Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Greflingerstraße

Winterhude (1910): Johann Georg Greflinger (um 1620 Neunburg vorm Wald – 1677 Hamburg), Notar und Dichter.


Maja Kolze schreibt über Johann Georg Greflinger: „Der kaiserlich gekrönte Poet und Notar Georg Greflinger war in Hamburg von 1646 bis zu seinem Tod vor allem auch als Herausgeber der Zeitung ‚Nordischer Mercurius‘ tätig.“ 1)

Greflinger verlor schon in seiner Kindheit seine Eltern und musste seine Kindheit und Jugend im Dreißigjährigen Krieg verleben. Er besuchte das Gymnasium und kam 1632 zu Verwandten nach Nürnberg. Bedingt durch die Kriegswirren verschlug es ihn immer wieder an andere Orte. 1635 wurde er Student in Wittenberg, verließ die Universität aber ohne Abschluss und begab sich auf Wanderschaft durch verschiedene Städte, auch ging er einige Zeit in den Kriegsdienst.

1646 erreichte er schließlich Hamburg. Damals, so Maja Kolze: „galt die Hansestadt gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges wegen ihrer starken Befestigungsanlage und klugen politischen Entscheidungen als Insel des Friedens (…).“2)

In Hamburg arbeitete Greflinger als Dichter, Journalist, Übersetzer und Notar. „Schon 1653 wurde er von seinem Förderer, dem Dichter und Prediger Johann Rist [Riststraße] mit der Dichterkrone zum Poeta laureatus gekrönt und 1654 in den Elbschwanenorden aufgenommen und benutzte als Pseudonym den Schäfernamen Seladon bzw. Celadon“3)

Seine Kriegserfahrungen verarbeitete Greflinger auch literarisch, so mit seiner Reimchronik zum Dreißigjährigen Krieg (1657).

Eine hohe Auflage erreichte auch sein Werk „Ethica complementoria“ (1645), eine Benimmfibel.

Maja Kolze betont: „Greflingers vornehmliche dichterische Leistung liegt auf dem Gebiet des leichten, scherzhaften Liedes. (…) Literarischen Erfolg erzielte er zum Beispiel mit seiner frühen Gedichtsammlung ‚Seladons Beständtigte Liebe‘ (Frankfurt a. M. 1644). Der erste Teil enthält Liebesgedichte an Elisa, die der Dichter-Sprecher heiraten möchte, bis seine Geliebte im zweiten Teil, ‚Seladons Wanckende Liebe‘ einen anderen ehelicht, was ihn zu seinem früheren unsteten Leben mit zahlreichen Liebesaffären in Tavernen zurückkehren lässt.“ 4)

Ein Gedicht von ihm auf die Jungfrauen:
„An eine vortreffliche schöne und tugendbegabte Jungfrau
Gelbe Haare güldne Stricke, Taubenaugen, Sonnenblicke,
Schönes Mündlein von Korallen; Zähnlein die wie Perlen fallen
Lieblichs Zünglein in dem Sprachen,
Süses Zürnen, Süses Lachen,
Schnee- und lilienweiße Wangen, die voll roter Rosen hangen,
Weißes Hälslein gleich dem Schwanen,
Ärmlein die mich recht gemahnen
Wie ein Schnee, der frisch gefallen Brüstlein wie zween Zuckerballen,
Lebensvoller Alabaster Große Feindin aller Laster,
Frommer Herzen schöne Spiegel, aller Freiheit goldner Zügel,
Ausbund aller schönen Jugend, Aufenthalt aller Tugend,
Hofstadt aller edlen Sitten: Ihr habt mein Herz“

Greflinger verfasste aber auch Leichengedichte und Gedichte, die sich um Ereignisse in Hamburg drehten wie z. B. die Pest 1663/64.

Neben seiner Schriftstellerei und Dichterei war Greflinger noch als Notar tätig, außerdem als Journalist. Von 1663/65 bis 1677 gab er die Wochenzeitung Norddeutscher Mercurius heraus. Nach seinem Tod übernahmen seine beiden Söhne bis 1730 die Herausgabe. „In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts avancierte die Zeitung zu einer der maßgeblichen Zeitungen des nordeuropäischen Raums. Greflinger ordnete die Nachrichten nach thematischen Rubriken und behandelte relevante Themen ausführlicher als normale Themen. Er baute lokale und globale Nachrichten mit ein und verwendete auch verschiedene feuilletonistische Elemente. (…). Das heute übliche Ressort System geht im Wesentlichen auf ihn zurück.“ 5)