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Alfred-Mahlau-Weg

Steilshoop (1972): Prof. Alfred Mahlau (2.6.1894 Berlin – 22.1.1967 Hamburg), Maler und Graphiker.


Alfred Mahlau war der Sohn von Emilie, geb. Duisberg (1867-1954), in deren Familie es auch einen Kunstmaler gab und von Hugo Mahlau (1856-1935) Faktor einer Buchdruckerei.

1906 kam er mit seinen Eltern nach Lübeck und wuchs dort auf. Ab 1913 studierte er an der Kunstakademie in Berlin, war während des Ersten Weltkriegs als Soldat eingesetzt, absolvierte 1919 sein Zeichenlehrerexamen, kehrte dann nach Lübeck zurück und war dort als Gebrauchsgrafiker und freischaffender Künstler tätig.1)

Mahlau unternahm viele Studienreisen, arbeitete ab 1935 mit der Bildwirkerin Alen Müller-Hellwig und später mit Hildegard Osten in Lübeck bei Bildteppichen zusammen.

Über seine Verstrickung mit dem NS-System schreibt Karin Hartewig: „Politisch und sozial war der junge Alfred Mahlau mächtig auf der Suche nach Orientierung gewesen. Er bewegte sich zeitweise zwischen anthroposophischen Lebensreformern, Kommunisten, Ultrakatholiken und zuletzt (1920) noch im Freideutschen Jugendlager Klappholttal. In dem aufgelassenen ehemaligen Militärlager zwischen Kampen und List auf Sylt unternahm Knud Ahlborn, ein Hamburger Arzt und Lebensreformer, ab 1919 einen späten Wiederbelebungsversuch der bürgerlichen Jugendbewegung im Geiste der USPD. Politischen Halt scheint Mahlau erst im Nationalsozialismus gefunden zu haben. Der Grafiker, der bereits ab 1921 die Plakate für die ‚Nordische Woche‘ gestaltete, wurde nach 1933 künstlerischer Beirat des Veranstalters, der völkischen ‚Nordischen Gesellschaft‘, die seit Juni 1934 dem Außenpolitischen Amt der NSDAP unterstellt war, (…).“ 2)

In Ernst Klees Kulturlexikon zum Dritten Reich heißt es über Mahlau: Er wurde: „der wichtigste Gebrauchsgraphiker und Entwurfszeichner des NS-Staates“. 3)

Und im Wikipedia Eintrag zu dem Künstler steht: „Er war einer der Künstler, die vom Regime in die seit 1933 zu einer NS-konformen Institution umgestaltete Preußische Akademie der Künste berufen wurden. 1937, als in München in den Hofgartenarkaden die Propagandaausstellung 'Entartete Kunst' gezeigt wurde, zeigte die Neue Sammlung München als das staatliche Museum für angewandte Kunst eine große Werkübersicht zu Mahlau mit dessen Großaufträgen für das Reichsluftfahrtministerium.“ 4)

