Grosseweg
Horn (1945): Berthold Grosse (2.6.1863 Welsleben - 7.10.1927 Hamburg), Tischler, Gewerkschaftsführer
Siehe auch: Henseweg
Der Grosseweg wurde schon 1929 benannt. 1934 wurde er umbenannt in Heinz-Brands-Straße. Heinz B. (1905-1932), „SA-Mann, ums Leben gekommen bei politischen Auseinandersetzungen in Hamburg am 10.4.1932. Umbenennung anlässlich der Feierlichkeiten zum ersten Jahrestag der NS-Herrschaft am 5.3.1934. (Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde der Weg rückbenannt in Grosseweg.
„Grosse stammte aus einer Bauernfamilie (…). Nach Besuch der Volksschule machte Grosse ab 1877 eine Lehre zum Tischler in Schönebeck (Elbe). Als Tischlergeselle war Grosse viel unterwegs, 1883 erfolgte der Eintritt in die Gewerkschaft der Holzarbeiter.“1)
1886 heiratete der damals 23 Jahre alte Berthold Grosse Sofie Dorothee Wilhelmine Ernst. 1887 kam eine Tochter zur Welt. 2)
„1888 wurde Grosse Vorsitzender des Tischler-Fachvereins Hannover, 1890 Mitglied des Hamburger Tischlerverbandes, im selben Jahr wurde er auch Delegierter im Hamburger Gewerkschaftskartell, einer Art Dachverband der Sozialistischen Gewerkschaften. Nachdem er 1895 eine Tätigkeit als Angestellter bei der Ortskrankenkasse in Altona aufgenommen hatte, gehörte er ab 1902 dem Vorstand an. 1902 wechselt er zum neu geschaffenen Arbeitersekretariat (Rechtsberatung für Gewerkschaftsmitglieder) des Gewerkschaftskartells Hamburg, Altona und Umgebung. Dort war er bis 1921 tätig. Bis 1906 Delegierter, wurde er in diesem Jahr zum Vorsitzenden des Gewerkschaftskartells für Hamburg und Umgebung gewählt, ein Amt das er bis 1911 innehatte.“ 3)
Parteipolitisch gehörte Grosse der SPD an, in die er 1884 eingetreten war. Dort gehörte er zwischen 1904 und 1919 der Parteileitung an. Von 1907 bis 1927 war er Abgeordneter (SPD) der Hamburgischen Bürgerschaft, von 1919 bis 1921 Präsident des Parlaments. Von 1921 bis 1925 fungierte Grosse als Senator und war vor allem für den Bereich Jugend zuständig.
1918 wurde Grosse für die Gewerkschaften in den Arbeiter- und Soldatenrat entsandt. Er gehörte während der Novemberrevolution 1918 „als Vertreter der Mehrheitssozialdemokratie dem Arbeiterrat an (…). Er agierte mit organisatorischem Geschick gegen die Mehrheit der Linksradikalen und plädierte für die Zusammenarbeit mit dem alten Senat und für den Parlamentarismus, musste allerdings aus gesundheitlichen Gründen Ende Dezember 1918 seine Tätigkeit im Arbeiterrat beenden,“ 4) schreibt Knud Andresen in seiner Biografie über Berthold Grosse.