Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Grumbrechtstraße

Heimfeld (1889): Friedrich Wilhelm August Grumbrecht (21.6.1811 Goslar – 10.1.1883 Harburg), Harburger Oberbürgermeister und Abgeordneter in mehreren deutschen Parlamenten des 19. Jahrhunderts, unter anderem in der Frankfurter Nationalversammlung und im Deutschen Reichstag.


Grumbrecht hatte in Göttingen Jura studiert, wurde später Advokat in Wunstorf, Lüneburg und Fallingbostel. In Lüneburg betätigte er sich auch journalistisch und gab die Zeitung „Vorwärts Lüneburger Volkszeitung“ heraus.

Grumbrecht war Mitglied der Nationalliberalen Partei. „1848 war er Abgeordneter des hannoverschen Wendlandes in der Frankfurter Nationalversammlung und 1850 bis 1852 und 1864 Mitglied der zweiten Kammer der Ständeversammlung in Hannover.“ 1) Karin Plehn gibt in ihrer Kurzbiografie über Grumbrecht detailliertere Zahlen an: 1848/49: Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung; 1850-1852 und 1864-1879: Mitglied der 2. Kammer des Hannoverschen Landtags; 1867-1882: Mitglied im Hannoverschen Provinziallandtag; 1867-1882: Mitglied der 2. Kammer des Preußischen Landtags; Februar 1867-Juli 1878: Mitglied des Reichstags. 2)

Seine inhaltlichen Schwerpunkte waren Volkswirtschaft und Verwaltung.

Grumbrecht war Führer der liberalen Opposition im Königreich Hannover. Er war führend im Deutschen Nationalverein

„1855, im gleichen Jahre, in dem er – nach dem Muster der Volksvereine von 1848 – die Bildung von Vereinen zum Schutz der durch die Maßnahmen der Regierung bedrohten Verfassung angeregt hatte, wählte ihn die Stadt Harburg zum Bürgermeister.“ 3) Er blieb dies bis zu seinem Tod im Jahr 1883.

Ein Jahr nach seiner Wahl zum Harburger Bürgermeister heiratete Grumbrecht 1856 im Alter von 45 Jahren in zweiter Ehe die damals 44-jährige Eleonore Henriette Emilia Wolter (13.11.1812 – 27.11.1893 Harburg).4)

1871 erhielt Grumbrecht den Titel Oberbürgermeister. Grumbrecht initiierte „die Gründung eines ‚Vorschußvereins‘ in Harburg, der späteren Kredit-Bank zu Harburg“,5) äußert Karin Plehn in ihrer Biografie über August Friedrich Wilhelm Grumbrecht und erklärt: „Mit Spenden, der Hilfe von Parteifreunden und publizistischer Unterstützung durch die ‚Harburger Anzeigen und Nachrichten‘ gründete August Grumbrecht bis 1863 mehrere Selbsthilfevereine, die die materielle Not der Handwerksgesellen und Fabrikarbeiter lindern oder beheben sollte. Zugleich sollte aber auch die Nützlichkeit liberaler Politik für die Bevölkerung deutlich werden. In diesem Sinne sollte der 1861 gegründete ‚Vorschußverein‘ wirken.“ 6)

Grumbrecht gehörte zu den führenden Personen in der Nationalliberalen Partei, die eine bundesstaatliche Einigung unter preußischer Führung anstrebten. Er war der Auffassung, dass das Königreich Hannover zu klein sei, um wirtschaftlich und auch auf sozialer Ebene seine Rückständigkeit zu überwinden. 1866 wurde das Königreich Hannover von Preußen annektiert und dadurch zu einer preußischen Provinz.

Grumbrecht war ein Gegner der Sozialdemokratie. Noch bis 1877 – so Christian Gotthardt in seinem Artikel „Das liberale Bürgertum lässt schießen. Die Harburger Reichstags-Stichwahl am 17. August 1878 und ihr blutiges Ende“ 7) – hatten die Nationalliberalen vor den Sozialdemokraten einen Vorsprung. Doch nachdem Bismarck (siehe: Bismarckstraße) 1878 den 1877 gewählten Reichstag auflösen ließ und ein „Sozialistengesetz“ einführen wollte, was von den Nationalliberalen unterstützt wurde, weil: „sie eine Schwächung ihrer Position infolge der Neuwahlen befürchteten; (…)“ 8) wendete sich das Blatt. Gegen das „Sozialistengesetz“ „erklärten sich die Kandidaten der oppositionellen hannoverschen Welfenpartei, die aufgrund ihrer Preußenfeindschaft und ihrer Anhänglichkeit an das (1866 durch Eroberungskrieg von Preußen entmachtete) hannoversche Königshaus gerade in den ländlichen Regionen des Harburger Wahlkreises viele Anhänger hatte. Tatsächlich lag der Welfenkandidat Graf Grote im ersten Wahlgang am 30. Juli 1878 so dicht hinter Grumbrecht, dass dieser die absolute Mehrheit und damit das Mandat verfehlte. Als nun die SAPD ihre Anhänger dazu aufrief, in der Stichwahl am 17.8.1878 den Sozialistengesetz-Gegner der Welfenpartei zu wählen, wurde es für Grumbrecht richtig eng“, 9) schreibt Christian Gotthardt. Grumbrecht verlor seinen Sitz im Reichstag. Graf Grote gewann die Wahl. Über die Tumulte am Abend nach der Stichwahl am 17.8.1878, als sich eine Menschenmenge „nach dem Sande – einem freien Platze im Mittelpunkte der Stadt“, 10) wo sich die Wohnung von Grumbrecht und das Haus des Herausgebers der nationalliberalen „Harburger Anzeigen und Nachrichten“ befanden, bewegte und dort Fensterscheiben einschlugen, berichtet Christian Gotthardt ausführlich in seinem oben genannt Artikel. 11)

„Zum 25. Jubiläum seiner Amtszeit am 27 Juli 1880 wurde die Grumbrecht-Stiftung zur Unterstützung nicht mehr arbeitsfähiger Bewohner Harburgs gegründet. Die Stiftung bestand bis zur Auflösung 1923.“ 12)