Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Gertigstraße

Winterhude (1887): nach dem Grundeigentümer Julius Gertig


Siehe auch: Sierichstraße

Unter der nationalsozialistischen Herrschaft wurde die Straße 1938 umbenannt in Friedrich-Siemer-Straße, weil Gertig unter den Nationalsozialisten als „wahrscheinlich jüdisch“ galt und die Nationalsozialisten alle Straßen, die nach Personen mit jüdischer Herkunft benannt waren, umbenennen wollten. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus erfolgte 1947 die Rückbenennung in: Gertigstraße. Registratur Staatsarchiv Az. 1520-3/0. Antwort auf Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Prosch (CDU), Straßen mit Namen jüdischer Bürger, Bürgerschaftsdrucksache 11/2389 vom 7.5.1984.)

Julius Gertig war verheiratet und hatte vier Kinder und lebte mit seiner Familie in einer Villa in der Straße Bellevue. Er war Lotteriebesitzer und Besitzer des Restaurants „Mühlenkamp“, ein gutbürgerliches Etablissement, das an den Donnerstagnachmittagen von Dienstpersonal, das dann „freien Ausgang“ hatte, besucht wurde. 1900 sprach im „Mühlenkamp“ Rosa Luxemburg. Später erwarb Gertig noch ein Tanzlokal in den Großen Bleichen (später umbenannt in Trocadero) und in derselben Straße eine Badeanstalt. Auch war Gertig Besitzer einer Brauerei.

Die Familie Gertig soll sich mit der Familie von Adolph Sierich (siehe: Sierichstraße) das Dorf Winterhude geteilt haben. Gertig erwarb die Grundstücke an den Alsterkanälen und Sierich die Grundstücke am Alsterufer. 1)