Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Rudolf-Augstein-Promenade

HafenCty (2023): benannt nach Rudolf Augstein (5.11.1923 Hannover – 7.11-2002 Hamburg), Journalist, Verleger und Publizist, 1947 gründete er das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL und war bis zu seinem Tod Herausgeber.


Vorher hieß diese Verkehrsfläche Ericuspromenade.

Am 5. November 2023 wäre Rudolf Augstein 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass wurde dort, wo sich heute das SPIEGEL-Verlagshaus befindet, die dortige Ericuspromenade in Rudolf-Augstein-Promenade umbenannt.

Rudolf Augstein war Ehrenbürger Hamburgs. Diese Auszeichnung wurde ihm 1993 verliehen. Zur Begründung hieß es: „Herausragende Verdienste am demokratischen Neuaufbau der Bundesrepublik nach 1945 und um Hamburg als Medienmetropole der Bundesrepublik Deutschland.“ Die Freie und Hansestadt Hamburg veröffentlichte hierzu den beruflichen Werdegang von Rudolph Augstein, der im Folgenden wiedergegeben werden soll.

„Rudolf Augstein war ein deutscher Verleger und Publizist. Als Gründer und Herausgeber des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL und als ein Protagonist des investigativen Journalismus zählte er zu den prominentesten Verlegern Deutschlands.
Augstein wurde 1923 als Sohn eines Kaufmanns in Hannover geboren.“1)

Rudolf Augstein hatte natürlich auch eine Mutter, ohne die er schließlich nicht geboren wäre. Sie hieß Gertrude Maria Augstein, geb. Staaden.

„Nach dem Abitur 1941 absolvierte er ein Volontariat beim Hannoverschen Anzeiger. Ein Jahr später wurde er zum Kriegsdienst herangezogen, zunächst als Funker, später als Artilleriebeobachter. Nach Kriegsende arbeitete er als Redakteur beim Hannoverschen Nachrichtenblatt. Auf Betreiben der Briten wechselte er 1946 zur Wochenzeitschrift Diese Woche, die aber wenig später eingestellt wurde.

1947 gründete Augstein in Hannover das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL, das er in der Folgezeit als Chefredakteur und Herausgeber leitete und prägte. Durch seine kritische Berichterstattung handelten sich das Nachrichtenmagazin und sein Herausgeber wiederholt Beschwerden und juristische Anzeigen ein. Die Konflikte eskalierten Anfang 1962, als der SPIEGEL in einem auf vertrauliche Quellen gestützten Artikel das Verteidigungskonzept der Bundeswehr infrage stellte. Augstein und sieben weitere Mitarbeiter wurden unter dem Verdacht des Landesverrats zeitweilig inhaftiert, was eine Welle von Protesten auslöste. In der Folge trat Bundesverteidigungsminister Franz Josef Strauß von seinem Amt zurück. Die SPIEGEL-Affäre markierte auch das Ende der Ära von Bundeskanzler Konrad Adenauer, [siehe: Adenauerallee] ohne dafür ursächlich zu sein. Das Magazin und Augstein – unter Pseudonym – hatten die Politik des Kanzlers wiederholt scharf kritisiert. DER SPIEGEL untermauerte auch in der Folgezeit mit kritischen Beiträgen zu politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen seinen Anspruch, das von Augstein geforderte ‚Sturmgeschütz der Demokratie‘ zu sein.

Augstein weitete sein publizistisches Engagement aus und veröffentlichte mehrere Bücher. Ferner beschloss er in den 1960er Jahren die Gründung der Rudolf Augstein Stiftung, die seinen Nachlass verwalten und sich für mildtätige Zwecke einsetzen sollte. Die Stiftung dehnte später ihr Engagement auf die Förderung journalistischen Nachwuchses und der Kunst aus. Für die FDP, der er seit 1957 angehörte, kam er 1972 in den Deutschen Bundestag, legte sein Mandat aber nach wenigen Wochen wieder nieder. Mit dem SPIEGEL habe er sich größere Möglichkeiten zur politischen Einflussnahme versprochen, spekulierten Beobachter später über die Motive dieser Entscheidung.

