Gottschalkweg
Niendorf (1948): zwei Deutungen: Gottschalk (gest. 869) niedersächsischer Mönch, oder: Gottschalk Oboritenfürst (gest. 1066), der die Christianisierung beförderte
Vor 1948 hieß die Straße Fehrsweg. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Gottschalkweg umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1948 bei Fehrsweg. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)
In Wikipedia heißt es: „Gottschalk von Orbais (auch: Gottschalk der Sachse oder Godescalcus) (* um 803; † um 869 in der Abtei Hautvillers) war ein frühmittelalterlicher Gelehrter, Mönch und Dichter. Er entwickelte die Lehre von der gemina praedestinatio, der doppelten Vorherbestimmung, in Anlehnung an Augustinus. Ihretwegen geriet er in Auseinandersetzung mit dem Mainzer Erzbischof Rabanus Maurus und Erzbischof Hinkmar von Reims und wurde schließlich zu lebenslanger Kerkerhaft sowie stetem Schweigen verurteilt.
Gottschalk entstammte einem sächsischen Adelsgeschlecht (Sohn des ‚Grafen Berno‘) und wurde, wahrscheinlich im Alter von sechs oder sieben Jahren, von seinen Eltern dem Kloster Fulda (Benediktiner) als Oblatus übergeben, wobei auch sein Erbteil in die Obhut des Klosters kam. Er erhielt dort eine umfassende Ausbildung. (…).“ 1)
Im ökumenischen Heiligenlexikon steht hingegen, dass Gottschalk von Orbais‘ Eltern früh verstarben und er nach deren Tod als Kind ins Kloster Fulda „gesteckt“ wurde, dies unfreiwillig. 2)
In diesem Lexikon ist auch nachzulesen, dass das Kloster den großen Besitz von Gottschalks Eltern übernahm.
„829, beim Konzil in Mainz (…), verklagte Gottschalk deshalb seinen Abt Hrabanus Maurus wegen Freiheits- und Vermögensberaubung.“ 3)
In Wikipedia heißt es: „Als es zum Ordensgelübde (Profess) kommen sollte, normalerweise etwa zwischen dem 16. bis 18. Lebensjahr, weigerte Gottschalk sich, das Gelübde abzulegen. Er nahm für sich als freier Sachse in Anspruch, selbst über sein Schicksal zu entscheiden, und wollte das Kloster verlassen. Damit bestritt er die Rechtmäßigkeit seines Status als oblatus, obwohl der Brauch, Kinder ungefragt in die Obhut von Klöstern zu geben, damals und weit bis in das 12. Jahrhundert hinein üblich war. Gottschalk verlangte zudem, dass ihm sein Erbteil zurückerstattet werde, und wurde dabei von seinen Verwandten unterstützt. Sein damaliger Abt und Lehrer Rabanus Maurus (Hrabanus) weigerte sich jedoch, diesem Ansinnen nachzugeben. Daraufhin appellierte Gottschalk 829 bei der Synode von Mainz. Diese entschied in seinem Sinne. Hrabanus vollzog jedoch eine Zwangsprofess und hielt Gottschalk im Kloster fest.
