Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Hassestraße

Bergedorf (1901): Johann Adolf Hasse (25.3.1699 Bergedorf-16.12.1783 Venedig), Kapellmeister in Venedig und Dresden, Komponist.


Siehe auch: Johann-Adolf-Hasse-Platz
Siehe auch: Graustraße
Siehe auch: Händelstraße

Geboren im „Hasse-Haus“, dem Organistenhaus neben der Bergedorfer Kirche.
Verheiratet war Johann Adolf Hasse seit 1730 mit Faustina Bordoni (1697 Venedig- 1781 Venedig). Faustina Bordoni, eine italienische MezzosopranistinMezzosopranistin, war die Tochter des Patriziers Paolo Bordoni. Das Ehepaar Hasse galt lange Zeit als das gefeiertste Musiker-Ehepaar Europas. Das Paar hatte drei Kinder. Die beiden Töchter Maria Josepha (geb. 1730) und Marie Christine (geb. 1733) wurden ebenfalls Sängerinnen.

Faustina Bordoni war die größte Primadonna des 18. Jhd. Sie wurde auch als „Die Königin des Goldenen Zeitalters des Belcanto“ bezeichnet. Ihren ersten Auftritt hatte die Mezzosopranistin im Alter von sechzehn Jahren in Venedig. Stationen ihrer 35jährigen glanzvollen Karriere waren die berühmtesten Opernbühnen Europas: Bologna, Neapel, München, Wien, London, Parma, Dresden, Rom, Venedig, Turin und Hubertusburg. Mit ihrem Ehemann war sie von 1731 bis 1747 an der Dresdner Hofoper engagiert. Dann zeigten sich erste Altersspuren in ihrer Stimme und es wurde eine Nachfolgerin gesucht, was Faustine kaum verkraftete. Deshalb kam es auch bald, nachdem ihre Nachfolgerin, Regina Mingotti, engagiert worden war, zu erbitterten Streitigkeiten zwischen den beiden, obwohl Faustina noch die Primadonnenstellung innehatte und Regina bisher nur als Zweite engagiert war.

Ihren Abschied von der Bühne nahm Faustina Bordoni 1751 mit gefeierten Auftritten in Berlin und Paris sowie am 9. April 1751 mit einem ihrer letzten großen Triumpfe in Hasses „Ciro“ in Dresden. Faustina Hasse-Bordoni verdiente viel Geld und konnte sich auch gut verkaufen. Händel (siehe:Händelstraße) wollte sie z. B. engagieren, aber sie sagte erst zu, als ihr ihre enorme Forderung von 2500 Pfund als ständige Jahresgage zugesagt wurde. Ihren Mann Adolf Hasse inspirierte sie zu maßgeschneiderten Stücken für ihre Stimme.

Als im Siebenjährigen Krieg Dresden in Brand gesetzt wurde, verlor das Ehepaar Hasse einen Großteil seiner Habe und ging daraufhin 1760 nach Wien, wo es einige Jahre blieb, bis es dann schließlich 1773 nach Venedig zog.

