbuch der Wirbeltiere ein, auch wenn die heutige Tierpsychologie viele Dinge grundsätzlich anders, vor allem das tierische Verhalten weniger ‚vermenschlicht‘ sieht. - 1876 bereiste B. mit Otto Finsch (Direktor des Museums Bremen) und Graf von Waldburg-Zeil-Trauchburg im Auftrag des Vereins für deutsche Nordpolfahrt (seit 1877 Geographische Gesellschaft) Westsibirien bis zum Altai und zur Obmündung bis ans Karische Meer. (…)“ 2)
Als Brehm eine gesicherte Stelle als Lehrer hatte, heiratete er 1861 seine Cousine Mathilde Reiz (1840-18.9.1878 Berlin), mit der er fünf Kinder (2 Söhne, drei Töchter, geboren: 1863, 1864, 1866, 1870, 1878) hatte. Schon ein Jahr nach der Hochzeit begab sich Brehm wieder auf Forschungsreise. Bei der Geburt des jüngsten Kindes starb die damals 38-jährige Mathilde, die von ihrem Mann über alles geliebt wurde. Nun musste sich Brehm, der während seiner Ehe sehr viel auf Forschungsreisen gewesen war, allein um seine Restfamilie kümmern. Bisher hatte seine Frau allein die Kinder großgezogen. Auch hatte sie seine stenographischen Niederschriften umgeschrieben und seine Vortragsmanuskripte vorbereitet sowie in seiner Abwesenheit Kontakt zu den Zeitungsredaktionen gehalten. Nach dem Tod seiner Frau musste Brehm dies alles allein bewältigen. Da er aber weiterhin auf lange Reisen ging, muss er Hilfe gehabt haben und jemanden, die auf die Kinder aufpasste. Seine Mutter war bereits ein Jahr vor dem Tod seiner Frau gestorben und sein Vater war schon seit 1864 verstorben.
Ein weiterer Schicksalsschlag traf Brehm, als er in Amerika weilte. Dort erhielt er die Nachricht, dass sein jüngster Sohn an Diphtherie gestorben war. Brehm hatte keine Möglichkeit, sofort nach Hause zu fahren, denn sein Manager verlangte von ihm, dass er die 50 vereinbarten Vorträge hielt. Als Brehm 1884 wieder nach Deutschland zurückkehrte, war er schwer an Malaria erkrankt. Er gab die Wohnung auf und zog nach Renthendorf in das Haus seiner verstorbenen Mutter, was er mit seinem Bruder geerbt hatte. Begleitet wurde er von seinen drei Töchtern. Zwei seiner Töchter, Thekla und Leila, blieben bei ihm wohnen und versorgten ihn bis zu seinem Tode, die Tochter Frieda (geb. 1870) verheiratete sich 1898 und zog aus.
Nach dem Tod ihres Vaters lebten Thekla und Leila bis zu ihrem Tod in diesem Haus. Leila starb 1934; Thekla sechs Jahre später. Zu ihren Lebzeiten empfingen die Brehm-Töchter viele Gäste, die Brehm verehrten.