Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Am Brabandkanal

Alsterdorf, (1949): Dr. Carl Braband (10.6.1870 Hamburg – 20.11.1914 Hamburg. Unterschiedliche Angaben, so laut Eintrag in der Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs: 10.7.-19.11.), Rechtsanwalt, Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft, Reichstagsabgeordneter


Braband war der Sohn von Otilie Braband, geborene Blanquet und des Hamburger Senators Theodor Braband (1837-1887). Als er starb, war sein Sohn Carl 17 Jahre alt und bekam einen Vormund. Witwen erhielten für ihre unmündigen Kinder noch bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts einen Vormund vorgesetzt.

„Braband war in seinen Ansichten sehr von seinem Vormund, dem liberalen Bürgerschaftsmitglied und Rechtsanwalt Albert Wolffson beeinflusst. Bei einer seiner Wahlveranstaltungen 1903 durfte auch der Gegenkandidat von der SPD sprechen, was damals absolut ungewöhnlich war. Die politische Position, die Sozialdemokraten in der Bürgerschaft mit einzubeziehen, schuf ihm viele Feinde im bürgerlichen Lager und einige berufliche Nachteile. (…) Bei der Bürgerschaftswahl 1904 wurde Braband erstmals in die Hamburgische Bürgerschaft gewählt und schloss sich dort der Fraktion der Rechten an. In der Bürgerschaft gehörte er zu den schärfsten Gegnern der Wahlrechtsänderungen von 1906, mit der die ärmeren Schichten der Bevölkerung geringer als bisher im Parlament repräsentiert werden sollten. Er verließ daher (…) die Fraktion der Rechten, um einem Fraktionsausschluss zuvorzukommen,“ 1) heißt es in Wikipedia.

Zusammen mit noch drei weiteren Parteimitgliedern „(…) begründete [er] zusammen mit Abgeordneten aus der Fraktion der Linken (…) dann die Fraktion der Vereinigten Liberalen, die erste explizit politische bürgerliche Fraktion (eine SPD-Fraktion gab es bereits).“ 1)

Braband hatte auch mit der Kolonialpolitik zu tun. „(…) hinsichtlich des Problems, wie die deutsche Kolonialverwaltung in Kamerun mit der autochrhonen Bevölkerung umging, vertrat Braband eine nach damaliger Auffassung ‚patriotische‘ Position und lehnte jegliche Kritik an der deutschen Kolonialpolitik ab,“ 2) schreibt Helmut Lubbe da Luz. Als im Reichstag das Thema „koloniale Mischehen“ debattiert wurde, äußerte sich der Abgeordnete Braband von der Freisinnigen Volkspartei und „fragte,was ‚eine weiße Frau aus Mangel an Rassegefühl‘ alles zu tun in der Lage wäre und erklärte, er ‚entsinne sich sehr wohl, wie (...) ein großes sozialdemokratisches Organ Deutschlands Worte des berechtigsten und schärfsten Tadels für Erscheinungen gefunden hat, (...) wie (...) bei Vorführungen exotischer Trupps von Nubiern, Negern, Singhalesen [z.B. bei den sogenannten Völkerschauen, die u. a. auch von Carl Hagenbeck durchgeführt wurden, R. B.], und wie sie alle heißen, weiße Frauen sich den fremden Gästen geradezu an den Hals geworfen haben‘. (Verhandlungen des Reichstags, XIII. Legislaturperiode, I. Session, Bd. 285, 55. Sitzung, 7.5.1912, S. 1731) 3)

„Braband lehnte Mischehen und die aus ihnen erwachsenden Mischlinge als gleichsam pathologisches Phänomen ab und befürwortete im gleichen Atemzug auch die ‚Verhinderung‘ von ‚Ehen zwischen Personen, die schwere ansteckende und vererbliche Krankheiten‘ haben. Angesichts des weißen Männerüberschusses in den Kolonien konzedierte Braband zwar die Unvermeidbarkeit ‚geschlechtlicher Vermischung‘ zwischen Kolonisten und ‚farbigen Frauen‘. Auch er sah das ‚Anwachsen der Mischlingsrasse‘ aber als ‚Gefahr‘, der die deutschen ‚Kulturmenschen‘ nur durch ‚sorgfältige Überwachung der Erziehung der Mischlinge‘ begegnen könnten.“ 4)

„Zum Abschluss der Debatte verabschiedete der Reichstag am 8. Mai 1912 eine Resolution, die von der Regierung die Einbringung eines Gesetzentwurfes forderte, um die ‚Gültigkeit der Ehen zwischen Weißen und Eingeborenen in allen deutschen Schutzgebieten sicher[zu]stellen‘ und die Rechte der unehelichen Kinder zu bestimmen. Dafür stimmten Sozialdemokraten, Zentrum und Teile der Freisinnigen Volkspartei; insgesamt ergab die Abstimmung 203 Stimmen gegen 133 bei einer Enthaltung. Das eingeforderte Gesetz sollte jedoch nie zustande kommen. Zwei Jahre später brach der Erste Weltkrieg aus, an dessen Ende Deutschland seine Kolonien einbüßte.“ 5)

Braband war seit 1897 mit der Kaufmannstochter Johanna Dorothea Mestern (21.11.1876 - 9.9.1954 Großhansdorf) verheiratet und hatte mit ihr mindestens ein Kind. 6)