Ernst-Scherling-Weg
Horn (1966): Ernst August Scherling (20.4.1859 Lübeck- 3.8.1939), Geschäftsführer der GEG
Siehe auch: Heinrich-Kaufmann-Ring
Ernst Scherling war der erste Geschäftsführer der GEG (Großeinkaufs-Gesellschaft deutscher Consumvereine m. b. H.), Hamburg.
Seine Kindheit verbrachte er in Lübeck. Er war der Sohn des Mathematiklehrers Johann Christian Scherling, so heißt es in Wikipedia. Er hatte natürlich auch eine Mutter, denn ohne diese wäre er nicht geboren worden. Doch diese wird in Wikipedia nicht erwähnt. Sie hieß Rosalie Eleonore Scherling, geborene Heßel. 1)
Nach dem Abschluss der „Mittelschule“ lernte Ernst Scherling Großhandelskaufmann.
„Er ging 1880 nach Venezuela, kehrte jedoch infolge der fortgesetzten Unruhen dort im Lande bereits nach einem Jahr nach Deutschland zurück. Im Frühjahr 1882 ging er nach Laboen-Deli auf der Insel Sumatra für die Firma F. Kehding, Reederei, Import, Export, und Bankgeschäft. 1886 wurde der Prokurist der Firma, „als welcher er speziell das Bankfach, den Export und die Reederei zu leiten hatte.“ 2)
1888 heiratete er in Hamburg Magdalena Boutin. Es ist anzunehmen, dass sie ihrem Gatten nach Sumatra folgte, wo er weiterhin in der Firma Kehding arbeitete.
Sumatra war damals eine niederländische Kolonie. Gewalt „gegen die heimische Bevölkerung der Kolonien [war] keine Seltenheit: Die niederländischen Kolonialherren züchtigten die Arbeiter, wenn diese Befehle nicht befolgten, und misshandelten sie teilweise schwer – manchmal wurden Einheimische sogar getötet.“ 3)
Friedrich Kehding, der Farne und Moose sammelnde Firmeninhaber der Firma F. Kehding, war gleichzeitig deutscher Konsul. In dessen Abwesenheit von 1890 bis 1892 verwaltete Scherling auf Sumatra das deutsche Konsulat.
Scherling, der Jahre zuvor an Malaria erkrankt war, musste 1893 wegen erneuter Malariaschübe seinen Posten aufgeben und kehrte nach Hamburg zurück.
Anfang 1894 wurde er zum Geschäftsführer der GEG gewählt. Dies war ungewöhnlich, da Scherling weder der Arbeiterbewegung noch der Genossenschafts- und Gewerkschaftsbewegung angehörte, gewählt wurde er wegen seiner kaufmännischen sowie Bankkenntnisse.
Gustav Dahrendorf schreibt über die Gründung der GEG: „Am 29. März 1894 wurde die Großeinkaufs-Gesellschaft Deutscher Consumvereine mit beschränkter Haftung mit einem Stammkapital von 34 500 Mark gegründet. Dem Mitglied des Aufsichtsrates, Ernst Hoppe, Dresden, und dem Ersten Geschäftsführer der GEG, Ernst-August Scherling, ist es im großen Maße zuzuschreiben, daß dieser Versuch endlich gelang. Das Wagnis einer kleinen Minderheit der in Deutschland schon damals bestehenden Konsumgenossenschaften, den Selbsthilfegedanken auf eine höhere Stufe der Warenverteilung auszudehnen, wurde mit einem vollen Erfolg belohnt.“ 4)
Die Position des Geschäftsführers füllte Scherling bis 1900 allein aus. In dieser Zeit wurden 1896 und 1897 die beiden Kinder geboren.
Nach 1900 war der Geschäftsführerposten mit zwei, später mit drei Personen besetzt.
Scherlings „Verdienst war insbesondere die Einrichtung der Bankabteilung der GEG, die eine hervorragende Bedeutung für die Finanzierung der Konsumgenossenschaftsbewegung der Hamburger Richtung bekam.“ 5)
1907 starb seine Frau. Vier Jahre später heiratete Scherling die Witwe Margarethe Dorothee Lorenz, geborene Heins (22.11.1867 Drestedt – 30.4.1940 Hamburg).
1914 musste Ernst Scherling aus gesundheitlichen Gründen sein Amt abgeben.
Als 1933 den Nationalsozialisten die Macht übertragen wurde, war Scherling 73 Jahre alt. Weder in der NSDAP-Zentralkartei noch in der NSDAP-Gaukartei des Berlin Document Center im Bundesarchiv findet sich eine auf Ernst Scherling ausgestellte Mitgliederkarte, sodass sich eine Parteimitgliedschaft darüber nicht nachweisen lässt.