Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Denickestraße

Harburg (1930): Heinrich Denicke (2.1.1856 Buxtehude -30.10.1943 Harburg): Stadtsyndikus, Bürgermeister in Harburg, Ehrenbürger von Harburg


Von 1889 bis 1930 hieß die Straße „Holzweg“. Noch zu Lebzeiten Denickes wurde diese Straße nach ihm benannt.

Helmut Stubbe-da-Lux schreibt über Denicke: „Unter Heinrich Denickes Führung – seit 1899 als Bürgermeister, von 1903 bis 1924 als Oberbürgermeister – wurde aus dem Landstädtchen Harburg eine moderne Industrie- und Hafenstadt.“ 1)

Heinrich David Denicke war der Sohn von Friederike Marie Louise Denicke, geborene Neve und des Buxtehuder Kaufmanns und Senators Heinrich Denicke. Heinrich Denicke studierte Jura und wurde 1883 zunächst Hilfsrichter in Bad Iburg. Drei Jahre zuvor hatte er 1880 die damals 21jährige Anna Katharina Lucinde Schlichting (1859 Balje – 14.10.1926 Harburg) geheiratet. 1881 kam das erste Kind zur Welt. Drei weitere folgten in den nächsten Jahren.

In Iburg sah Denicke keine berufliche Perspektive und suchte schon bald eine neue Stellung. Er bewarb sich auf eine vom Magistrat der Stadt Harburg ausgeschriebene Stelle als Stadtsyndikus, die er noch im selben Jahr bekam. Im November 1899 wurde Denecke zum Bürgermeister von Harburg auf Lebenszeit gewählt. Den Posten des Syndikus erhielt 1910 Julius Tilemann (siehe: Tilemannhöhe). 1903 erhielt Denicke den Oberbürgermeister-Titel verliehen.

Denicke wurde Nationalliberaler. Nachdem er zum Bürgermeister gewählt worden war, übernahm Denicke 1899 den Vorsitz der Harburger Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft (DKG). „Regelmäßig berichtete die von der DKG herausgegebene Deutsche Kolonialzeitung - Vorzugslektüre der Harburger Kautschuk- und Palmölfabrikanten - über die Anlage neuer Öl- und Kokospalmplantagen, über die großen Guttapercha- und Kautschuk-Expeditionen in Neuguinea oder ‚das Arbeitermaterial‘ in den deutschen Kolonialgebieten.“ 2)
„Als Stadtoberhaupt legte Denicke, der in den Jahren seiner Tätigkeit als Stadtsyndikus zugleich auch ehrenamtlicher Syndikus der Handelskammer war, besonderen Wert auf die wirtschaftliche Entwicklung. Der Bau des Tidehafens (1904-07), die Eingemeindung von Lauenbruch (1906) und Eißendorf (1910) sowie der Abschluss des (3.) Köhlbrandvertrags mit Hamburg (1908), der den Verkehr von Hochseeschiffen erlaubte, gehörten ebenso zu den Errungenschaften seiner Amtszeit wie die Fortentwicklung von Kanalisation und Verkehrswegen, des Schulwesens und der Industrieansiedlung. (…) 1926 rückte Denicke für die DVP in den Hannoverschen Provinziallandtag ein und galt dort als ebenso sachverständiger wie entschiedener Groß-Hamburg-Gegner.“ 3)

Als Denicke 1908 sein 25jähriges Dienstjubiläum beging, nahmen am Festmahl neben „‘186 Herren aus den verschiedenen Kreisen der Bevölkerung‘[auch] Denickes zwei Söhne Heinrich, ein Jurist und Otto, ein Offizier [teil]; die beiden ‚Töchterchen‘ wie auch Denickes Ehefrau mußten sich mit einer knappen Erwähnung in einer der Festansprachen begnügen,“ 4) schreibt Helmut Stubbe-da Luz in seinem Porträt über Heinrich Denicke.
1924 wurde er zum Ehrenbürger Harburgs ernannt. Seine Dienstzeit endete am 1.1.1925.

„1926 rückte Denicke für die DVP in den Provinziallandtag ein und trat darin als Spezialist für die ‚Groß-Hamburg‘-Frage mit unverändert negativer Einstellung dazu noch mehr mehrfach hervor.“ 5)

Als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, war Denicke 77 Jahre alt. Er trat nicht der NSDAP bei, erhielt aber 1936 zu seinem 80. Geburtstag ein „eigens aus diesem Anlass in Auftrag gegebenes Gemälde der industriellen Anlagen am ersten Harburger Hafenbecken überreicht“. 6). Man erinnerte sich gerne, so Helmut Stubbe -da Luz „an Heinrich Denicke als einen Kommunalpolitiker, der nicht dem von den Nationalsozialisten verdammten Weimarer ‚System‘ zuzurechnen sei.“ 7)