Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Freiligrathstraße

Hohenfelde (1889): Ferdinand Freiligrath (17.6.1810 Detmold - 18.3.1876 Cannstadt Bei Stuttgart), Dichter, Freimaurer


Siehe auch: Simrockstraße

Ferdinand Freiligraths Mutter hieß Luise Freiligrath, geborene Tops, sein Vater, der Lehrer war, Johann Wilhelm Freiligrath. Ferdinand Freiligrath war sieben Jahre alt, als seine Mutter starb. Zwei Jahre später heiratete der Vater Wilhelmine Schwollmann.

Über Freiligraths Ausbildungs- und Berufszeit, bevor er sich der Literatur hinwandte, schreibt Ansgar S. Klein im Internetportal Rheinische Geschichte, „Bis 1825 besuchte Freiligrath das Gymnasium seiner Geburtsstadt und begann dann in Soest im Handelshaus Schwollmann, das den Brüdern seiner Stiefmutter gehörte, eine kaufmännische Ausbildung. 1832 wechselte er auf eine Stelle im Großhandelshaus Jakob Sigrist in Amsterdam. Nach fünf Jahren kehrte er nach Deutschland zurück und arbeitete bis 1839 in Barmen (heute Stadt Wuppertal) als Kontorist im Großhandelshaus J. P. von Eynern und Söhne.

Bereits in Soest hatte Freiligrath sich in der Dichtkunst versucht. Die ersten Werke erschienen ab 1828 im Soester Wochenblatt.“1)

Damals, 1829, verlobte sich Freiligrath heimlich (auf Betreiben des Vaters) mit Caroline (Lina) Schwollmann, die zehn Jahre ältere Schwester seiner Stiefmutter.

Langsam erlangte Freiligrath mit seinen Gedichten Erfolg. 1839 gab er seine Anstellung auf, um sich fortan nur noch der Schriftstellerei zu widmen.

Als sich Freiligrath in Thüringen aufhielt, lernte er 1840 Ida Melos (1817-1899), die Tochter des örtlichen Gymnasialprofessors und Autors Johann Gottfried Melos kennen und verlobte sich, nachdem er seine Verlobung mit Caroline Schwollmann gelöst hatte, 1840 mit ihr.

Am 10. Mai 1840, im Jahr des Kennenlernens, schrieb Freilingrath an seine Braut:
„Ich segne die Stunde, in der ich Sie zuerst sah, in der wir uns zuerst ein gegenseitiges Vertrauen schenkten! Oh, welch ein Frühling für mich! Das erste Grün zitterte um die Berge, die ersten Schwalben huschten über den Rhein, als ich Ihnen die »Rose« und die Lieder der Landon schickte. Nachher kamen die Nachtigallen und die Goldkäfer, ich saß in der Laube und sah Sie lächeln durch die Blätter, William und Thekla und Alice zogen an uns vorüber, Lisbeth und Oswald träumten ihr Waldidyll, die Blumen dufteten und der Rhein blitzte – ach, es waren Tage, Stunden, Momente, die mir nie, nie aus der Seele kommen werden. Meine Verhältnisse mögen sich gestalten wie sie wollen – ich bleibe Ihnen gut, Ida, ich will, ich kann Sie nimmer vergessen! Und bei Gott, Ihr Vertrauen zu mir soll Sie nie gereuen; »unser schönes Verständnis soll uns nie Weh statt Wohl bereiten!« – Ich weiß es, wir wandeln auf einer schmalen Grenze; ich weiß aber auch eben so wohl, was Ihnen wie mir durch Pflichten gegen die, welche in der Ferne an uns denken, geboten wird; und wie das Herz auch ringt und blutet, ich bin Mann genug, meinem Gefühle nicht blindlings nachzugeben und in knabenhafter Aufwallung neues Weh auf die zu häufen, die mir die liebsten sind auf der Welt! – Für jetzt sind Sie mir ein heller, lichter Stern, zu dem ich mit liebender Andacht emporblicke, der mir Kraft und Erhebung in die Seele strahlt, wenn ich strauchle, vor dem ich kniee still und fromm und gut!“ 2)

Ein Jahr später wurde geheiratet. Das Paar zog nach Darmstadt, dann nach St. Goar. Finanziell lebte es von einer Pension in Höhe von 300 Talern, die der preußische König Friedrich Wilhelm IV. auf Empfehlung Alexander von Humboldts (siehe: Humboldtstraße) bewilligt hatte. Ida und Ferdinand Freiligrath bekamen fünf Kinder (geboren: 1845, 1847, 1849, 1850, 1852).