Ein differenziertes Bild über Mahlaus Wirken in der NS-Zeit gibt Kirsten Beuster in ihrer 2017 verfassten Dissertation „Alfred Mahlau (1894-1967) Maler, Grafiker und Dozent“: Mahlau: „entschied sich nicht - wie viele Künstlerkollegen - für eine Flucht in die Privatsphäre oder eine ‚innere oder äußere Emigration‘, sondern war bestrebt, seine öffentliche Karriere im NS-Staat fortzusetzen. Diese opportunistische Anpassung gelang ihm nicht ohne Widersprüche, er schwankte beständig zwischen einer Art der ‚künstlerischen Mimikry‘ und seinen überaus erfolgreichen Aufträgen für den NS-Staat. Seine ‚Mimikry‘ bestand darin, regimekonform zu arbeiten und dem NS-Regime keinerlei Angriffspunkte zu bieten. Er vermied in der Öffentlichkeit weltschaulich-politische Darstellungen oder regimekritische Äußerungen. Alfred Mahlau flüchtete sich in seine Arbeit, um keine Angriffspunkte zu bieten und seinem hohen Qualitätsstandard treu zu bleiben. Auf diese Weise diente er der ‚häßlichen Diktatur‘ und gab ihr die ‚kulturelle Schminke‘ eines schönen, ästhetischen Scheins. Die Frage, ob der Künstler aus Verantwortungsgefühl und Angst um seine Familie, aus politischer Realitätsferne, einer gewissen Naivität oder künstlerischem Ehrgeiz dem NS-Regime diente, bleibt unbeantwortet. Vermutlich war es ein Zusammenspiel aller genannten Faktoren. Sein Verhalten lässt darauf schließen, dass er die Normen des NS-Staates stillschweigend annahm, nicht nur weil er Angst hatte und eine weitestgehende Normalität anstrebte, sondern sich auch berufliche Vorteile versprach. Unbestritten ist, dass Alfred Mahlaus vordringliche Existenzsorgen seiner Familie galten und seine ‚halbjüdische‘ Frau sowie seine behinderte Tochter den wachsenden Bedrohungen durch die Räson des NS-Staates ausgesetzt waren. Im Laufe des Krieges zeigte der Künstler Kritik am NS-Staat, sie äußerte sich in seinen Arbeiten in versteckten, subtilen Chiffren und Symbolen, die jedoch stets interpretationsoffen bleiben. Dieses ambivalente, spannungsreiche Verhalten Alfred Mahlaus blieb für seine Gesundheit nicht ohne Folgen und führte wiederholt zu schweren Nervenzusammenbrüchen.“ 5)

Und weiter heißt es bei Kirsten Beuster über Mahlaus Kunst in der NS-Zeit: „Alfred Mahlau konnte sich in diesen Jahren vor Aufträgen kaum retten. Zahlreiche öffentliche und private Sammlungen kauften seine Gemälde, Grafiken, Zeichnungen und Aquarelle an, dies sollte während der NS-Herrschaft zunehmen. Seine romantisch-idealisierenden Aquarelle und Zeichnungen galten als ‚unpolitische Bilder‘ und Ausdruck einer nordisch geprägten ‚neoromantischen Strömung‘. In seinen Arbeiten präsentierte der Künstler die Welt aus seinem Blickwinkel ‚(...) durch Meiden alles dessen, was der eigenen Natur unerreichbar, durch beglücktes Anverwandeln des Stillen, Heiter-Schönen, das sie zu bereichern vermochte‘. Diese ‚neoromantische Scheinwelt‘ - fern aller Probleme und Konflikte - entsprach dem zeitgenössischen Kunstbegriff und bot den Häschern der sogenannten ‚Modernen Kunst‘ keinerlei Angriffspunkte. Seine Gebrauchsgrafik führte sein ‚zeichnerisches Können und farbiger Wohlklang zu vollendeter Form‘, lobte der ‚Völkische Beobachter‘ im Jahre 1939.“ 6)