1780, ein Jahr vor ihrem Tod verfasste Faustina Hasse-Bordoni ihr Testament. Darin heißt es u. a. „Ich, Faustina Bordoni, erinnere mich im Beisein meines Ehemannes, Herrn Johann Adolf Hasse, dessen Vater Peter aus Bergedorf im Hamburgischen ist, der Zerbrechlichkeit dieses Lebens, der Gewissheit des Todes und der Unsicherheit der Stunde. Ich habe daran gedacht, solange der Herrgott mich durch seine unendliche Barmherzigkeit gesunden Geistes erhält, über jene meine Habseligkeiten zu verfügen, die ich, von der Wohltätigkeit des sehr milden Herrgotts gewährt, durch meine Anstrengungen, durch meine Mühen, durch meinen Fleiß, trotz der Gefahren während der langen und ermüdenden, zusammen mit meinem sehr geliebten Ehemann unternommenen Reisen (…) erworben habe. (…) Ich möchte kein Anzeichen von Luxus im Fall meines Todes und bitte den Vollstrecker meines Testaments, eine Summe Geldes für die Armen meines Pfarrbezirks, in dem Maß, und auf die Art, die dieser für richtig hält, bereitzustellen. Ich erkläre beim Licht der Wahrheit, dass alles, was ich habe und besitze, Frucht gemeinsamer und gegenseitiger Anstrengungen von mir und meinem Ehemann, also rechtmäßig erworben ist (…). Zuallererst hinterlasse ich als Vermächtnis meiner sehr geliebten erstgeborenen Tochter Frau Maria Josepha mein mit Brillanten umfasstes Armband mit dem Monogramm von Seiner Majestät Imperadrice, wovon sie in ihrem Leben keinen anderen Gebrauch als nur zu ihren Gunsten machen soll. Was dieselbe Tochter Maria Josepha betrifft, so haben mein Ehemann und ich gemeinsam, auch meine andere, von mir sehr geliebte Tochter Maria Christina betreffend, ihren Unterhalt mit der Anweisung von 1500 Florinen als Gabe festgesetzt, die ihnen erst nach einer Frist, nämlich nach dem Tod sowohl von mir als auch von meinem Ehemann, und nicht vorher, auszuhändigen ist (…). Was unsere Bediensteten Anna, meine Kammerdienerin,, und Ivanesco, unseren Diener, betrifft, so ist es überflüssig, dass ich sie meinem sehr geliebten Ehemann, der immer sein gutes Herz und seine Güte gegenüber seinen Bediensteten gezeigt hat, ans Herz lege, indem ich ihm die Freiheit lasse, meine gesamte Garderobe, was auch immer es sei, meiner sehr treuen oben genannten Kammerdienerin zu übergeben. (…) Nach dem Tod meines Ehemannes, den Gott lang erhalte, hinterlasse ich meinem sehr geliebten Sohn Herrn Francesco Maria Hasse die Nutznießung eines Kapitals von viertausend Dukaten, die ich im barmherzigen Ospedale degli Incurabili in dieser Stadt angelegt habe, sofern sich die Geschäfte desselben so ordnen lassen, dass man dieses Kapital übergeben kann, zu der Bedingung, dass mein oben genannter Sohn es nutzen kann und während seines Lebens stets die Zinsen, die es abwirft, erhält, ein Kapital, von dem ich möchte, dass es immer fest investiert bleibt, und zwar bis zu seinem Tod; nach diesem, den der Herr weit entfernt halten soll, wünsche ich, dass das oben genannte Kapital mit seinen Zinsen zur freien Verfügung seiner Töchter, sofern sich diese dann noch am Leben befinden, bleibt, zu gleichen Teilen, so dass sie über den Anteil, der jeder von dem vorher benannten Kapital zusteht, und über die Zinsen, die von den ihr zukommenden Teilen abfallen, frei verfügen können.“ 1)

Zur Vita von Johann Adolf Hasse:
Er war der Sohn von Abel Christine Klessing und des Organisten an der St. Petri und Pauli Kirche in Bergedorf, Peter Hasse.

Johann Adolf Hasse hatte noch vier Geschwister. Im Bergedorfer Personen Lexikon heißt es über ihn, er: „sang als Zehnjähriger im Sopran der Kantorei (…). 1714 wurde H. zur weiteren Ausbildung nach Hamburg an die Oper am Gänsemarkt geschickt. Hier wirkte er 1718 als Tenorsänger (…), ging (..) 1719 an die Braunschweiger Oper. Dort brachte er 1721 das erste von ihm komponierte Bühnenwerk ‚Antioco‘ heraus. Hier wurde H. vielversprechendes musikalisches Talent erkannt. Der Braunschweiger Hof schickte ihn daher zur weiteren Ausbildung in Komposition nach Italien. Über Venedig, Bologna, Florenz und Rom erreichte H. Neapel, das damalige Zentrum des Opernschaffens. Hier gelang ihm 1725 mit der Serenata ‚Marc‘ Antonio e Cleopatra‘ der musikalische Durchbruch. (…).“ 2)

In Neapel knüpfte er auch Verbindungen „zum sächsisch-polnischen Hof von August II. dem Starken (1670-1733) in Dresden: (…) Nach einem Gastspiel des Paares [Hasse mit seiner Ehefrau Faustina Bordoni] in Dresden (…) und einer umjubelten Premiere von H. Opera seria ‚Cleofide‘ am 13.9.1731 in Dresden wurde er im Dezember 1733 Königlich Polnischer und Kurfürstlich Sächsischer Kapellmeister am Hofe August III. (1696-1763), was das Paar für die nächsten dreißig Jahre an die sächsische Elbmetropole band.(…) Seine [Hasses] erstaunliche Produktivität bescherte der Nachwelt über 60 Opera seriae, zehn Intermezzi, mehr als 20 Serenaden und Kantaten, zwölf Oratorien und unzählige andere Kirchenmusikwerke und Kammermusikstücke. (…) Seine letzte Komposition war die g-Moll-Messe von 1783.“ 2)

Hasse starb zwei Jahre nach seiner Ehefrau. „Nach seinem Tod geriet H. alsbald fast völlig in Vergessenheit. Die Ereignisse der Französischen Revolution hatten seine für die höfische Welt komponierten Werke obsolet gemacht.“ 2)