Gilcherweg
Sasel (1957): Julius Gilcher (7.3.1875 Obereisenbach/Rheinland-Pfalz - 9.7.1955 Hamburg), Mitbegründer des Siedlungsvereins „Sasel e.V.“
Siehe auch: Stadelmannweg
Siehe auch: Goppeltweg
Zuvor hieß die Verkehrsfläche Saseler Heideweg.
Der Bauernsohn Julius Gilcher stammte aus der Pfalz. Seine Eltern waren die Bäuerin Carolina Gilcher, geborene Allmann und der Bauer Karl Gilcher. Julius Gilcher wuchs bei seinen Großeltern auf.
Nach dem Schulbesuch begann er eine Ausbildung zum Lehrer, brach diese aber ab und reiste 1893 im Alter von 18 Jahren nach Deutsch-Ostafrika. Dort blieb er vier Jahre und kehrte malariakrank nach Deutschland zurück. Hier arbeitete er in Kaiserslautern im Versicherungsgeschäft, „drischt Getreide in Frankfurt, leitet ein Rittergut im heutigen Polen. In Berlin führt er eine Molkerei, doch als er sich weigert, die Tochter des Besitzers zu heiraten, ist auch diese Anstellung für ihn beendet. Julius Gilcher will nun nach Amerika auswandern. Er fährt nach Hamburg, um auf eine Passage nach Nord- oder Südamerika zu warten, doch es geht kein Schiff – und als es endlich in See sticht, hat Gilcher kein Geld mehr für die Überfahrt. Ein Rastloser, der nicht los darf, sondern in Hamburg festhängt. (…),“ 1) schreibt Yvonne Weiss.
Durch einen alten Afrika-Kontakt bekam Gilcher 1902 eine Stelle als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter bei der Deutschen Seewarte. Im selben Jahr lernte er im Botanischen Garten seine spätere Frau Anna Schirmer (25.11.1878 Hamburg – 19.7.1953 Hamburg) kennen. Das Paar heiratete 1903.
Ab 1906 war Gilcher beim öffentlichen Wetterdienst tätig, dessen Leitung er 1917 übernahm.
„1919 wurde das Gut Saselhof und weitere kleinere Gutshöfe und Bauernhöfe zum Verkauf angeboten, so dass die Siedlungsbewegung die Chance erhielt, hier große Flächen zu erwerben. Julius Gilcher, (…) ergriff die Initiative für die Gründung des Siedlungsvereins Sasel und den Erwerb des Gutes Saselhof.“ 2)
Auf dem Saselhof hatte zuvor der Gutsherr Konrad Reuter seit 1897 Viehhaltung betrieben. „Nachdem der Gutshof 1904 größtenteils abgebrannt war, ging Reuter unverdrossen an den Wiederaufbau, wobei er die modernsten und fortschrittlichsten Methoden der Vieh- und Milchwirtschaft anwandte.
Doch kaum, dass er sein für die damalige Zeit fast schon visionär zu nennendes Werk vollendet hatte, stellte er den Gutsbetrieb ein und ging in die Politik. Außerdem beteiligte er sich an der Alsterthal-Terrain-Gesellschaft, die die Umwandlung der landwirtschaftlichen Flächen des Alstertals in Siedlungsgebiete betrieb. Einer der größten Anhänger des Siedlungsgedankens war der Bauernsohn Julius Gilcher. Um der Bodenspekulation in Sasel zuvorzukommen, gründete er 1918 den Eigenheim-Siedlungssparverein e.V. und bemühte sich um den Kauf landwirtschaftlicher Flächen.
Im Sommer 1919 bot ihm Konrad Reuter sein Gut zum Kauf an und der Saselhof wechselte für 1,3 Millionen Mark den Besitzer. Die Aussicht, zu günstigen Konditionen auf dem eigenen Stückchen Erde einer verheißungsvollen Zukunft entgegensehen zu können, zog immer mehr Menschen ins Alstertal. So wurde Sasel zum größten geschlossenen Siedlungsgebiet im Großraum Hamburg,“ 3) berichtet Kai Wehl in seinem Artikel „Sasel – Das Historische über die Jahre verhunzt…“.
Auf dem ehemaligen Gutsgelände „wurden 574 Parzellen abgesteckt, die mit 1.800 m² und 2.000 m² groß genug für intensiven Gartenbau und Kleinviehhaltung waren.“ 4)
Gilcher organisierte die Finanzierung der Siedlungshäuser. „Es war eine entbehrungsreiche Zeit für die ersten Siedler. Zunächst gab es keinen elektrischen Strom, und das Wasser musste aus eigenen Brunnen geschöpft werden. Der Anbau von Gemüse wurde nicht nur aus Überzeugung, sondern auch aus wirtschaftlicher Notwendigkeit betrieben,“ 5) ist in der Abhandlung „Sasel – vom holsteinischen Dorf zum Hamburger Vorort“ nachzulesen.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten trat Gilcher Im Mai 1937 der NSDAP bei (Mitgliedsnummer: 4975927) 6).