Über Mahlaus künstlerisches Wirken für die Nordische Gesellschaft in der NS-Zeit schreibt Kirsten Beuster: „Der Künstler profitierte von den einflussreichen Geschäftskontakten der ‚Nordischen Gesellschaft‘, die seit 1921 ein weitreichendes Netzwerk kultureller und wirtschaftlicher Beziehungen aufgebaut hatte. Aufgrund des wachsenden Erfolges (…) entwickelte die ‚Nordische Gesellschaft‘ eine zunehmend offensivere Selbstdarstellung, die Alfred Mahlau mit seinen populären Entwürfen bis Ende 1944 entscheidend beeinflusste. (…) Alfred Rosenberg bezeichnete die ‚Nordische Gesellschaft‘ in Lübeck als eine ‚große, gemeinsame Schicksalsgemeinschaft des Nord- und Ostseeraumes.‘ Mit ihrer Hilfe sollte ein ‚arteigene[s] Denken, das heldisch und nordisch betont sein muss‘, gefördert werden. Eine ‚aktive‘ Propaganda lehnte die ‚Nordische Gesellschaft‘ jedoch ab und schränkte im Jahre 1935/36 ihre Aufgaben ein: ‚(...) den nordischen Gedanken zu fördern und zu vertiefen und die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und den nordischen Ländern auf allen Gebieten des volklichen Lebens zu pflegen. Sie will (....) das deutsche Volk über die große Bedeutung aufklären, die von jeher der Norden für die Gestaltung seines Schicksals gehabt hat und auch in Zukunft haben wird (...) Die Nordische Gesellschaft lehnt im Rahmen ihrer Tätigkeit jede aktive deutsche Propaganda in den nordischen Ländern ab.‘ Der ‚Nordische Gedanke‘, beruhend auf kulturellen Gemeinsamkeiten und gemeinsamen ökonomischen Interessen, sollte das Deutsche Reich mit allen skandinavischen Ländern des Ostseeraumes - auch untereinander - verbinden. Vermutlich teilte Alfred Mahlau diesen ‚Nordischen Gedanken‘. Diese kulturellen Gemeinsamkeiten und Interessen wurden im Sinne eines völkischen ‚Ahnenerbes‘ von NS-Staat instrumentalisiert. Der Übergang zwischen einem romantisch-idealistischen ‚Norden-Mythos‘ und einem nach Überlegenheit strebenden völkisch-rassischen Nationalismus, der bereits 1921 von Hans F.K. Günther in seiner populären ‚Rassenkunde des deutschen Volkes‘ propagiert worden war, blieb fließend.“ 7)

Wie sehr die Verantwortlichen des NS-Staates Alfred Mahlau, der nicht in die NSDAP eintrat, schätzten, macht Kirsten Beuster folgendermaßen deutlich: „Alfred Mahlaus öffentliche Anerkennung durch den NS-Staat wurde im Jahre 1937 deutlich: Der preußische Ministerpräsident Hermann Göring entließ mittels einer Satzungsänderung alle ursprünglichen Mitglieder der Preußischen Akademie der Künste mit dem Ziel, die Bildende Kunst in die NS-Kulturpolitik zu integrieren. Unter den neuen Mitgliedern - die sich den nationalsozialistischen Grundsätzen verpflichtet sahen - befanden sich unter anderem die Berliner Architekten Albert Speer (1905-1981) und Ernst Sagebiel, der Stadtplaner Fritz Schumacher (1869-1947) [siehe. Fritz-Schumacher-Allee], der Bildhauer Gerhard Marcks (1889-1981) und der Grafiker Alfred Mahlau.“ 8)

1944 wurde Alfred Mahlau von Hitler in die Gottbegnadeten-Liste der wichtigsten Gebrauchsgraphiker und Entwurfszeichner aufgenommen. Das bedeutete u. a., er brauchte nicht in den Krieg zu ziehen. Doch im Januar 1945 wurde er: „zum Volkssturm eingezogen. Er wurde östlich von Berlin eingesetzt, kam hier am 22. April 1945 in sowjetische Gefangenschaft und wurde in das Kriegsgefangenenlager 173/4 in Posen gebracht. An der Ruhr erkrankt, wurde er schon Ende Juli 1945 entlassen.“ 9)

Gleich nach seiner Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft erhielt er 1946 einen Ruf an die Landeskunstschule in Hamburg, wo er die Grafiklasse übernahm. Seine Entnazifizierung überstand er problemlos. In seinen Entnazifizierungsfragebogen trug Mahlau 1946 ein: „Durch die Tatsache, dass meine Frau halbarisch ist, hatte ich dauernde Schwierigkeiten in der persönlichen Freiheit wie in der Ausübung meines Berufes.“ 10)

Alfred Mahlau arbeitete seine Verstrickung mit dem NS-Regime nicht auf, sprach nicht darüber. Kirsten Beuster schreibt: „Sein geringes Interesse an aktueller Politik wurde Alfred Mahlau in späteren Jahren als Opportunismus vorgeworfen. Sein Freund und Mitarbeiter Günther Gatermann bezeichnet ihn als ‚gänzlich unpolitisch‘ und berichtete von heftigen Auseinandersetzungen u.a. mit Horst Janssen, der ihm vorwarf, von der NS-Zeit profitiert zu haben. Laut Günther Gatermann brach Alfred Mahlau dann in Tränen aus.“ 11).

