Haydnstraße
Bahrenfeld (1895): Joseph Haydn (31.3.1732 Rohrau/Niederösterreich – 31.3.1809 Wien), Komponist. Freimaurer.
Siehe auch: Hoffmann-von-Fallersleben-Straße
Zuvor hieß die Straße Sandbarg.
Hoffmann-von Fallersleben schuf den Text des Deutschlandliedes zur Melodie der alten Kaiserhymne Gott erhalte Franz den Kaiser von Joseph Haydn (1797).
Joseph Haydn war der Sohn der Bauerntochter und Köchin Anna Maria Hadyn, geborene Koller und des Wagnermeister Matthias Haydn.
Über Joseph Haydns Kindheit und Jugend bis zur Ehe heißt es in Wikipedia: „ (…) Seine musikalische Begabung wurde entdeckt, als er noch ein kleines Kind war.
Im Alter von sechs Jahren wurde Haydn 1738 zu Verwandten in das nahe Hainburg an der Donau geschickt, wo ihn sein Vetter Frank (…) musikalisch unterrichtete. Im Jahr 1740 wurde er von Georg von Reutter, dem musikalischen Direktor des Stephansdoms in Wien, bemerkt, als dieser durch die Provinzen reiste, um talentierte Chorknaben zu finden. Reutter nahm Haydn mit nach Wien, wo er neun Jahre als Chorsänger lebte, (…).
1749 war Haydns Stimmbruch abgeschlossen, so dass er die hohen Stimmen im Chor nicht mehr singen konnte. Er wurde aus seiner Stelle entlassen und begann eine Karriere als freier Musiker. (…).
Zwischen 1754 und 1756 war Haydn auch freischaffend für den Wiener Hof tätig. (…). Um 1758 erhielt Haydn seine erste wichtige Stelle als Musikdirektor des Grafen Karl von Morzin auf Schloss Dolní Lukavice (Lukavec) bei Pilsen.“ 1)
Zwei Jahre später heiratete er die drei Jahre ältere Maria Anna Keller (1729- 20.3.1800 Baden bei Wien). Ihr Vater stammte aus Hamburg und arbeitete als Perückenmacher.
Hans-Peter Rieschel schreibt in seinem Buch „Komponisten und ihre Frauen“ über das Eheverhältnis. Haydn hatte nicht vorgehabt sie zu heiraten, denn er war in ihre jüngere Schwester Therese Keller verliebt gewesen. Doch diese durfte Haydn nicht heiraten, weil sie seit Kindestagen für ein Leben im Kloster bestimmt war. Deshalb musste sie auch Haydns Heiratsantrag ablehnen. „Nachdem sie das Gelübde abgelegt hatte, empfing sie den Klosternamen Josepha (…). In dem feierlichen Profeß in der Klosterkirche erklang Joseph Haydns ‚Konzert für Orgel und Orchester C-Dur‘, vielleicht auch sein ‚Salve Regina‘, E-Dur, von ihm selbst mit der Jahreszahl 1756 handschriftlich versehen. ‚Es waren Elegien des jungen Komponisten zum Abschied von der wahren Geliebten, die ihre geistliche Hochzeit feierte‘, so Ernst Fritz Schmidt in der Festschrift für Wilhelm Fischer, Innsbruck.
