Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Carl-Legien-Platz

St. Georg (1951): Carl Legien (1.12.1861 Marienburg -26.12.1920 Berlin), Gewerkschaftsführer, Reichstagsabgeordneter


Siehe auch: Legienbrücke
Siehe auch: Legienstraße

In Wikipedia heißt es über den Werdegang von Carl Legien, wobei sein Privatleben allerdings ausgespart wird: „Nach dem Tod seiner Eltern wuchs Legien 1867 bis 1875 in einem Waisenhaus in Thorn auf. Von 1875 bis 1880 absolvierte er eine Drechslerlehre. Von 1881 bis 1884 leistete er seinen Militärdienst. Von 1884 bis 1886 arbeitete er als Drechslergeselle in Berlin, Frankfurt am Main und Deutz bei Köln und ließ sich schließlich in Hamburg nieder. In Berlin war er erst Sekretär und ab 1913 Präsident des Internationalen Gewerkschaftsbund. (…)

Legien trat 1885 in Frankfurt am Main der SPD und 1886 dem Hamburger Fachverein der Drechsler und damit der Gewerkschaftsbewegung bei. Im gleichen Jahr wurde er Vorsitzender des örtlichen Vereins 1887 wurde unter seiner Leitung die Vereinigung der Drechsler Deutschlands gegründet. 1889 nahm er am internationalen Sozialistenkongress in Paris teil, der zur Gründung der Sozialistischen Internationale führte. Ab dem Jahr 1890 war er Vorsitzender der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands mit Sitz in Hamburg und leitete in dieser Funktion den Halberstadter Kongress 1892. Er war viele Jahre Sekretär, dann von 1913 an erster Präsident des auf amerikanischen Wunsch umbenannten Internationalen Gewerkschaftsbundes. 1919 wurde er auf dem Nürnberger Gründungskongress des ADGB dessen Vorsitzender.

Während sich der Deutsche Metallarbeiter-Verband (…) nach der Novemberrevolution zum Rätesystem bekannte und die Kooperation der Gewerkschaften im Ersten Weltkrieg kritisierte, positionierte sich Legien gegen revolutionäre Bestrebungen.

Legien hatte im Weltkrieg den Beschluss auf Streikverzicht unterstützt und sah den Krieg als nationale Aufgabe, für die er jedoch Gegenleistungen des Staates erwartete. Er war bereits gegen Ende des Ersten Weltkrieg führend an den Verhandlungen um die Zentralarbeitsgemeinschaft mit Vertretern der Industrie beteiligt. Aufgrund dieser Verhandlungen wurden durch das Stinnes-Legien-Abkommen die Gewerkschaften in Deutschland erstmals von der Unternehmerschaft offiziell als Interessenvertreter der Arbeiter anerkannt. Als für die Arbeiterschaft bahnbrechendes Hauptergebnis dieser Verhandlungen, an denen Legien maßgeblich beteiligt war, ergab sich die Einführung des Achtstundentages. 1920 organisierte Legien den Generalstreik gegen den Kapp-Putsch. Im Juni 1920 wurde er stellvertretender Vorsitzender des Vorläufigen Reichswirtschaftsrates. Im März 1920 bot Friedrich Ebert ihm die Regierungsbildung an, was er jedoch ablehnte. Er verstarb im selben Jahr.“ 1)

Carl Legien und Emma Ihrer
Carl Legien lebte in einer Lebenspartnerschaft mit der Frauenrechtlerin Emma Ihrer (3.1.1857 Glatz -8.1.1911 Berlin), geb. Faber, genannt Rother. Sie war die Tochter eines Schuhmachers und dessen Ehefrau, streng religiös erzogen, erlernte den Beruf einer Putzmacherin und heiratete 1880 den 22 Jahre älteren Apotheker Emanuel Ihrer. Der von ihr 1885 mitbegründete „Verein zur Vertretung der Interessen der Arbeiterinnen“: „berücksichtigte (…) die unmittelbaren Belange der Arbeiterinnen. Statt Berufsertüchtigung und Hilfskasse wurden Lohnfragen thematisiert, Lohnverträge mit einzelnen Fabrikanten ausgehandelt. Hier liegen die Anfänge von Emma Ihrers Arbeit für die Gewerkschaften, der sie sich Zeit ihres Lebens in führenden Funktionen widmete. Der ‚Verein zur Vertretung der Interessen der Arbeiterinnen‘ veranstaltete Massenproteste und erlangte überregionale Bedeutung. Die preußische Polizei witterte sozialdemokratische Umtriebe, verbot den Verein unter Berufung auf das Sozialistengesetz und verhängte Strafen gegen die Vorstandsmitglieder; Emma Ihrer bekam eine Geldstrafe. Das Vereinsverbot erreichte das Gegenteil: Die aktionsbereiten Frauen wandten sich der sozialdemokratischen Partei zu. Für Emma Ihrer beginnt das Engagement für die proletarische Frauenbewegung, und gemeinsam mit Clara Zetkin, mit der sie 1889 als Berliner Delegierte am Internationalen Arbeiterkongress in Paris teilnahm, startete sie die klassenbewusste Ära der Arbeiterinnenbewegung. Mit der finanziellen Unterstützung ihres Mannes, der Apotheker war, gibt Emma Ihrer die Zeitschrift ‚Die Arbeiterin‘ heraus, ein Jahr später wird aus ihr die von Clara Zetkin redigierte ‚Die Gleichheit‘“, 2) schreibt Hiltrud Schroeder in fembio.

Cornelia Wenzel schreibt über Emma Ihrer: „1890 war Emma Ihrer als einzige Frau in die Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands gewählt worden. Vorsitzender war Carl Legien, der ihr Lebensgefährte wurde. Legien unterstützte Emma Ihrer gegen den verbreiteten Widerstand männlicher Gewerkschafter, die in Frauenarbeit vornehmlich Konkurrenz sahen. Sie bildete eine Frauenagitationskommission, konstituierte ein gewerkschaftliches Frauenkomitee und 1905 das Arbeiterinnensekretariat bei der Generalkommission. Sie war an der Gründung mehrerer gewerkschaftlicher Verbände beteiligt und veröffentlichte 1898 die Schrift ‚Die Arbeiterin im Klassenkampf‘.“ 3)

Ihr Ehemann: „unterstützte ihr politisches Engagement nicht nur ideell, sondern auch finanziell in einem Maße, das ihn fast in den wirtschaftlichen Ruin getrieben hätte. Auch in anderer Hinsicht scheint er ein großzügiger Mann gewesen zu sein. Als Emma Ihrer sich für eine inoffizielle und weitgehend totgeschwiegene Beziehung mit dem Gewerkschafter Carl Legien (…) entschied, lebten alle drei offenbar über viele Jahre harmonisch zusammen.“ 4)