1974 schenkte Augstein 50 Prozent der Anteile den Mitarbeitern seines Unternehmens und führte damit ein viel beachtetes Beteiligungsmodell ein.“2) Der Historiker Dirk Brietzke schreibt dazu in seinem Porträt über Augstein: „Um die Einführung eines von den Mitarbeitern geforderten Mitbestimmungsmodells zu verhindern, bot er ihnen eine Gewinn- und Kapitalbeteiligung an und gründete 1974 die Mitarbeiter KG, die 50-prozentiger Eigentümer des Verlags wurde; die aufbegehrenden Redakteure entließ er.“3)

In dem von der FHH anlässlich der Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Augstein verfassten beruflichen Lebenslauf dieses Mannes heißt es weiter: „1988 startete im Privatfernsehen die Sendung Spiegel-TV.“4) Dazu Dirk Brietzke: „1988 übertrug Augstein das Konzept seines Nachrichtenmagazins mit dem Start von 'Spiegel-TV' auf den Privatsendern SAT 1 und RTL plus auf den politischen Fernsehjournalismus.“5)

Im beruflichen Lebenslauf heißt es weiter: „Im Zusammenhang mit dem Mauerfall und der Wiedervereinigung Deutschlands 1989/90 kam es zu einer Kontroverse Augsteins mit dem SPIEGEL-Chefredakteur Erich Böhme. Im Unterschied zu Böhme begrüßte der sich selbst als ‚nationalen Patrioten‘ bezeichnende Augstein die Wiedervereinigung. In den 1990er Jahren zog sich Augstein mehr und mehr aus dem Tagesgeschäft beim SPIEGEL zurück. Er blieb aber bis zu seinem Tod 2002 in Hamburg durch Kommentare und andere Stellungnahmen zu politischen Fragen in der Öffentlichkeit präsent.

Augstein erhielt für sein wegweisendes publizistisches Engagement zahlreiche Auszeichnungen, darunter mehrere Ehrendoktorwürden. Allerdings fand er mit seinen pointierten Einlassungen auch viele Kritiker. Die Verleihung des hamburgischen Ehrenbürgerrechts fand ebenfalls nicht die Zustimmung aller politischen Parteien, wobei seine herausragenden Verdienste als Verleger und Publizist nicht grundsätzlich infrage gestellt wurden.“ 6)

Dirk Brietzke fasst Augsteins politische Haltung wie folgt zusammen: „In der Öffentlichkeit vielfach als linksliberal wahrgenommen, war sein Standpunkt doch eher der eines Nationalliberalen. Das Plädoyer für einen starken deutschen Nationalstaat blieb von seinen frühen Leitartikeln bis zu den Kolumnen der späten Jahre eine Konstante - oft in bewusstem Gegensatz zu einer Politik der europäischen Einigung. Dass Augstein sich nicht scheute, in den stärker von nationalen Positionen geprägten Anfangsjahren des 'Spiegels' Mitarbeiter zu beschäftigen, die durch ihre NS-Vergangenheit belastet waren, und 1949 gar dem ehemaligen Gestapo-Chef Rudolf Diels ein publizistisches Forum bot, wirft einen irritierenden Schatten auf die Frühzeit seiner journalistischen Arbeit.“ 7)