Vater Keller, (…) redete dem zum Kapellmeister avancierten Haydn ein, daß Liebeskummer nicht satt mache und ein Mann in seinem Alter dringend eine Frau brauche. Die an Jahren reifere Tochter Maria Anna passe viel besser zu ihm, da sie mehr Lebenserfahrung besitze als die weltfremde Therese. (…)“ 2)
Die Heirat kam zustande, obwohl der Graf für seine unverheirateten Virtuosen ein Heiratsverbot ausgesprochen hatte. Doch die Ehe wurde, so meinen es verschiedene Biographen, unglücklich. Zum Beispiel hatte „Haydns Frau (..) die unangenehme Angewohnheit, Brennscheren auf Notenblätter zu legen oder gar Pasteten, die sie gebacken hatte, darauf auszubreiten. Haydn, der eine drastische Ausdrucksweise liebte, nannte sie ‚Bestia Infernale‘. (…) Doch an die Scheidung einer katholisch geschlossenen Ehe dachte man in den bürgerlichen Kreisen, in denen die Haydns lebten, nicht. (…).“ 3)
Von Zeitgenossen und auch von Hadyn selbst wurde die Schuld an der zerrütteten Ehe ausschließlich der Ehefrau zugeschoben. Hans-Peter Rieschel erkennt dies, gleichwohl glaubt er aber den Äußerungen: „Haydns gesellschaftlicher Aufstieg und die in seinen Dienstverträgen festgelegten Rechte benachteiligten seine Frau und vergrößerten die Kluft zwischen den Ehepartnern. Das Problem der Kinderlosigkeit belastete beide. Haydns Äußerung ‚Mein Weib war unfähig zum Kindergebären und daher war ich auch gegen die Reize anderer Frauenzimmer weniger gleichgültig‘, ist zwar einseitig und tendenziös, gleichwohl dürfte es den Tatsachen entsprechen. (…)“ 4)
Riescher übernimmt die Äußerungen einiger Biographen, die an Anna Haydn kein gutes Haar ließen. Sie alle interpretieren Hadyns Äußerungen über seine Ehefrau einseitig zu Lasten von Hadyns Ehefrau.
Der Schriftsteller Georg August Griesinger (1769-1845) und Biograph Haydns verkürzte in seinen „Biographischen Notizen“ die Reaktion Hadyns auf die Ankündigung Griesingers, bei einem Besuch in Haydns Wohnung der Gattin Hadyns ein Geschenk machen zu wollen. Hadyn soll nur geantwortet haben: „Die verdient nichts“. Doch Hadyn antwortete anders. Er sagte: „Dawider protestiere ich förmlich, ich liebe mein Weib, es fehlt ihr an nichts, aber sie hat keine Verdienste, die Belohnung verdienen.“
Dazu schreibt Adelinde: „Haydn würdigt hier zwar die Arbeit seiner Frau herab, die sie im gemeinsamen Haus (…) leistet –, wie er auch ihre Arbeit in der Musikerwohnung auf Esterháza herabwürdigt als etwas, was kein Verdienst lohne, obwohl seine Frau zeitweilig verwandte wie auch nichtverwandte Pflegesöhne betreut sowie ihrem Ehemann den Rücken freihält, so daß er sich seinem Schaffen hingeben kann. [Durch Griesingers Verkürzung von Haydns Antwort] (…) wird darüber hinaus noch] (…) eine von Haß geleitete Einseitigkeit Fremder sichtbar, die sich nicht scheuen, einen Menschen nachhaltig zu verunglimpfen. Haydn hat allerdings mit weiteren Äußerungen dazu beigetragen. Er gesteht ein, für die Reize anderer Frauenzimmer weniger gleichgültig gewesen zu sein, denn mein Weib war unfähig zum Kindergebären.
Zweifel an sich selbst als Mann waren zu damaliger Zeit nicht angesagt. Fürs Kinderkriegen war allein und in vollem Umfang die Frau verantwortlich.“ 5)
Im Alter von 47 Jahren verliebte sich Haydn in die damals 19jährige Mezzosopranistin Luigia Polzelli (1760 Neapel - 5.10.1830) Kaschau/Slowakei). Sie hatte 1779 mit ihrem Ehemann, einem Geiger, ein zweijähriges Engagement am Esterházy Theater bekommen, wo Joseph Haydn seit 1761als Erster Kapellmeister bei dem Fürsten Nikolaus Esterházy wirkte.
Als der Fürst bemerkte, dass das Ehepaar nur mittelmäßig sang bzw. Geige spielte, wollte er es entlassen. Doch da Haydn bereits eine Liebesbeziehung mit Luigia eingegangen war, und der Fürst Haydn sehr schätzte, durfte das Paar bleiben.
