Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Ivo-Hauptmann-Ring

Farmsen-Berne (1987): Ivo Hauptmann (9.2.1886 Erkmer, Kreis Niederbarmin - 28.9.1973 Hamburg), Maler, Radierer. Siehe auch Landhaus Hauptmann, Elbchaussee 441.


Siehe auch: Eva Hauptmann unter: Gerhart-Hauptmann-Platz.
Siehe auch: Gerhart-Hauptmann-Platz

Ivo Hauptmann war der älteste Sohn von Marie Hauptmann, geborene Thienemann und des Schriftstellers Gerhart Hauptmann (siehe: Gerhart-Hauptmann-Platz). Getauft wurde er in Hamburg Bergedorf, denn seine Großeltern lebten in Hamburg.

Von 1903 bis 1904 besuchte er die Kunstschule von Lewin-Funcke in Berlin, belegte 1903 auch Kurse an der Académie Julian in Paris, studierte von 1904 bis 1908 an der Kunstakademie in Weimar bei Hans Olde und befreundete sich dort u. a. mit seiner späteren Ehefrau Erica von Scheel und Hans Arp sowie Henry van de Velde. Er unternahm in den folgenden Jahren mehrere Studienreisen, die ihn nach Paris, Holland, Dänemark, Griechenland, London, in die Bretagne. St. Tropez etc. führten.

Bevor Ivo Hauptmann der preußischen Generalstochter Erica von Scheel einen Heiratsantrag machte, sprach er mit seinem Vater Gerhart Hauptmann, der ihm eine jährliche finanzielle Unterstützung zusagte.1) Ivo Hauptmann war ein Gegner der Ehe. So schreibt er in seinen Erinnerungen: "Ich war ein Gegner der Ehe. Offenbar hatten mich die Erfahrungen der Ehen in meiner näheren Umgebung vorsichtig gemacht. Kurz entschlossen ging ich zu einem Anwalt, nachdem ich mit meiner Braut gesprochen hatte. Wir wollten vor der Ehe festlegen, daß keiner dem anderen Schwierigkeiten machen sollte, wenn sich einer von den beiden trennen wollte. Die Antwort lautete, daß ein solcher Antrag gegen die guten Sitten verstoße und unerlaubt sei. Erica und ich heirateten also." 2) Das war im Jahr 1912.

Erica Scheel (1881-1966) war Meisterschülerin und Mitarbeiterin von Henry van de Veldes gewesen, "später Lehrerin an der Weimarer Kunstgewerbeschule. Als Malerin, Bildhauerin, (Werbe-)Graphikerin, Buchgestalterin, Textil- und Modedesignerin sowie Keramikerin wurde sie eine typische Kunstgewerblerin ihrer Zeit und über Deutschland hinaus bekannt. So wurden ihre Arbeiten auf zahlreichen (inter)nationalen Ausstellungen präsentiert und ausgezeichnet (...). Scheel lernte 1905 weiter beim Bildhauer Paul Dubois in Brüssel, ab 1903 bei dem Keramiker Reinhold Hanke in Höhr-Grenzhausen und bei den Textilwerkstätten in Krefeld. Außerdem arbeitete sie 1910 als freiberufliche Textildesignerin für den renommierten Pariser Modeschöpfer Paul Poiret."3)

Ein Jahr nach der Hochzeit zog das Paar Scheel/Hauptmann nach Hamburg. Ein weiteres Jahr später wurde der Sohn Harre in Hamburg geboren. Im selben Jahr war Ivo Hauptmann Mitbegründer der Künstlergruppen Freie Secession (Berlin 1914)" 4)