Rudolph Augsteins Privatleben
Über Augsteins Privatleben heißt es in Wikipedia: Er war fünfmal verheiratet: „und hatte drei leibliche Kinder und ein gesetzlich anerkanntes.
„• Maria Sabine (* 1949) als männliches Kind von Augstein und seiner ersten Ehefrau, der Journalistin Lore Ostermann geboren. 1977 bekannte Maria Sabine sich als eine der ersten öffentlich zu ihrer „Geschlechtsumwandlung“, im Alter von 28 Jahren zahlte ihr der Vater die geschlechtsangleichende Operation. Die mit der Künstlerin und Fotografin Inea Gukerna-Augstein verheiratete Rechtsanwältin trug maßgeblich zur Schaffung des Lebenspartnerschaftsgesetz (2001) bei und setzt sich aktiv für die Rechte transsexueller, intersexueller, und homosexueller Menschen ein.
• In zweiter Ehe war er mit der Journalistin Katharina Luthardt verheiratet.
• Franziska (* 1964) aus der Verbindung Augsteins mit der Übersetzerin Maria Carlsson, seiner späteren dritten Ehefrau, mit der er von 1968 bis 1970 verheiratet war. Sie ist ebenfalls Journalistin und arbeitet für die Süddeutsche Zeitung.
• Jakob (* 1967) ist Augsteins gesetzlich anerkannter Sohn und ebenfalls von Maria Carlsson geboren. Sein leiblicher Vater ist der Schriftsteller Martin Walser. Jakob Augstein ist Eigentümer und Verleger der von ihm 2008 gekauften Wochenzeitschrift Der Freitag und seit 2013 auch Chefredakteur und war von 2011 bis 2018 Kolumnist für Spiegel Online.
• Julian Robert (* 1973) ist der Sohn aus vierter Ehe Augsteins mit der Filmproduzentin und Buchautorin Gisela Stelly, mit der er von 1972 bis 1992 verheiratet war. Julian Augstein ist Maler und Volkswirt.
• In fünfter Ehe heiratete Rudolf Augstein am 13. Oktober 2000 in Tondern seine langjährige Lebensgefährtin, die Hamburger Galeristin Anna Maria Hürtgen.“ 8)

Rudolph Augstein zum Thema Sexismus
1978 äußerte Augstein im Spiegel seine Auffassung zu einer Klage von einer Gruppe von Frauen, die sich gegen die Darstellung nackter Frauen auf den Titelblättern von Illustrierten wehrten.
Der FrauenMediaTurm, feministisches Archiv und Bibliothek, hat den Artikel ins Netz gestellt.

„Rudolf Augstein: Die Frauen schlagen zurück

Rudolf Augstein, 1978
Es soll ja schon vorgekommen sein, daß eine Illustrierte, Zeitschrift oder Zeitung auf dem Frontblatt eine nackte Frau gezeigt hat, um den Kaufreiz zu kitzeln. Es soll sich sogar ereignet haben, daß eine nackte, grobe Geschmacklosigkeit am Kiosk zu sehen war. Was tun?
Man kann weggucken. Man kann das Blatt nicht kaufen. Man kann beschließen, das Blatt nie mehr zu kaufen. Man kann den Deutschen Presserat anrufen und so erklärtermaßen Anstoß nehmen. Man kann den Staatsanwalt bemühen, wegen Pornographie-Verdacht
Das alles kann man tun. Zehn Frauen aber, die am „Stern“ Anstoß genommen haben, fühlten sich kollektiv beleidigt und verklagten die Illustrierte auf Unterlassung in der Zukunft. Was soll unterlassen werden?

Die Klägerinnen dadurch zu beleidigen, daß auf den Titelseiten des Magazins „Stern“ Frauen als bloßes Sexualobjekt dargestellt werden und dadurch beim männlichen Betrachter der Eindruck erweckt wird, der Mann könne über die Frau beliebig verfügen und sie beherrschen.
So steht es in der Zivilklage, die von der renommierten Hamburger Rechtsanwältin Gisela Wild vertreten wird. Ein Jux? Leider nicht. Wohl verspricht die Hauptverhandlung etliche Gaudi. Aber die Frauen, unter ihnen einige mit bekanntem Namen, stapfen wie von Sinnen in eine üble Meinungs- und Geschmacksdiktatur.

Wenn die Sängerin Anna Moffo darauf besteht, ohne merklichen Kunstdruck nackt zu posieren, so können sich künftig zwei bis zweihundert Frauen kollektiv für ihr ganzes Geschlecht beleidigt fühlen und gegen die Direktion bei der zuständigen Zivilkammer auf Unterlassung klagen. Hat die Moffo mehr kassieren, hat sie Furore machen wollen? Hat die Direktion durch den 'gewagten' Eklat die Ränge gefülllt? Kann sein, kann sein auch nicht.

Nur, wer sagt uns, daß eine Sängerin wirklich weiß, was sie will? Daß sie nicht bloß und bei getrübtem Bewußtsein ausgenutzt wird, als 'singendes bloßes Sexualobjekt' gewissermaßen? Vielleicht hat der pfiffige Regisseur nichts anderes im Sinn gehabt, als beim männlichen Betrachter den Eindruck zu erwecken, der Mann könne über die Frau beliebig verfügen und sie beherrschen? Her mit dem geschmackssicheren Landgericht, her mit der Zensur!