„In den folgenden Jahren musste die Sängerin Engagement und Familie verbinden. An mindestens 42 Opernproduktionen wirkte Polzelli mit; daneben brachte sie in Eszterháza fünf Kinder zur Welt: 1783 den Sohn Anton (†1855), 1787 Luigi Filippo (†1788), 1788 Gaetano Domenico; im Juni 1780 wird von der Geburt eines weiteren Kindes berichtet, das mit einem 1782 verstorbenen Mädchen oder aber mit Anna Polzelli identisch war, die 1789 in den Akten erwähnt wird. Vom weiteren Schicksal Annas und Gaetano Domenicos ist nichts bekannt.“ 6)
Über Luigia Polzellis musikalische Leistung heißt es in Wikipedia: „Polzelli hatte aus einem etwas negativen Grund einen wichtigen Einfluss auf Haydns musikalisches Ergebnis: Trotz häufiger Nachhilfe von Haydn hatte sie oft Probleme mit schwierigen Rollen. Ein wichtiger Teil von Haydns Job in Eszterháza war es, Opernproduktionen anderer Komponisten aufzustellen. Wo Arien, die Luigia zugeteilt wurden, zu schwierig für sie waren, um zu singen, schrieb Haydn Einfügungs Arien für sie und ersetzte die Originale in der Aufführung.“ 7)
„Während ihres Engagements (…) hatte Luigia Polzelli ihren zweiten Sohn Anton zur Welt gebracht. Der Klatsch wollte wissen, daß dieser Junge Haydns Kind sei. Haydn hat die Kinder Luigias verwöhnt und sie auch später noch reich beschenkt. Freilich war ihm, als der Sinnesrausch vorbei war, klar, daß auch diese Frau keine Lebenspartnerin für ihn sein würde“, 8) schreibt Hans- Peter Rieschel.
Karl-Heinz Ott zitiert in seinem Artikel „Haydn betete, dass seine Frau endlich stirbt“ hingegen eine Äußerung Haydns, aus der eine Heiratsabsicht herauszulesen ist. Als Luigia Polzelli „ihm 1792 berichtet, ihr Mann sei gestorben, schreibt er zurück: „Die Vorsehung hat gut daran getan. Vielleicht wird jene Zeit kommen, die wir zwei uns so oft gewünscht haben, dass sich vier Augen schließen. Zwei sind geschlossen, aber die anderen beiden - genug davon, wie unser Gott es will." 9)
Karl-Heinz Ott schreibt auch, dass Haydn: „Schon lange hofft (…), dass auch seine eigene Frau eines absehbaren Tages stirbt, damit er als Katholik endlich jemanden heiraten kann, mit dem das Zusammenleben keine Qual ist.“ 10)
Sylvia Schreiber schreibt in ihrem Artikel „Joseph Haydn setzt sein erstes Testament auf“, dass er nach dem Tod seiner Frau darauf hoffte, Luigia Polzelli würde ihn heiraten. Und so schrieb er an sie: „Teure Polzelli, vielleicht wird jetzt der Zeitpunkt kommen, den wir uns so oft herbei gewünscht haben."11) Doch, so Sylvia Schreiber: „Die Polzelli wünscht aber gar nicht mehr, sich endlich Haydn in die Arme zu werfen. Sie erpresst von Haydn am Todestag seiner Frau ein Schriftstück, das ihr, im Falle von Haydns Ablebens, eine stattliche Rente von 300 Gulden pro Monat sichert. Haydn willigt ein. Vielleicht ist das ja der Weg zur Vermählung, hofft er im Stillen und schreibt ihr: ‚Ich schätze und liebe dich wie am ersten Tag und bin immer betrübt, wenn ich nicht im Stande bin, mehr für dich zu tun!‘ Loisa Polzelli will aber gar nicht ‚mehr‘ und erst recht nicht mehr die große Liebe! Und da schwant es Haydn, dass er hier gewaltig geschröpft wird. Schnurstracks setzt er ein Testament auf, mit neuen [weniger günstigen] Konditionen für die Sängerin (…). Die Polzelli heiratete einen nicht sehr wohlhabenden Sänger und im endgültigen Testament von Haydn wurde sie ‚nur noch‘ mit einer Jahresrente von 150 Gulden berücksichtigt.“ 12)
