Geroweg
Niendorf (1948): Markgraf Gero (gest. 20.5.965 Gernrode), gründete das Kloster Gernrode
Vor 1948 hieß die Straße Kiebitzweg. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Geroweg umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es aber nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1948 bei Kiebitzweg. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)
Geros Eltern waren Thietmar, der „am Hof als Erzieher und Berater des sächsischen Herzogs und späteren ostfränkisch-deutschen Königs Heinrich I.“ diente 1) und ebenfalls gegen Slawen kämpfte. Geros Mutter war Hildegard, eine Schwester der Gemahlin des Grafen Erwin von Merseburg.
Gero war mit Judith verheiratet. Das Paar hatte zwei Söhne. Beide Söhne blieben kinderlos und starben vor Gero. Nachdem diese verstorben waren, gründete Gero das Damenstift St. Cyriakus (Kanonissenstift) in Gernrode. Hier stand Geros Hauptburg, die er zu diesem Zweck umbauen ließ. Mit der Gründung des Stiftes verband Gero den Wunsch, die dort lebende religiöse Frauengemeinschaft möge mit regelmäßigen Gebeten dem Seelenheil Geros und seiner Söhne dienen und ihnen ein ewiges Totengedenken sichern.
Zur Äbtissin machte Gero seine Schwiegertochter Hedwig (Hathui) (um 939-4.7.1014). Das Damenstift war auch als angemessene Versorgungseinrichtung für Hathui gedacht, als feststand, dass ihr Ehemann Siegfried sterben würde. Mit ihm, dessen Bruder Gero bereits verstorben war, erlosch in Ermangelung von Kindeskindern der sogenannte Mannesstamm des Geschlechts des Markgrafen Gero. Deshalb wollte sich Markgraf Gero durch solch ein Stift, dem er und sein Sohn den gesamten Allodialbesitz übertragen hatte, ein Denkmal setzen.
Hathui war die Tochter des Billungers Wichmann der Ältere und die Nichte von Königin Mathilde und König Otto I. Sie stammte damit aus einem der vornehmsten sächsischen Adelsgeschlechter. Hathui wurde im Alter von 13 Jahren mit Siegfried vermählt. Die Ehe dauerte nur sieben Jahren, dann verstarb Siegfried im Jahr 959. „Die reiche Ausstattung Gernrodes und der Ruhm des Stifters [Gero] sicherten der Äbtissin einen angesehenen Platz im Bewußtsein ihrer Zeitgenossen.“2)
Die Äbtissin war „die Leiterin in allen geistlichen und weltlichen Angelegenheiten, wobei ihr die Inhaberinnen der Stiftsämter, die Vögte und andere weltliche Beauftragte zur Seite standen. Für die religiösen Obliegenheiten war sie vor allem auf die Mitwirkung der Stiftgeistlichen, der Kanoniker, angewiesen (,..). Stiftinsassen (Kanonissen und Kanoniker) und Stiftsuntertanen waren also ihrer Amtsgewalt unterworfen. (…). Die Stiftsdamen besaßen ein Mitspracherecht bei der Veräußerung von Grundbesitz und Renten, obgleich auch hier die Äbtissin als die eigentlich Handelnde erscheint. (…) Neben der Besetzung der Stiftsämter gehörte die Vergabe der Präbenden zu den wichtigsten Rechten der Äbtissin, die damit einen unmittelbaren Einfluß auf die Zusammensetzung der Kapitel ausüben konnte. (…)
Mit der Verwaltung des Stiftsbesitzes waren weitere Rechte der Äbtissin verbunden. Ihr unterstanden die Stiftsministerialen, sie vergab die Lehngüter und empfing den Treueeid der Vasallen.“3) schreibt Hans K. Schulze in seinem Buch „Das Stift Gernrode“.
Auch über die Auswahl der Kanonissen -oft kamen sie schon als kleine Mädchen ins Stift – befand die Äbtissin.
Zu den Aufgaben der Kanonissen zählte insbesondere der Chordienst und der Chorgesang. „Die wenigen, an ein klösterliches Dasein erinnernden Züge eines gemeinsamen Lebens, die die Kanonissen miteinander verbanden (Chordienst, gemeinsame Mahlzeiten im Refektorium und gemeinsamer Schlafsaal), wurden durch besondere Privilegien gemildert. Die wesentlichen Vorrechte bestanden in der Befreiung von den strengen Speisegeboten, dem Besitz eigener Wohnungen (Kurien) und der besonderen Kanonissentracht, einer weißen Tunika aus Leinen, durch die sie sich von den dunkel gekleideten Nonnen unterschieden. (…)
Die Kurien der Kanonissen, die sie mit ihrem eigenen Hausrat ausstatteten und zusammen mit ihrer Dienerschaft bewohnten, lagen innerhalb des ummauerten Stiftsbezirkes. Die persönlichen Dienerinnen, die mehr die Stellung von Gesellschafterinnen als von Mägden eingenommen haben, sind nicht selten adligen Standes gewesen. (…).“ 4)
Die Kanonissen durften auch verreisen, also das Stift verlassen und sie durften Privatvermögen besitzen.
Kommen wir nun zu Gero, nach dem die Verkehrsfläche benannt ist. Über ihn heißt es in Wikipedia u. a., dass er: „von 939 bis 965 als Markgraf König Ottos I. die Tributherrschaft über die slavischen Stämme östlich der mittleren Elbe und der Saale ausübte. Gero entstammte einem hoch angesehenen ostsächsischen Adelsgeschlecht. Aufgrund seiner Herkunft und der persönlichen Nähe zum König erhielt er nach dem Tod seines Bruders das prestigeträchtige Amt eines militärischen Oberbefehlshabers (Legat). In dieser Funktion sicherte er ab dem Jahr 937 von Sachsen aus den Anspruch Ottos I. auf die Oberhoheit über die elbslawischen Stämme. (…). Nachdem Gero fast 20 Jahre zu den engsten Vertrauten Ottos I. gehört hatte, kam es im Zuge des Liudolfinischen Aufstandes zu einer tiefgreifenden Entfremdung zwischen König und Markgraf, in deren Folge Otto I. sich von Gero abwandte (…). Gero wurde in seinem Amt belassen, spielte aber bis zu seinem Tode für die Königsherrschaft Ottos I. keine Rolle mehr.“5)
Gero versuchte mit seinen Kämpfen gegen die Elbslawen gewaltsam die Tributzahlungen an ihn durchzusetzen. „Als der König durch den Aufstand seines Halbbruders Thankmar und der mit diesem verschworenen Adelskreise ab 937 militärisch gebunden war, nutzten die slawischen Fürsten die Gunst der Stunde und sagten sich von der Tributverpflichtung los, was zu schweren und verlustreichen Kämpfen Geros mit den Slawen in den Grenzgebieten führte.“6) Aber auch in Kämpfe mit anderen Volksstämmen war Gero involviert.