Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Alexandra-Stieg

Rothenburgsort, seit 2006, benannt nach Alexandra Doris Nefedov, geb. Treitz (19.5.1942 Heydekrug, jetzt Silute – 31.7.1969 Tellingstedt), populäre deutschsprachige Sängerin der 1960er-Jahre unter ihrem Namen Alexandra


Doris Treitz wuchs mit ihren zwei Schwestern im Memelland auf. Ihre Familie flüchtete 1944 vor der Roten Armee in den Norden Westdeutschlands und ließ sich in Kiel nieder, wo Doris Treitz ein Mädchengymnasium besuchte. Sie erhielt Klavierunterricht, brachte sich das Gitarrenspiel bei und schrieb schon früh eigene Lieder und Gedichte. 1962 nahm sie an der Miss-Germany-Wahl teil und belegte den neunten Platz. Kurz vor dem Abitur verließ sie die Schule; sie wollte Modedesignerin werden und begann ein Graphikstudium an der Muthesius-Werkkunstschule.

1961 zog sie mit ihrer geschiedenen Mutter und einer ihrer Schwestern nach Hamburg in ein Mehrfamilienhaus im Stadtteil Rothenburgsort. Alexandra besuchte als 19-Jährige die Meisterschule für Mode, lernte aber bald schon den 30 Jahre älteren, russischen Emigranten Nikolai Nefedov kennen, der bei ihnen zur Untermiete wohnte. Sie heirateten und wollten in die USA auswandern. Doch bevor es dazu kam, gebar die damals Zwanzigjährige ihren Sohn Alexander. Damit schien ihr eine Karriere als Sängerin und Schauspielerin nicht mehr realisierbar. Schließlich scheiterte die Ehe und Nikolai Nefedov emigrierte allein in die USA. Alxeandra Doris Nefedov nahm in Anlehnung an den Namen ihres Sohnes den Künstlerinnennamen Alexandra an, versuchte ihr Studium zu beenden und arbeitete nebenbei als Zeichnerin. Ihre Mutter versorgte das Kind.

Nach dem Abschluss an der Margot-Höpfner-Schauspielschule in Hamburg bekam Alexandra ein Engagement an einem Theater in Neumünster. Sie nahm Gesangsunterricht und wurde von dem Schallplattenproduzenten Fred Wyrich entdeckt. Alexandras Manager wurde Hans R. Beierlein. Es folgten erste Tourneen mit dem Orchester Hazy Osterwald.

Alexandra bediente mit ihrer rauchigen, tiefen Stimme und ihrem Aussehen ein neues Format in der Schlagerindustrie: Russland.

Im Alter von 25 Jahren hatten sie ihren beruflichen Durchbruch. Ihre ersten beiden Erfolge waren „Zigeunerjunge“ und „Sehnsucht“.

Doch Alexandra wollte sich nicht auf das slawisch-folkloristische Format einengen lassen. Sie bekam Kontakt zu den französischsprachigen Chansonniers wie Yves Montand und Gilbert Bécaud und arbeitete in Brasilien mit dem Musiker und Sänger Antonio Carlos Jobim zusammen. In Deutschland befreundete sie sich mit Udo Jürgens.

1969 zog sie nach München und entschied sich im selben Jahr auf Grund physischer und psychischer Belastungen für eine Auszeit. Damals wollte sie mit ihrer Mutter und ihrem Sohn auf Sylt Urlaub machen. Am 31. Juli fuhr mit ihrem ersten eigenen Wagen, einem Mercedes 220 SE Coupé, von Hamburg, wo sie noch einen Termin bei ihrer Plattenfirma wahrgenommen hatte, auf den Landstraßen Richtung Sylt. Mit der Technik des Autos soll sie noch nicht vertraut gewesen sein, denn am Armaturenbrett war ein Notizzettel angeheftet mit Bedienungsanleitungen für das Fahrzeug. Auf der Bundesstraße 203 bei Tellingstedt kam es an einer schwer einsehbaren Kreuzung zu einem Unfall mit einem Lastwagen, da Alexandra das Stoppschild übersehen hatte. Alexandra starb noch am Unfallort, ihre Mutter wenig später im Krankenhaus. Der sechsjährige Sohn Alexander, der auf der Rückbank geschlafen hatte, wurde nur leicht verletzt. Die genauen Umstände des Unfalls wurden bis heute nicht geklärt. Selbsttötungs- und Sabotagetheorien kursierten immer wieder.

Warum nach Alexandra eine Straße in Hamburg benannt wurde, berichtete das Hamburger Abendblatt 2007 kurz vor der Einweihung am 19. Mai 2007. Da Alexandra einige Jahre im Stadtteil Rothenburgsort gewohnt hatte, war dies der Grund für die SPD-Fraktion Hamburg-Mitte gewesen, in diesem Stadtteil eine Straße nach Alexandra zu benennen. „Den Stein ins Rollen brachte SPD-Mitglied Jan Oppermann: Vor etwa drei Jahren machte er einen Fahrradausflug durch Schleswig-Holstein. Oppermann kam an der Kreuzung vorbei, auf der die gebürtige Litauerin den tödlichen Verkehrsunfall hatte. (…) An der Unfallstelle ‚kam ihm die Idee’, erinnert sich Oppermanns Parteifreund Axel Wieder, der ebenfalls von Beginn an dabei war. Denn: Kurz zuvor war eine Flutschutzmauer in Rothenburgsort verbreitert worden, auf der Spaziergänger und Radfahrer nun Platz hatten – doch die neue Promenade brauchte noch einen Namen. Als ein SPD-Fraktionsmitglied während eines Treffens auch noch sagte, dass er in der früheren Wohnung von Alexandra und ihrer Mutter lebt, war die Entscheidung gefallen.“