Es mag für tragisch angesehen werden oder nicht, aber die meisten der kämpferischen oder auch nur anhängselnd mitstampfenden Frauen diskriminieren durch ihren Mangel an Selbstwertgefühl das von uns allen aufs innigste zu wünschende Ziel der Nicht-mehr-Benachteiligung der Frau. Wie soll man ein Anliegen ernst nehmen, das so ehrverletzend dahinstelzt, ehrverletzend für Verstand und Vernunft dieser selbsternannten Mini-Minderheit-Mehrheit?

Die Personengruppe der Beamten etwa, die anders als die Frauen, immer noch nicht die Mehrheit der Bevölkerung ausmachen, wird üblicherweise als faul, borniert, dümmlich oder sonstwie diskriminierend abgeschildert und karikiert. Soll sie künftig per Zivilkammer gegen gerechte oder ungerechte Darstellungen vorgehen dürfen? Das wäre das Ende der Meinungsfreiheit.

Oft ist 'Haß gegen die betroffene Personengruppe' (Wild) im Spiel, hier gegen die Beamten. Aber auch jener Täter soll laut dem Vorbringen der zehn Frauen an einer herabsetzenden Darstellung gehindert werden, der 'ohne eine solche Zielsetzung handelt, aber doch erkennt, daß seine Herabsetzung alle zu dieser Gruppe gehörenden Personen betrifft', in unserem Beispiel die Beamten.

Zwar haßt der CDU-Mann die SPD-Leute nicht, aber er diskriminiert sie als eine potentiell rote Truppe — her mit dem Unterlassungsrichter. Die zehn Klageweiber hatten die Stirn und den seltenen Geschmack, 'die Frauen' — die Mehrheit der Bevölkerung also — mit den in Deutschland lebenden und nicht von den Nazis ermordeten 30 000 Juden zu vergleichen, da beide Gruppen je für sich 'durch ein gemeinsames Schicksal der Diskriminierung zu einer Einheit verbunden' seien — Realitätsverlust hoch drei.

In Meyers Lexikon von 1907 hieß es über den Üppigkeitsmaler Peter Paul Rubens: 'Die Frau wird so dargestellt, als sei sie männlicher sexueller Lust jederzeit verfügbar und unterstehe damit seiner Beherrschung.' Ein vorausschauender Enzyklopädist, denn eben dieser Salz, der einzig wesentliche, findet sich im Schriftsatz Gisela Wilds (für Dumme: Der Satz steht nur bei Frau Wild, nicht im Meyer von 1907).

Sie selbst trägt vor, dieser Satz sei wesentlich. Es komme nicht darauf an ob man Bilder von vor allem ästhetisch schönen Frauenkörpern wähle — in den Keller mit Rubens und erst recht mit Maillol. Es gehe auch nicht um die Tatsache, daß das Bekenntnis dieser Nacktheit und Sexualität zur weiblichen Emanzipation gehöre — aha, das gehört also nicht dazu. Woher wissen Meysel, Schwarzer und Margarete Mitscherlich, wer die weibliche Emanzipation (und dazu die Auflage) im Sinn hat und wer ein ästhetisch die Männer aufregendes Bild (und die Auflage)?

Ob die Photographen von zensurgierigen Emanzen gegängelt werden wollen? Und was ist mit jenem weiblichen Modell, das sich emanzipatorisch als Lustobjekt erlebt (Gage inbegriffen und den nackten Hintern exhibitionieren will? Gehört ihr Bauch, ihr Hintern nicht ihr? Müssen nun die nackt oder halbnackt tätigen Photomodelle gegen die Wild-Riege zum Landgericht eilen und auf Unterlassung der sie als Gruppe diskriminierenden Behauptung klagen, ihr Beruf erschöpfe sich darin, daß sie als Instrumente der Frauenunterdrückung herhalten müßten?