Christine Siegert differenziert und schreibt: „Das Interesse an Luigia Polzelli war bislang fast ausschließlich durch ihre Beziehung zu Haydn motiviert. Dabei wurde häufig ein negatives Bild der Sängerin gezeichnet, die berechnend gewesen sei und Haydn ausgenutzt habe. (…) Leopold Nowak rückt Polzelli gar in die Nähe einer Prostituierten: ‚Sie jedoch, weniger tüchtig als Sängerin, aber um so mehr als Frau, ließ sich diese Liebe reichlichst bezahlen‘ (…) . Eine sozialgeschichtliche Perspektive wirft auf ihr Verhalten ein anderes Licht. Es ist legitim, dass ihr ihre soziale Absicherung im Alter ein vorrangiges Anliegen war.“ 13)
„Während der fast dreißig Jahre im Hause Esterházy produzierte Haydn eine Flut von Kompositionen, und sein musikalischer Stil entwickelte sich ständig weiter. Seine Popularität in der Außenwelt vergrößerte sich ebenfalls. Allmählich schrieb Haydn ebenso viel für Veröffentlichungen wie für seinen Arbeitgeber, (…).“ 14)
Nachdem Fürst Nikolaus 1790 gestorben war, erhielt Haydn zwar eine von Fürst Nikolaus verfügte jährliche Pension und dies lebenslang. Doch Nikolaus Erbe und Nachfolger entließ das Orchester. Haydn blieb zwar im Amt, doch ohne jegliche Dienstverpflichtung. Haydn kehrte nach Wien zurück. Als er von dem Geiger Johann Peter Salomon, der in London als Konzertmeister und -manager tätig war, ein lukratives Angebot für London erhielt, nahm er dieses an und reiste nach London, wo er eineinhalb Jahre blieb (1790/91 bis Juli 1792). Weitere Reisen nach London, wo Haydn sehr erfolgreich neue Sinfonien und Orchester aufführte, folgten in den nächsten Jahren (1794–1795).
In London lernte Haydn die wohlhabende Witwe Rebecca Schröter, geborene Scott (1751-1826) kennen. Sie war die Witwe des deutschen Komponisten Johann Samuel Schroeter, den sie gegen den Willen ihrer Familie, weil er nicht standesgemäß war, 1775 dennoch heiratete. Zuvor war er ihr Musiklehrer gewesen. Das Paar hatte keine Kinder. Schroeter starb 1788.
1791, als Haydn in London war, bat sie ihn, ihm Klavierstunden zu geben, was er in den Zeiten, in denen er in London weilte, auch tat. Es entwickelte sich daraus eine enge Bekanntschaft – vielleicht auch mehr. „Sie verehrte ihren berühmten Lehrer schwärmerisch und lud ihn häufig zu sich ein. Haydn übertrug ihre Briefe sorgfältig in sein Londoner Notizbuch (möglicherweise gab er vor seiner Abreise aus England die Briefe der Absenderin zurück), worüber Dies berichtet: ‚Haydn theilte mir ein anderes Büchelein mit Notizen mit; ich schlug es auf und fand ein paar Dutzend Briefe in englischer Sprache darin. Haydn lächelte und sagte: ‚Briefe von einer englischen Witwe in London, die mich liebte; aber sie war, ob sie gleich schon 60 Jahre zählte, noch eine schöne und liebenswürdige Frau, die ich, wenn ich damahls ledig gewesen wäre, sehr leicht geheiratet hätte‘. 15)
Nach Haydns Rückkehr nach Wien komponierte er weiterhin mit Erfolg. Auch wurde er wieder Leiter der Esterházyischen Kapelle, nachdem der vorherige Fürst verstorben war und nun wieder ein musikbegeisterter Fürst das Sagen hatte.
Was seine Ehe anbelangte: „Sein ‚Ehekreuz‘ sah er im Alter nun etwas distanzierter. Auf Lessings Epigramm [siehe: Lessingstraße]: ‚Ein einzig böses Weib lebt höchstens in der Welt, nur schlimm, daß jeder seines für dieses einz’ge hält‘, komponierte er einen meisterhaften Kanon. (…)
Frau Haydn dagegen benutzte in ihrem Testament, in dem sie ihn zum Universalerben eingesetzt hatte, mildere Vokabeln für ‚ihren lieben Ehegatten Joseph Haydn‘.“ 16) Sie starb 1800. Auch Haydn erkrankte und konnte ab 1802 aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr komponieren. Er erhielt viele Ehrungen und Auszeichnungen.