Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Graustraße

Bergedorf (1949): Carl Grau (23.12.1854 Coburg - 18.12.1935 Hamburg-Bergedorf), Dirigent der „Hasse-Gesellschaft“.


Siehe auch: Hassestraße
Siehe auch: Spieringstraße
Siehe auch: Händelstraße

Vor 1949 hieß die Straße Uhlandstraße. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Karl-Grau-Straße-Straße umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1949 bei Uhlandstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)

Ab 1873 war Carl Grau als Cellist in Coburg, später als Chordirektor in Freiburg im Breisgau tätig. 1882, im Alter von 28 Jahren heiratete er Wilhelmine Wohlbrück. Von 1889 bis 1901 arbeitete er als Kapellmeister am Hamburger Thalia-Theater. „Nach 15 Jahren Tätigkeit erzwang ein Blutsturz seine Frühpensionierung. Daraufhin zog er 1909 nach Bergedorf“ 1) und wurde dort 1910 Mitbegründer der Hasse-Gesellschaft, deren musikalischer Leiter er bis 1932 war. Auch war er seit 1921 Leiter des Hasse-Orchesters.

Im Bergedorfer Personen Lexikon heißt es u. a. zu Carl Grau: „gilt als Wiederentdecker der Werke Johann Adolf Hasses [{siehe: Hassestraße]. (…) durch den Kassenwart des Bergedorfer Bürgervereins Andreas Spiering [siehe: Spieringstraße] [wurde er] auf die Partituren des fast vergessenen Komponisten Johann Adolf Hasse aufmerksam. (…) Zu dessen 210. Geburtstag brachte er drei seiner großen Werke zur Aufführung. Dies gab den Anstoß für ständige Orchesterkonzerte und führte schließlich zur Gründung der Hasse-Gesellschaft 1910. (…)
G. hat sich, in enger Zusammenarbeit mit Rudolf Chrysander um die Aufführung der Werke Georg Friedrich Händels (1685-1759) [siehe: Händelstraße] verdient gemacht, so dass Bergedorf während der 1920er und 1930er Jahre zu einem deutschen Händel-Zentrum wurde.“1)

Als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, war Carl Grau 79 Jahre alt. Weder in der NSDAP-Zentralkartei noch in der NSDAP-Gaukartei des Berlin Document Center im Bundesarchiv findet sich eine auf Carl Grau ausgestellte Mitgliedskartei, sodass sich eine Parteimitgliedschaft darüber nicht nachweisen lässt.