Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Dirks-Paulun-Weg

Blankenese (1984): Carl Wilhelm Dirks Paulun (10.12.1903 Shanghai - 28.7.1976 Hamburg), Journalist, Kabarettist, Schriftsteller


Dirks Paulun war der Sohn eines Schiffsarztes. Als sein Vater 1909 in Shanghai starb, kam er als Sechsjähriger zu seiner Großmutter nach Hamburg-Flottbek.1) Nach Beendigung der Schulausbildung versuchte er sich zunächst als Kaufmann im China-Export 2), wählte dann aber doch die journalistische Laufbahn und absolvierte ab 1931 ein Volontariat beim Segeberger Kreis- und Tageblatt. Anschließend arbeitete er dort als Redakteur.

Verheiratet war er mit Anna-Lise Koch (31.3.1901-26.6.1980). Das Paar hatte eine Tochter.

Am 30. Juni 1933 wurde Dirks Paulun aus politischen Gründen („Gleichschaltung“) entlassen.3) Von da an arbeitete er als freier Schriftsteller und verfasste zahlreiche humoristische Beiträge in Zeitungen, Zeitschriften und in mehr als zwanzig Büchern. Die Texte waren überwiegend im Hamburger Missingsch-Dialekt gehalten, woher auch Pauluns Spitzname „Professor Missingsch“ stammte.4) Beim Hamburger Hans Köhler Verlag erschienen unter anderem die Textsammlungen „Die vielseitige Nachtigall“ (1938) und „Zwitschernd am Pflaumenbaum“ (1944). Außerdem veröffentlichte Paulun „Kunstbetrachtungen“ und „Theaterreferate“ in verschiedenen Hamburger und auswärtigen Zeitungen, unter anderem in der Rheinisch-Westfälischen Zeitung und in den Nachrichten aus dem deutschen Kulturleben. Des Weiteren trat er mit Gedichten, Satiren und Parodien im Rahmen des „Literarischen Kabaretts“ im „Bronzekeller“ und bei den „Sieben Stichlingen" im Curiohaus auf. Schließlich war er auch mit eigenen Beiträgen im Radio zu hören, etwa in der Sendung „Bunte Stunden“ und beim Funkkabarett „Die Sägefische“.5)

Dirks Paulun war Mitglied im Reichsverband der Deutschen Presse.6) 1910 gegründet, wurde diese reichsweite Berufsorganisation für Journalistinnen und Journalisten nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 "gleichgeschaltet". Wer journalistisch tätig sein wollte, musste in die Berufsliste des Reichsverbandes aufgenommen werden.7) Außerdem gehörte Paulun ab 1934 der Deutschen Arbeitsfront (DAF) an.8) Laut eigenen Angaben in seinem Entnazifizierungsfragebogen wurde er im NS-Regime Opfer von Hausduchsuchungen und Bespitzelungen. Ein Grund dafür wird sein, dass der erste sowie der zweite Ehemann seiner Schwester, der Schauspielerin Marie „Mie“ Paulun, aus politischen Gründen von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Es handelte sich um den Berliner Schriftsteller Adam Kuckhoff (als Mitglied der Widerstandsbewegung Rote Kapelle 1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet) 9) und den Berliner Schauspieler und KPD-Genossen Hans Otto (an den Folgen der schweren Misshandlungen in der Haft im November 1933 umgekommen)10).
Vom 15.11.1940 bis zum 18.8.1945 leistete Dirks Paulun Wehrdienst als Obergefreiter bei der Luftwaffe.11)

Nach dem Krieg gründete er noch 1945 zusammen mit Hans Harbeck und Carl Bay das Kabarett „Die Wendeltreppe“, in dem später auch Heinz Erhardt (siehe: Heinz-Erhardt-Park) mitwirkte.12) Es gastierte eine Zeit lang regelmäßig in der „Taverne“ des Winterhuder Fährhauses und hatte seinen Namen von der hölzernen Wendeltreppe im Keller des Klein-Flottbeker Konservatoriums.13) Außerdem veröffentlichte Paulun ab 1948 im Hamburger Abendblatt Kolumnen und Alltags-Anekdoten und gehörte zu den Sprechern der seit 1956 im NDR-Hörfunk ausgestrahlten plattdeutschen Sendung „Hör mal 'n beten to“.14) 1976 starb Dirks Paulun in einer Othmarschener Klinik an Kreislaufversagen. Sein Grab befindet sich auf dem Ohlsdorfer Friedhof.15)
Text: Frauke Steinhäuser