Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Hegarstraße

Bahrenfeld (1950): Friedrich Hegar (11.10.1841 Basel – 2.6.1927 Zürich), Komponist, Dirigent, Geiger.


Siehe auch: Stockhausenstraße

1897 wurde diese Straße in Gurlittstraße (siehe auch: Gurlittstraße) benannt. 1940 erhielt sie den Namen Farfkamp und ab 1950 Hegarstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).

Friedrich Hegar war der Sohn von Luise Hegar, geborene Schmidt – sie war die Tochter eines Geigers - und des Musiklehrers und Musikalienhändlers Ernst Friedrich Hegar.

Früh lernte Friedrich Hegar Geige spielen und bekam Unterricht in Musiktheorie und Komposition. Im Alter von ca. 18 Jahren begann er am Leipziger Konservatorium Komposition zu studieren.

Nachdem er das Studium beendet hatte, wurde er 1860 als Dirigent in Warschau tätig. Er hatte auch Engagements als Geiger und Konzertmeister in Paris und London. Unter Julius Stockhausen (siehe: Stockhausenstraße) wurde er 1861 stellvertretender Kapellmeister in Gebweiler/Elsass. 1863 erhielt er die Stelle des Kapellmeisters im dortigen Orchesterverein. Ab 1865 dirigierte er dort die Sinfoniekonzerte der Allg. Musik-Gesellschaft und wurde Direktor und erster Chefdirigent des 1868 gegründeten Tonhalle-Orchesters. Dieses leitete er bis 1906. Daneben dirigierte er von 1865 bis 1901 den Gemischten Chor Zürich und von 1865 bis 1867 den Stadtsängerverein, arbeitete als Kapellmeister am Züricher Theater, war aktiv in der Allgemeinen Musik-Gesellschaft (AMG), und trat selbst noch als Geiger und Bratschist in Kammermusikkonzerten auf.1)

In dieser schöpferischen und arbeitsintensiven Zeit fand Hegar noch Zeit für die Liebe. Seine erste Ehe ging der damals 29-Jährige 1870 mit der damals 32-jährigen Altistin Albertina Volkart (14.10.1838–26.2.1891) ein. Das Paar bekam drei Kinder, unter ihnen die Tochter Frieda (geboren 1781-1931), die Konzertsängerin in Zürich wurde und ein Sohn, geboren 1874, der später als Cellist auftrat.

Albertina Hegar-Volkart war neben ihrer Tätigkeit als Hausfrau und Mutter Beraterin ihres Mannes in künstlerischen Angelegenheiten.

Bereits im Kindesalter war sie wegen ihrer schönen Singstimme aufgefallen. Deshalb erhielt sie schon damals Gesangsunterricht, um dann später zwei Jahre am Münchener Konservatorium Gesang zu studieren. Sie wirkte bald in Züricher Abonnementskonzerten mit, ging aber noch nach Mailand, um dort ihre Stimme zu vervollkommnen. So gesanglich ausgebildet kehrte sie nach Zürich zurück, wo sie ab 1861 in verschiedenen Konzerten und schließlich ab 1865 als Solistin des damals gerade gegründeten Gemischten Chores auftrat. Sie sang auch im Leipziger Gewandhaus. Nach ihrer Heirat mit Hegar gab sie Gesangsstunden. Albertina Hegar starb im Alter von 52 Jahren an einem Hirnschlag. 2)

In der Ehezeit mit Albertina Volkart übernahm Hegar zu den oben genannten Aufgaben noch weitere Tätigkeiten. So leitete er von 1876 bis 1914 das von ihm initiierte Züricher Konservatorium und von 1875 bis 1878 und wieder von 1886 bis 1887 den Männergesangsverein Harmonie.“ 3)

Im Jahr des Todes seiner Ehefrau übernahm Hegar noch von 1891 bis 1896 die Leitung des Lehrergesangsvereins.

Fünf Jahre nach dem Tod seiner Frau heiratete der damals 55-Jährige 1896 die damals 43-jährige Karoline Julie Bolley (1853-1938), verwitwete Frey und Freundin seiner ersten Ehefrau.

In Wikipedia heißt es über Hegars Arbeit: „Hegar hatte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sowie zu Beginn des 20. Jahrhunderts einen prägenden Einfluss auf die Musikentwicklung in Zürich und der Schweiz. Als Dirigent des Tonhallenvereins führte er dessen Orchester zu internationalem Ansehen. Als Direktor des Zürcher Konservatoriums war er ständig bestrebt, die Ausbildung junger Musiker zu verbessern. Als Chorleiter wirkte er an der Entwicklung des Männergesangs und gilt als Begründer der Männerchorballade. Sein kompositorisches Schaffen umfasst hauptsächlich Lieder, Chöre sowie Instrumentalkompositionen.“ 4)

Über Hegars kompositorisches Schaffen schreibt Regula Puskás: „Die Bedeutung von H.s kompositorischem Schaffen liegt (…) in seinen Männerchorballaden, mit denen er der ‚Liedertafelei‘ entgegentrat und dem Chorgesang neue Wege wies.“ 5)

Hegars Männerchorwerke umfassen Lieder mit Titeln/Themen wie zum Beispiel: „Morgen im Walde“; „Bundeslied“, „Heldenzeit“; „Gewitternacht“; „Königin Bertha“; „Schön Rohtraut“; „Blütenfee“; „Elegie des Alterns“; „Heimweh“; „Abend“.

Wichtig war ihm die deklamatorische, wortausdrückende Komponente beim Männerchor, also die wortausdrückende Musik. Mit dieser Einstellung ging er konform mit Hans Georg Nägeli, der als Philosoph beschrieb was darunter zu verstehen sei: „Betrachten wir den männlichen Gesang von der Seite der Sprache, so erscheint er uns erst in seiner ganzen Wichtigkeit, ja in gewissem Sinne, wichtiger als der weibliche. Der Mann hat nämlich von Natur schärfere Lautierkraft, schon die Vokale treten mit tiefen Tönen verbunden weit genauer (akustisch unterscheidbarer) hervor als beim Diskant, wo sie, je höher die Stimme steigt, je schwerer zu unterscheiden sind. Hat es damit seine Richtigkeit, so folgt daraus, daß die Kunstgattung des sogenannten deklamatorischen Gesangs, wo die Sprache mehr hervortritt als die Stimme, eigentlich vorzugsweise die männliche heißen kann. (…) Es erfolgt daraus nichts geringeres, als daß der Text durch den Mund des Mannes eindringlicher wird, als durch den weiblichen, und folgt weiter, daß auf diesem Wege auch die Dichtkunst mehr ins Leben gebracht wird, als bisher möglich war. (…).“6)