Nachdem Hauptmann als Soldat zwischen 1915 und 1918 den Ersten Weltkrieg mitmachen musste, zog er 1919 nach Dresden, pendelte aber immer zwischen Hamburg und Dresden und befreundete sich in Hamburg mit der Familie Blumenfeld. 1923 begann er als Kaufmann in der Handelsfirma von Otto Blumenfeld tätig zu werden und zog 1925 endgültig von Dresden nach Hamburg. Nun übte er den Kaufmannsberuf neben seiner künstlerischen Tätigkeit aus. 1927 trat er in die Hamburgische Sezession ein und wurde dort bald Zweiter Vorsitzender. Als die Nationalsozialisten 1933 den Ausschluss der jüdischen Mitglieder der Sezession forderten, entschied sich der Sezessionsvorstand, zu dem Ivo Hauptmann gehörte, zur Selbstauflösung. Dadurch konnte die Sezession verhindern, ihre jüdischen Mitglieder ausschließen zu müssen.

Ivo Hauptmann trat weder der NSDAP noch anderen NS-Gliederungen bei. 5)

Von 1930 bis 1938 arbeitete er als Abteilungsleiter in der Firma Bd. Blumenfeld KG. Dort wurde er 1938 entlassen, weil die Firma wegen des Eigentümers, der jüdischer Herkunft war, zwangsaufgelöst wurde. Von Mai 1938 bis Juli 1938 war Hauptmann dann als Abteilungsleiter bei der Krupp Reederei und Kohlenhandel beschäftigt, wurde aber wegen seiner Freundschaft mit Otto Blumenfeld entlassen Im April 1939 erhielt er wieder eine Anstellung, diesmal als Manager der Firma Hansa Kohlen und Schiffahrts-Kontor.6)

Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus arbeitete er von 1945 bis 1951 als Dozent an der Landeskunstschule in Hamburg.

„Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete er die Hamburgische Sezession erneut, diesmal als ihr Vorsitzender. 1950 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Freien Akademie der Künste Hamburg. In den Jahren 1955 bis 1965 war er Vize-Präsident der Freien Akademie der Künste und Dozent an der Landeskunstschule am Lerchenfeld . Außerdem war er (ebenfalls von 1955 bis 1965) Dozent an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. 1965 wurde er Ehrenpräsident.“7)

1966 starb Erica von Scheel, verheiratete Hauptmann. Dazu Ivo Hauptmann in seinen Erinnerungen: "Meine liebe Frau starb im Oktober 1966 nach 54jähriger Ehe. Ich habe ihr nur zu danken. Als sie im Krankenhaus Bethanien tot auf ihrem Bett lag, war sie verklärt wie ein Engel. Sie hat nie über unsere Armut geklagt und hat mich in meiner Arbeit immer ermutigt. - Ich war verlassen und engagierte eine Wirtschafterin, bis eine alte Freundin, Frau Kruse- Jahn, die 'junge Sängerin', (...) zu mir kam. Sie ist ein warmherziger und humorvoller Mensch, der sich meiner annahm wie eines neugeborenen Kindes. Wir haben geheiratet und wurden glücklich."8) Erna Kruse- Jahn (1913-1984) war Opernsängerin gewesen. Das Paar lebte in Hamburg-Eppendorf, in der heutigen: Gustav-Leo-Straße 4 (damals: Rehagen ). Im selben Haus wohnte seine Schwägerin, die Geigerin Eva Hauptmann, geborene Bernstein. Sie war mit Klaus Hauptmann, dem Bruder von Ivo Hauptmann verheiratet. Zwischen 1945 bis zu ihrem Tode 1949 lebte im Haus auch Eva Hauptmanns Mutter, die Librettistin und Schriftstellerin Elsa Bernstein (siehe zu ihr unter: Königskinderweg).

Nach dem Tod von Ivo Hauptmann sorgte seine Witwe Erna Hauptmann „durch Ausstellungen für die weitere Anerkennung seiner Kunst und bewirkte die Aufnahme eines seiner Hauptwerke (Bildnis seiner Mutter Marie Hauptmann) in den Pariser Louvre, wo es noch heute ausgestellt ist.“ 9)