Gottschalk rief daraufhin eine weitere Synode und auch den König an. Wegen der dürftigen Quellenlage gibt es in der Forschung keine allgemein akzeptierte Ansicht darüber, wie endgültig über sein Schicksal entschieden worden ist. Kurt Flasch und andere Experten vertreten die Ansicht, man habe letztlich doch Hraban rechtgegeben und Gottschalk lediglich gestattet, das Kloster zu wechseln. Dagegen vertritt etwa Gangolf Schrimpf die These, es sei auch möglich, dass Gottschalk tatsächlich vom erzwungenen Gelübde entbunden wurde und möglicherweise sogar einige Zeit als Laie außerhalb der Klostermauern gelebt habe.“4)
Im Ökumenischen Heiligenlexikon kann man nachlesen:“ Gottschalk wurde erlaubt, das Kloster Fulda zu verlassen und ins Kloster Orbais (…) zu gehen, aber sein Vermögen blieb dem Kloster.“5)
In diesem Lexikon wird der weitere Lebensweg von Gottschalk u. a. wie folgt beschrieben: „Gottschalk verließ dieses Kloster alsbald und wanderte mit Gefährten als Bettelmönch durch Frankreich, Italien und Südosteuropa, ordinierte in eigener Vollmacht Priester und verbreitete seine Lehren. Als Anhänger von Augustinus‘ Gnadenlehre besang er in zahlreichen Liedern die allein seligmachende Gnade Christi und verbreitete seine Lehren von der Prädestination.“6)
In Wikipedia steht über Gottschalks weiteren Werdegang: „Gesichert ist, dass Gottschalk einige Jahre später im Westen des Fränkischen Reichs wieder als Mönch in Erscheinung trat. Sicher bezeugt ist dies für das Kloster Orbais; wahrscheinlich ist außerdem ein Aufenthalt in Corbie. (…)
Seine Auseinandersetzung mit Augustinus führte ihn schließlich zu einer seinerzeit äußerst radikalen Auffassung von der sogenannten Prädestination (der Vorherbestimmung durch Gott), mit der er auch in Schrift und Wort nach außen trat. Dabei bediente er sich des wohl erstmals bei Isidor von Sevilla zu findenden Ausdrucks der germina praedestinatio, also der doppelten Vorherbestimmung. Diese Auffassung vertritt, verkürzt ausgedrückt, den Standpunkt, Gott habe schon vor ihrer Geburt nicht nur die Erlösten ausgewählt, sondern ebenso jene vorherbestimmt, die vor ihm keine Gnade finden werden (…).“ 7)
Gottschalks theologische Ansichten erweckten Widerspruch bei Vertretern der offiziellen christlichen Lehre. In der Neuen Deutschen Biographie heißt es dazu: „848 trat G. auf einer Synode in Mainz dem EB Hrabanus, seinem früheren Abt, entgegen, der sich in zwei Schriften gegen G.s strenge Prädestinationslehre gewandt hatte. G. wurde wegen Häresie verurteilt und seinem EB Hinkmar von Reims übergeben, der ihn 849 durch die Synode von Quierzy unter schweren Mißhandlungen erneut aburteilen ließ und, da er nicht zum Widerruf bereit war, bis zum Lebensende als exkommunizierten Häretiker im Kloster Hautvillers gefangensetzte, obwohl die meisten Thesen G.s von namhaften Theologen verteidigt wurden, (…).“ 8)
Dazu lesen wir in Wikipedia: „Wegen der Härte des Urteils und des zweifelhaften Vorgehens der federführenden Gegner Gottschalks, Hraban und Hinkmar, erhob sich unter vielen Theologen, besonders im Westreich, energischer Protest. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen mit Kirchenmännern aus dem südwestlichen Reichsteil, die letztlich sogar in ein Schisma zu führen drohten, weil sich zeigte, dass auch andere Theologen für Gottschalks Auslegung eintraten. Der König sah sich zum Eingreifen veranlasst und beauftragte Hinkmar, Gutachten zur Prädestinationslehre einzuholen. Die Mehrheit der Gutachter kam zu einem für Hraban und Hinkmar verheerenden Urteil: Man sprach Gottschalk zu, durchaus im Sinne Augustins argumentiert zu haben.“ 9)
