Fibigerstraße
Langenhorn (1948): Johannes Fibiger (23.4.1867 Silkeborg – 30.1.1928 Kopenhagen), dänischer Nobelpreisträger für Medizin
Vor 1948 hieß die Straße Am Foßberg. In der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Baltikumstraße umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städten erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1948 bei Am Foßberg und wurde dann umbenannt in Fibigerstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)
Über den Krebsforscher Johannes Fibiger, der auch zeitweise Mitarbeiter von Robert Koch (Robert-Koch-Straße) und Emil von Behring (Behringstraße) war und nach dem auch ein Mondkrater benannt wurde, heißt es im Langenhorn Archiv: „Fibiger erhielt 1926 den Nobelpreis für seine bedeutsamen Untersuchungsergebnisse an Ratten, die infolge Fütterung mit indischen Rohrzucker an Magenkrebs erkrankten. Heute weiß man, daß die Krebsgeschwüre durch Vitamin A- Mangel und dieser durch das Eindringen der Parasiten aus Schaben, also indirekt, verursacht wurden. Fibiger konnte noch nicht wissen, da das Vitamin A erst 1931 von dem deutschen Chemiker Paul Karrer entdeckt wurde.“ 1)

Johannes Fibigers Mutter, Christine Dorothea Michelle Elfride Müller, verheiratete Fibiger (17.7.1832 Kopenhagen - 1911), war Schriftstellerin, sein Vater Christian Emanuel August Fibiger Arzt (1819-1873). Dieser starb, als Johannes drei Jahre alt war. Die Mutter zog mit ihren Kindern nach Kopenhagen, um dort mit Schreiben den Lebensunterhalt zu verdienen. Zwei Jahre zuvor hatte sie 1871 erstmals erfolgreich ein Kochbuch veröffentlicht, eine Anleitung zur Vorbereitung von Lebensmitteln für Kranke und Schwache. Die Kenntnisse über Gesundheit und Ernährung hatte sie sich während ihrer Assistentinnentätigkeit bei ihrem Mann angeeignet.
Nach dem Tod ihres Mannes schrieb sie mehrere Romane und Kurzgeschichten, deren Inhalt die Unterstützung der Emanzipation der Frauen war. "Ihre wichtigsten Romane und Kurzgeschichten waren (..) diejenigen über Frauen in romantischen Situationen, die ihre Emanzipation und ihren Platz in ihrem Zuhause betonten. Dazu gehörten En Magdalenehistorie (A Magdalene Story, 1877) über ein gefallenes Mädchen, das von einer bürgerlichen Hausfrau gerettet wurde, Askepot (Aschenputtel, 1880, To Fort'llinger (Zwei Geschichten, 1886) und Pr. og og L'ge (Priest and Doctor, 1890). Ihre Werke kamen gut an, (...). Einige wurden in Deutsch, Englisch und Russisch übersetzt."2)
1882 gründete sie die erste Kochschule in Kopenhagen und leitete diese bis 1889. Auch gründete sie 1882 das Tidskrift für Kvinder i de tre noch rediske Riger (Journal for Women in the Three Nordic Realms), das 1884 aber wieder eingestellt wurde. "Sie unterstützte auch die Bemühungen der dänischen Frauengesellschaft und erklärte, wie Frauen in der Philanthropie und Pädagogik aktiv werden könnten. Insbesondere betonte sie die Rolle der Frauen in der Küche und erklärte die Bedeutung von Hygiene und Ernährung. Zu den Veröffentlichungen gehörten Vore Tjenestefolk (Unsere Diener, 1881), Den ubemidlede Klasse D'tre (Föchter des Reichtums, 1888), und Nutidens Ansvar ogpligtelser über für D'ttrene af Arbeider og und ubemidlet Stand (unsere aktuelle Aufgaben und Pflichten gegenüber der Working-Class Women, 1889). Sie unterstützte Bildungseinrichtungen, die der Prostitution entgegenwirken sollten, indem sie einen moralischen Standpunkt einnahm."3)
Johannes Fibiger begann mit 16 Jahren an der Universität Kopenhagen Zoologie und Botanik zu studieren. Er schloss das Studium 1883 ab und studierte anschließend Medizin“ 4), schreibt Richard Altorfer in seiner Biografie über Johannes Fibiger.
Über seinen beruflichen Werdegang steht in Wikipedia u. a.: Nach dem Medizinstudium in Kopenhagen, das er von 1883 bis 1890 absolviert hatte, wurde er „Assistenzarzt an verschiedenen Krankenhäusern. Von 1891 bis 1893 war er Militärarzt.“ 5) Ein Jahr später, 1894 heiratete er seine Cousine Mathilde Fibiger (20.1.1863 Tranekaer – 17.10.1954 Kopenhagen). 6) Das Paar bekam zwei Kinder. „Fibiger arbeitete von 1894 bis 1897 als Reservearzt der Armee am Krankenhaus für Infektionskrankheiten (Blegdam Hospital) in Kopenhagen. Nach seiner Promotion (…) über die Bakteriologie der Diphterie (…) 1895, leitete er ein Militärlabor für klinische Bakteriologie. Später wandte er sich der Erforschung der Tuberkulose zu. Er wurde 1900 Professor an der Universität Kopenhagen, wo er im akademischen Jahr 1925/26 als Rektor amtierte.“ 7)