Ab 1843 geriet Freiligrath mit seinen Gedichten in die politische Zensur. Mit seinem Gedichtband „Ein Glaubensbekenntnis“ trat er offen gegen die preußische Verwaltung, Zensur und Justiz auf. Er forderte die Pressefreiheit sowie die Abschaffung der Adelsherrschaft und kam mit Karl Marx in Kontakt, wurde Mitglied des kommunistischen Bundes, verzichtete auf die vom König gegebene Pension, ging ins politische Exil nach England (London). Immer mit dabei seine Ehefrau, die während dieser unruhigen Zeiten und der vielen Umzüge häufig schwanger war und die gemeinsamen Kinder gebar.

„Als 1848 die Revolution ausbrach, kehrte er nach Deutschland zurück. Seine Gedichte wurden bald zu Kampfgesängen der demokratischen Bewegung,“ 3) berichtet Sarah Schrade.

Doch lange konnte er mit seiner Familie dort nicht bleiben. Freiligrath war damals Mitarbeiter der von Karl Marx geleiteten „Neuen Rheinischen Zeitung“. Diese stellte 1849 ihr Erscheinen ein. Auf Grund seiner Tätigkeit für diese Zeitung, floh Freiligrath in die Niederlande, kam aber 1850 zurück nach Deutschland, wo im selben Jahr das vierte Kind geboren wurde.

1851 wurde Freiligrath „wegen staatsfeindlicher Umtriebe angeklagt. (…) Um einer Verhaftung zu entgehen, die nach der Veröffentlichung einer Sammlung ‚Neuer politischer und socialer Gedichte‘ drohte, wählte er 1851 erneut die Emigration und siedelte nach London über. Hier arbeitete er zunächst wieder als kaufmännischer Angestellter in einem Handelshaus.“ 4) 1852 gebar Ida Freiligrath das fünfte Kind.

Ansgar Klein berichtet über den weiteren Werdegang Freiligraths: „Von 1856 bis zu deren Schließung 1865 leitete er die Londoner Filiale einer Schweizer Bank. 1857 nahm er die britische Staatsbürgerschaft an. Seine literarische Arbeit im Exil bestand aus Gelegenheitsgedichten, vor allem aber aus Übersetzungen von Prosa und Lyrik englischer und amerikanischer Autoren, (…).
1867 rief Emil Rittershaus (1834-1897) in der ‚Gartenlaube‘ zu einer Nationalspende für den in finanzieller Bedrängnis geglaubten Dichter auf und sicherte auf diese Weise die Rückkehr nach Deutschland. In Köln wurde Freiligrath 1868 ein begeisterter Empfang bereitet. Da er nach wie vor eine politische Verfolgung fürchtete, ließ er sich nicht in Preußen nieder, sondern wählte das liberalere württembergische Stuttgart. (…).

Die späten politischen Gedichte, die anlässlich des Deutsch-Französischen Krieges 1870/1871 entstanden, weisen eine starke patriotische Begeisterung auf (‚Hurra, Germania!‘), aber dann auch ein Beklagen der Toten (‚Die Trompete von Vionville‘).“ 5)

Den Verlust seines Sohnes Otto, der 1873 im Alter von 22 Jahren an Scharlach verstarb, konnte Freiligrath nie überwinden. „Freiligrath hatte von jeher seine Kinder unsäglich lieb gehabt und konnte diesen Verlust nie verschmerzen. Wie der Eichbaum, wenn ihm die Wurzel abgeschnitten wird, verdorrt und abstirbt, so siechte der Schwergeprüfte seit jenem Tage dahin. Anfänglich hoffte er, ein Aufenthalt in England bei seinen Kindern und Enkeln werde ihm einige Tröstung bringen, aber zurückgekehrt schrieb er mir im Herbste desselben Jahres: ‚Mir ist oft weh’ um’s Herz, wenn ich denke, wie weit, weit unsere Kinder draußen in der Welt sind. Wir fühlen uns sehr einsam, meine arme Frau und ich. Du kannst dir denken, wie uns um’s Herz war, als wir hier die Räume wieder betraten, in denen wir so unsägliches Weh erleben mußten. Und wie am ersten Tage, so ist es jeden Tag. Der geliebte Schatten ist um uns, wo wir gehen und stehen. Die Zeit schwächt unsern Schmerz nicht ab und soll es auch nicht.,“ 6) schrieb Richard Wehn 1876 in der „Die Gartenlaube“.

1874 zog Freiligrath mit seiner Frau nach Cannstatt, wo er auch starb.

Auf der Freiligrath-Gedenktafel in Rolandswerth steht:
„Ferdinand Freiligrath 1810-1876.
Dichter der Spätromantik und der Revolution von 1848.
WIR SIND DAS VOLK
Dieser Vers aus seinem Revolutionsgedicht
TROTZ ALLEDEM
Wurde 1989 zum Volksruf in der DDR, der zur Wiedervereinigung führt.“