Am Mariendom
St. Georg, seit 2012, benannt nach dem dortigen St. Marien-Dom
Siehe auch: St. Annenufer
Siehe auch: Bugenhagenstraße, Altstadt seit 1909: Prof. Dr. Johannes Bugenhagen (1484-1558), Theologe, Freund Luthers, Reformator
Vorher Teil der Danziger Straße.
Der Mariendom wurde im 11. Jahrhundert erbaut, erhielt in den folgenden Jahrhunderten Erweiterungen und stand bis zu seinem Abriss im Jahre 1806/07 am heutigen „Domplatz“ in Hamburgs Innenstadt, wo sich nun eine Grünfläche befindet.
Nachdem Hamburg 1522 lutherisch geworden war, war der Mariendom bis zu seinem Abriss eine katholische Enklave in Hamburg.
Im 19. Jahrhundert kam es im Hamburger Stadtteil St. Georg zu einem Neubau der St. Marien-Kirche und zwar im Hinterhof des von Ordensschwestern 1861 gegründeten Waisenhauses. „Die St. Marien-Kirche ist der erste katholische Kirchenneubau in Hamburg seit der Reformation und steht für ein Wiedererwachen katholischen Selbstbewusstseins in der Diaspora.“ 1) 1995 wurde die St. Marien-Kirche zur Domkirche erhoben.
Zur Namensgeberin des Doms – zur heiligen Maria:
Hamburgs Schutzpatronin hieß nicht immer Hammonia. Im Mittelalter wachte die Heilige Maria über Hamburg. Die Herren Senatoren hatten zu ihr ein sehr enges Verhältnis. Jeden Morgen vor Beginn der Ratssitzung gingen sie in die der Heil. Maria geweihten Ratskapelle im St. Marien-Dom auf dem Domplatz, um die Messe zu hören und die Heil. Maria um Beistand bei künftigen politischen Entscheidungen zu bitten.
Für die damaligen Politiker war Maria die himmlische Schutzfrau, der man zutraute, einzelnen Menschen, Städten, Ländern und Nationen in weltlichen Belangen wirksam zu helfen. Den Bürgerinnen und Bürgern – so glaubte man – half Maria in Nöten und bei Gebrechen. Sie schützte vor Krankheit, Hunger und der Pest. Sie bewegte Gott, die Menschen nicht zu bestrafen. Unter ihrem Mantel fanden die Menschen Zuflucht.
Überall in der Stadt Hamburg waren Marienstatuen zu finden, so etwa in der Nähe des Mariendoms auf der Trostbrücke und auch an den Stadttoren. Selbst auf zahlreichen Hamburger Münzen war ihr Portrait abgebildet. Auf dem silbernen Doppelschilling von 1463 stand sogar: „Conserva nos, Domina – spes nostra virgo Maria.“ „Erhalt uns Herrin, unsere Hoffnung Jungfrau Maria.“
Der Hamburger Reformator Johannes Bugenhagen (siehe: Bugenhagenstraße) äußerte sich 1529 über den Marienkult allerdings wie folgt: „Diese Lobpreisung soll sie haben. Doch das ist auch genug. Die aber Maria anrufen und aus ihr eine Mittlerin machen, die uns mit Gott und Christo versöhnen soll, die mögen zusehen, womit sie dies verteidigen können.“
Auch heute hat die Heilige Maria Bedeutung. Der brasilianische Befreiungstheologe Leonardo Boff wird nicht müde, immer wieder Maria als Anwältin, der nach Gerechtigkeit Hungernden anzurufen. Und auch für heutige Frauen spielt Maria wieder zunehmend eine Rolle. Sie ruft jede Frau aufzuwachen, sich zu erheben und für die Realisierung ihrer eigenen Würde als Tochter Gottes zu arbeiten. Die kritische Theologin Dorothee Sölle Maria interpretierte Maria so: „Maria spielt die Rolle einer subversiven Sympathisantin, die die Macht der Herrschenden zersetzt.“ 2)