Neben seiner Arbeit an der Kunsthochschule (1955-1959 Prof., 1956/57 kommissar. Leiter der Kunsthochschule) bekam Alfred Mahlau viele Aufträge von verschiedensten Seiten. So gestaltete er z. B. 1948 das heute noch verwendete Verlagssignet von Hoffmann & Campe und 1955/56 die Totentanz-Fenster für die Lübecker Marienkirche. 1962: wurde er mit dem Edwin-Scharff-Preis ausgezeichnet. 12)

Verheiratet war Alfred Mahlau mit der Geigenvirtuosin Emmy Müller (Künstlerinnenname Maria) (30.8.1901 St. Gallen – 19.2.1988 Neustadt (Holstein). Sie entstammte einer Wiener Musikerfamilie: ihr Vater war der Musikdirektor Prof. Paul Müller (1857-1936), ihre Mutter die Geigenvirtuosin und Sängerin Olga Buchsbaum, geb. von Lunck, (20.4.1867- 9.1.1939).13)

Kennengelernt hatten sich Alfred Mahlau und Maria Müller im Sommer 1921: „in den avantgardistischen Künstler- und Musikerkreisen Berlins. Die begabte Violinsolistin Maria Müller erhielt in dieser Zeit Privatunterricht in Berlin bei Carl Flesch (1873-1944). Anschließend war sie als Konzertgeigerin tätig.“ 14)

Maria Müllers Vater hatte zuerst nichts gegen die Verbindung seiner Tochter mit einem Künstler. Doch als sich die allgemeine wirtschaftliche Lage verschlechterte, drängte er Mahlau sogar, die Verlobung aufzukündigen. „Der vom Schwiegervater ausgesprochene Zweifel, ob er [Alfred Mahlau] die Familie mit seinen künstlerischen Aufträgen versorgen könnte, prägte in den folgenden Jahren sein Verhalten. Die Vorurteile des Schwiegervaters gegenüber einem freien Künstlerleben belasteten den Künstler sehr. Er nahm daher alle verfügbaren Aufträge an, um sie unter allen Umständen zu bewältigen. Dieses Verantwortungsbewußtsein führte in den folgenden Jahren nicht nur zu einem ungeheuren moralischen Druck, sondern auch zu einer ständigen Arbeitsüberlastung. Mit diesem Verantwortungsbewußstsein und der Disziplin gegenüber seiner Familie offenbarte sich ein wesentlicher Charakterzug Alfred Mahlaus, der ihn immer wieder daran hinderte, einen Lebensweg als freier Künstler uneingeschränkt zu verfolgen. Nach den ersten erfolgreichen Ausstellungen und Verkäufen, darunter im Januar 1923 bei einer Einzelausstellung in St. Gallen unter dem Titel ‚Alfred Mahlau, Aquarelle und Lithographien‘, verbesserte sich die finanzielle Lage. Der Schwiegervater gab seine Zustimmung zur Hochzeit, ermahnte jedoch seine Tochter ‚sich mit dem Geldausgeben auf das Nötigste zu beschränken‘. Der Vater sicherte ihr eine jährliche Apanage zu und sandte ihr zum Konzertieren einen Steinway-Flügel nach Lübeck,“ 15) schreibt Kirsten beuster.