Woher wissen die zehn eigentlich welcher Eindruck beim männlichen Betrachter erweckt wird, wenn er eine ästhetisch schöne Frau sieht, sei sie gemalt, photographiert oder mit Mezzosopran? Eben der Eindruck, den die meisten der gutsituierten und gutaussehenden Protestlerinnen erwecken wollen, sei es bei Männern oder bei gleichgeschlechtlichen Partnern. War Jezabel, die geschmückt für den Mörder ihres Sohnes am Fenster stand nichts weiter als ein Produkt der Männerherrschaft?

Warum renne ich nicht zu Richter Engelschall, Zivilkammer 24 in Hamburg? In meinem männlichen ästhetischen Wertverständnis hat man mich diskriminiert und beleidigt, als ich, auf öffentlicher Mattscheibe, schlechte Verse von einer Nackten hören und eine exzellente Cellistin nackt fiedeln sehen sollte. Ich war nicht auf der Höhe, ich habe nur abgeschaltet?

Warum inseriert der Verkehrsverein der ehrwürdigen Stadt Basel im SPIEGEL mit einem entstrippten Nachtklubgirl? Damit der Südland-Reisende in Basel einen Unterbruch einlegen und seine Frau schon am ersten Ferienabend in einen Nightclub ausführen kann (vulgo: um die Auflage zu erhöhen). Alice, Basel künftig meiden!

Warum drängen Männer wie Frauen darauf, daß Frauen im städtischen Freibad 'oben ohne' herumlaufen dürfen? Die Frauen, um sich und anderen zu gefallen, die Männer, um demnächst ihr Gemächte frei spazierentragen zu dürfen. Warum drängen Männlein wie Weiblein in die Gemeinschaftssauna? Um einander zu sehen und, bei Gefallen, entschwitzt näherzutreten. Auch ich kann doch nichts dafür, daß Männer auf Bildblättern lieber nackte Frauen sehen als umgekehrt Frauen nackte Männer: Mir scheint, die Frauen haben einen bewundernswert strengeren Anspruch, und ein Stück Jahrtausend-Geschichte oder gar Biologie ist auch dabei.

Also hätten all jene Frauen unrecht, die in der Benachteiligung im Lohngefüge, die gegen Diskriminierung im Lohn, die gegen pornographische Darstellung von Frauen auf Illustrierten und Magazinen wütend reagieren? Mitnichten. Sie sollten aber nachdenken, wo die Wut echt und wo sie mit doppeltem Boden ausgestattet ist. Und aus blinder Wut sollten sie nicht die politische Rechtsordnung zerstören helfen, die allein abhelfen kann, sei sie nun von Männern geschaffen oder nicht.

Bei Frau Wild erfahren wir, auch die 'Frauen in anerkannter sozialer Position' (siehe Mitscherlich, Wild, Meysel, Trotta, Vorbeck) litten unter der noch immer bestehenden gesellschaftlichen Benachteiligung gegenüber dem Mann, 'unter Behinderung und häufig auch Unterdrückung'. Das ist nicht, wie Frau Wild meint, 'gerichtsbekannt', sondern egozentrische Unkenntnis, ärgerliches Selbstmitleid.

Einen Punkt allerdings kann die Zweite Vorsitzende des Juristinnenbundes, Gisela Wild, für sich buchen. Auf das — ausgetauschte — Titelbild des 'Stern' vom 8. Juni dürfte ihre Beschwerde zutreffen. Hier war Unterlassung angebracht. Der verantwortliche und von den zehn Frauen beklagte Chefredakteur Nannen hat das Titelbild demgemäß mitten aus dem Produktionsprozeß gerissen und durch ein ebenso unattraktives, aber einschlägig unbedenkliches ersetzt; er hat aus freien Stücken und kostspielig und spektakulär 'unterlassen'.“ Die Frauenklage sollte also wohl besser lauten: Was Nannen ohnehin unterläßt, soll er nachträglich zu unterlassen auch noch verurteilt werden.

Fraujeh, Herrjeh, ihr gestandenen Berufllerinnen, unterlaßt doch diesen zweischneidigen Unfug! Oder liefert uns in der mündlichen Verhandlung am 14. Juli wenigstens handfesten Zirkus.“
(Quelle: Der Spiegel, 03.07.1978) zit. aus: https://frauenmediaturm.de/neue-frauenbewegung/die-frauen-schlagen-zurueck/)