In der Neuen Deutschen Biographie heißt es weiter: „Trotz seiner Haft blieb G. im theologischen Gespräch seiner Zeit eine zentrale Figur: (…);. G. war der beste Augustinuskenner des Frühmittelalters, bei der Verwertung der patristischen Literatur sehr selbständig, doch kein Systematiker oder philosophischer Kopf. Sein hartes Schicksal war mitbedingt durch seine spannungsreiche Natur: Theologe von Leidenschaft, wurde er oft aggressiv, auch ist sein Bild nicht frei von pathologischen Zügen. Zu Unrecht wurde seine Theologie zuweilen als reformatorisch oder als altgermanischer Schicksalsglaube hingestellt.“ 10)
Über Gottschalks letzte Lebensjahre ist in Wikipedia nachzulesen: „Aufgrund der spärlichen Zeugnisse aus seinen letzten Jahren ist von einigen Forschern vermutet worden, Gottschalk sei irgendwann an einer Art Kerkerpsychose erkrankt. Es heißt, er habe sich geweigert, der Körperpflege nachzukommen, und sei auch nicht willens gewesen, die Kleidung zu wechseln. Allerdings sollte bedacht werden, dass diese Zeugnisse von seinen Gegnern stammen. Gleichwohl lässt Gottschalks Naturell diese Verhaltensweisen als möglich erscheinen, denn er galt als unmäßig stolz, gelegentlich auch starrköpfig und wenig pragmatisch. Zugleich wurde ihm unbändige Leidenschaft für den Glauben und die Wahrheit zugeschrieben sowie intellektuelle Redlichkeit, tiefe Frömmigkeit und hohe kognitive wie auch philologische Kompetenz. (…)
Es ist überliefert, dass Hinkmar Gottschalk an dessen Sterbebett aufforderte, wenigstens einigen seiner Sätze abzuschwören, damit er ihm die letzte Ölung gewähren könne. Gottschalk ist dieser Aufforderung nicht gefolgt. (…). Gottschalk starb um das Jahr 869 nach zwanzigjähriger Kerkerhaft. Er wurde ohne christliche Bestattung begraben.“ 11)
Das Ökumenische Heiligenlexikon klärt auf: „Noch nach seinem Tode beschäftigten sich mehrere Synoden mit seiner Lehre. Die Evangelische Kirche erkennt in Gottschalk mit seinen Lehren einen frühen Vorgänger der Reformatoren.“12)
Gottschalk, Fürst der slavischen Obodriten, (gestorben: 7.6.1066 bei Lenzen/Elbe)
Auch nach ihm könnte die Verkehrsfläche benannt sein. Dieser Gottschalk war der Sohn von Udo, dem Obodritenfürsten. Der Name der Mutter wird nicht genannt. Er erfuhr auf seinem Lebensweg Gewalttaten gegen ihn, ebenso übte er u. a. im Namen Christus Gewalt aus. Er: „wurde im Michaeliskloster zu Lüneburg erzogen, verließ es aber um 1030 nach der Ermordung seines Vaters durch einen Sachsen, um sein Volk zum Kampf gegen die deutsche Oberhoheit aufzurufen. Er unterlag aber und mußte nach England zu König Knud dem Großen ins Exil gehen. Als der Slavenfürst Ratibor und seine Söhne 1043 im Kampf gegen die Dänen gefallen waren, konnte er das Erbe seines Vaters antreten. Er schuf ein großes, die Stämme der Obodriten umfassendes Herrschaftsgebiet, dessen Christianisierung er mit Hilfe des EB Adalbert von Bremen durchzuführen suchte; dabei war er selbst gelegentlich in der Mission als Dolmetscher tätig. Zu dem älteren Missionsbistum Oldenburg in Holstein traten die neuen Bistümer Ratzeburg und Mecklenburg und eine Reihe von Kirchen und Klöstern. Der politische Sturz Adalberts 1066 rief eine heidnische Reaktion im Slavenland hervor. G. wurde erschlagen, seine Witwe mußte mit ihrem Sohn in Dänemark Zuflucht suchen“, 13) schreibt Karl Jordan in der Neuen deutschen Biographie. Dabei soll sie mit ihren Frauen nackt aus der Obotritenhauptstadt Mecklenburg vertrieben worden sein.14)
Verheiratet war Gottschalk in zweiter Ehe mit Sigrid (gestorben nach 1066), der Tochter des dänischen Königs Sven Estridsen. Sie hatten einen Sohn, den Obodritenfürsten Heinrich (gestorben 1127).
Da Sigrid und ihr Mann die Christianisierung vorantrieben, gibt es für sie in der katholischen Kirche Gedenktage: Sigrid: 5. Mai; Gottschalk: 14. Juni. Für Gottschalk hat auch die evangelische Kirche einen Gedenktag parat: 14. Juni.