1923 heirateten Alfred Mahlau und Maria Müller. 1927 wurde die Tochter Begina Hildgard geboren. 16) Maria Mahlau arbeitete fortan nur noch sehr eingeschränkt, auch weil die Tochter an einer Behinderung litt. „Die Erkenntnis des stolzen Vaters, dass die Entwicklung seiner Tochter keinen gewöhnlichen Verlauf nahm, erwies sich als ein (…) Schock. Begina würde ein Leben lang besondere Fürsorge und Unterstützung benötigen. Die Eltern wollten diese Tatsache lange nicht wahrnehmen, sie wurden erst durch Freunde darauf hingewiesen. Alfred Mahlau dürfte bewußt geworden sein, dass er seine Vision eines freien unabhängigen Künstlertums stark einschränken musste, wenn er weiterhin der Verantwortung für seine Familie und seine Tochter gerecht werden wollte. Im Jahre 1940 schrieb er seinem Lübecker Freund Erwin Lüddecke, wie sehr ihn seine Existenzsorgen belasteten. Im Vordergrund stand 'die Sorge für die Lebenshaltung [der Familie].(...).'“ 17)

Der Hamburger Psychiater Hans Bürger-Prinz, bei dem Alfred Mahlau wegen seiner Depressionen in Behandlung war, notierte 1939 „Er hatte es nie verwinden können, dass das einzige Kind geistig zurückgeblieben war. Quälte sich sehr damals. Wollte deshalb auch keine Kinder mehr haben.“ 18)

Über die Beziehung zwischen Vater und Tochter schreibt Kirsten Beuster: „Alfred Mahlau bemühte sich, seine Tochter zu unterstützen, indem er sie als Anlernling vom 1.4.1942 bis zum 1.4.1944 in Lübeck in der Bildweberei bei Hildegard Osten unterbrachte. Die Berufsschulzeugnisse der Städtischen Lehranstalt für Frauenberufe/Abteilung Hauswirtschaftliche Berufsschule von 1942 bis1943 deuten erneute Lerndefizite an. Der Weberei blieb Begina jedoch eine Zeitlang verbunden und arbeitete nach Kriegsende ab 1950 unter Anleitung in der Werkstatt von Alen Müller-Hellwig an einem eigenen Webstuhl, darunter auch für die Aufträge ihres Vaters. Alfred Mahlau wollte seine Tochter in sein künstlerisches Leben integrieren und entwarf für sie nicht nur Teppichmuster, sondern organisierte auch gemeinsame Ausstellungen. In seinen letzten Lebensjahren bewohnte Begina ein eigenes kleines Haus auf dem Grundstück der Familie Gatermann. Heute lebt sie mit ihrem Ehemann in Lübeck.“ 19)

Zurück zu Maria Mahlau. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten erhielt Maria Mahlau 1936 als „Halbjüdin“ Berufsverbot und wurde aus der Reichsmusikkammer ausgeschlossen. „Um erneut in die Reichsmusikkammer aufgenommen zu werden und ihre Herkunft und Neutralität als Schweizer Staatsbürgerin nachzuweisen, forderte Maria Mahlau alle Unterlagen, darunter die Taufbücher und Traubücher ihrer Familie sowie ein schweizerisches Bürgerregister ihrer Eltern an. Sie reichte ein Wiederaufnahmegesuch für eine Arbeitserlaubnis bei der Reichsmusikkammer ein. Ihre Unterlagen galten bis 1942 aufgrund eines Brandes als ‚verschollen‘. Im Oktober 1942 erhielt die Violonistin schließlich eine endgültige Bestätigung ihres Arbeitsverbotes mit der Begründung, sie sei ein jüdischer ‚Mischling ersten Grades‘. Alfred Mahlau setzte sich in den folgenden Jahren wiederholt für ihre Wiedereinstellung ein. Maria Mahlau wurde bis Ende des Jahres 1944 von weiteren Restriktionen verschont. In den letzten Monaten des NS-Staates wurde sie zur Zwangsarbeit in einer Lübecker Sackfabrik herangezogen,“ 20) so Kirsten Beuster.

Die Ehe verlief nicht glücklich. Beide waren sehr eifersüchtig, denn Maria Mahlau hatte wegen ihrer „Schönheit (…) zahlreiche Verehrer. Der Künstler war sehr beliebt.“ 21) Hinzu kamen Mahlaus Depressionen und Klinikaufenthalte. Das Paar trennte sich schließlich 1941, Mahlau zog nach Berlin, sorgte aber weiterhin finanziell für seine Frau und das Kind.

„Eine Scheidung Alfred Mahlaus von seiner Frau Maria als ‚Mischling ersten Grades‘ hätte sie schutzlos gemacht (…).“ 22) Die Scheidung erfolgte dann gleich nach der Befreiung vom Nationalsozialismus 1946.

Über Alfred Mahlaus weitere Beziehungen zu Frauen schreibt Beuster: „Nach seiner Scheidung von Maria im Jahre 1946 führte Alfred Mahlau sein zurückgezogenes Leben im Atelier in der Hochschule für Bildende Künste fort. Er lebte gern allein und war nicht bereit, sich erneut zu binden. Die Trennung von Maria konnte er nie ganz verwinden. (…) Dennoch hatte der zurückhaltende Dozent viele Verehrerinnen und galt in der Schule als ein ‚geheimnisumwitterter Frauenschwarm‘. Alfred Mahlau bevorzugte Freundschaften mit selbstbewußten, unabhängigen und erfolgreichen Künstlerinnen. Im Laufe der Jahre erlebte der Künstler einige Affären, darunter mit bekannten Schauspielerinnen oder einigen Schülerinnen, (…). Mitte der 50er Jahre lernte er Grete Wiemeler - die Witwe des Buchkünstlers Ignatz Wiemeler (1895-1952) - kennen. Nach kurzer Zeit beendete Alfred Mahlau seine Beziehung mit der attraktiven Witwe, sie suchte einen Ehepartner und hegte ernste Heiratsabsichten. Er fasste zusammen: ‚Besitzen wollen hat immer irgendwo schlechte Begleitung, böse Folgen‘. Zugleich wollte er die Verantwortung nicht übernehmen: ‚Ich möchte schließlich die Freiheit!‘ Seit vielen Jahren hatte Alfred Mahlau eine enge Freundschaft zu der selbstbewußten, attraktiven Professorin für Klavier und Cembalo an der Hamburger Musikhochschule Eliza Hansen (1909-2001) (…) entwickelt. Sie kannten sich seit den ersten Nachkriegsjahren in Hamburg, unterstützten sich und teilten gemeinsame Interessen. Alfred Mahlau war in den ersten Jahren häufig zu Gast bei dem Musikerehepaar Eliza und Conrad Hansen. (…) Im Jahre 1959 erhielt Eliza Hansen den Ruf auf eine Professur für Klavier und Cembalo an der Hamburger Musikhochschule. Die beiden engagierten Dozenten Alfred Mahlau und Eliza Hansen waren mit ihrer Arbeit ‚verheiratet‘ und besaßen ein hohes Maß an Disziplin und Verantwortungsbewußtsein. Beide räumten sie in ihrer Ausbildung den Studenten viele Freiräume ein, ließen sie eigene Erfahrungen sammeln, um diese dann zu analysieren und mit disziplinierter Übung kontinuierlich zu verbessern. (…) In seinen letzten Lebensjahren kümmerte sie sich intensiv um den Künstler.

Es bestand kein gutes Einvernehmen zwischen den beiden Musikerinnen Maria Mahlau und Eliza Hansen. Maria Mahlau blieb stets eifersüchtig und hoffte am Ende ihres Lebens auf eine erneute Annäherung an ihren geschiedenen Mann, um die Familie wieder zu vereinen. Die Spannungen setzten sich auch nach dem Tod des Künstlers in beiden Familien - im Zuge der Aufteilung von Alfred Mahlaus Nachlass - fort.“ 23)