Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Herbert-Weichmann-Brücke

Uhlenhorst (1985): Prof. Dr. Herbert Weichmann (23.2.1896 Landsberg/Oberschlesien - 9.10.1983 Hamburg), Erster Bürgermeister von Hamburg.


Siehe auch: Herbert-Weichmann-Straße

1971 wurde ihm von der Freien und Hansestadt Hamburg die Ehrenbürgerwürde verliehen und zwar für seine Verdienste um das Gemeinwohl.

Verheiratet war Herbert Weichmann mit Dr. Elsbeth Weichmann, geb. Greisinger (20.6.1902 Brünn – 10.7.1988 Bonn), ‚First Lady‘ der Stadt Hamburg und Bürgerschaftsabgeordnete (SPD). Der 26.6.1902 ist Dr. Elsbeth Weichmanns offizielles Geburtsdatum. In Wirklichkeit wurde sie jedoch bereits zwei Jahre zuvor geboren. Das falsche Geburtsjahr wurde versehentlich 1940, als sie sich auf der Flucht vor der Gestapo in Frankreich befand, bei der Ausstellung neuer Papiere eingetragen. Eine sofortige Korrektur hätte die tödliche Gefahr einer Verzögerung der Abreise gebracht und eine Richtigstellung in den USA die dortige Aufenthaltsgenehmigung gefährdet. Die Tochter eines Sparkassendirektors wurde hauptsächlich von ihrer Mutter geprägt. In einem Interview für die „Welt am Sonntag“ sagte Dr. Elsbeth Weichmann: „Ich habe nie eine unselbständige Frau erlebt. Meine Mutter hatte immer ihren eigenen Schreibtisch.“ Im Alter von 25 Jahren (1927) promovierte Elsbeth Weichmann in Graz zur Volkswirtin. 1928 heiratete sie Herbert Weichmann, den ehemaligen Chefredakteur der „Kattowitzer Zeitung“ und frischgebackenen Staatssekretär des preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun. Nachdem er diesen Posten erhalten hatte, konnten sie schließlich nicht mehr „in wilder Ehe leben“, so Elsbeth Weichmann in dem Interview. 1933 floh Dr. Elsbeth Weichmann mit ihrem jüdischen Mann nach Paris und wurde Wirtschaftsjournalistin. Nach eigener Aussage lernte sie von Herbert Weichmann den Journalismus und soll sogar Berichte in seinem Namen geschrieben haben: „Ich schrieb sogar seine Meinung, auch wenn ich gar nicht damit übereinstimmte. Aber ich wußte ja, wie er dachte.“ 1940 ging die Flucht weiter über Spanien und Portugal in die USA, denn Präsident Franklin Roosevelt hatte an besonders gefährdete Politiker Sondervisen erteilen lassen. Dr. Elsbeth Weichmann studierte Statistik an der New Yorker Universität. Ihren Lebensunterhalt bestritt sie mit dem Anfertigen von Stoffpuppen, die sie in Kaufhäusern verkaufte. Herbert Weichmann arbeitete als Wirtschaftsprüfer. Über ihre Jahre im Exil schrieb Dr. Elsbeth Weichmann später ein Buch, das unter dem Titel „Zuflucht“ 1983 im Todesjahr ihres Mannes erschien.1949 kehrte das Ehepaar nach Deutschland zurück und zog nach Hamburg. Max Brauer (siehe: Max-Brauer-Allee), der sich in New York mit dem Ehepaar befreundet hatte, hatte sie nach Hamburg geholt. Dr. Elsbeth Weichmann engagierte sich hauptsächlich im Verbraucherschutz. Unter ihrem Vorsitz entwickelte sich die Verbraucher-Zentrale Hamburg zu einer viele Bereiche umfassenden Institution. Dr. Elsbeth Weichmann wurde Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände in Bonn und 1964 Präsidentin des Brüsseler Büros der Verbraucherverbände der EWG-Länder. Außerdem war sie zweite Vorsitzende des Bureau European des Consommateurs und Mitglied des mit den europäischen Behörden in Verbindung stehenden Kontaktkomitees der Verbraucherorganisation. Neben ihrer Arbeit als VerbraucherInnenschützerin beschäftigte sie sich mit kulturpolitischen Fragen: „Sie setzte sich mit Nachdruck dafür ein, neue breitere Kreise für die Kultur zu gewinnen. Die Tatsache, daß im Mai 1969 die ‚Arbeitsgemeinschaft zur Kulturförderung‘ ins Leben gerufen werden konnte, ist zu einem beträchtlichen Teil den Anregungen und der Mitwirkung von Frau Dr. Weichmann zu verdanken. Nachdem es für die Arbeitsgemeinschaft zunächst darum ging, wichtige praktische Aufgaben zu erfüllen, erkannte Frau Dr. Weichmann bald die Notwendigkeit, in einem Kulturbericht die Situation, Entwicklung und Problematik der Kulturarbeit und -politik in Hamburg aufzuzeichnen. Auf ihre Initiative hin wurde in Zusammenarbeit mit der Behörde für Wissenschaft und Kunst ein Studienkreis der ‚Arbeitsgemeinschaft zur Kulturförderung‘ gebildet, der 1975 eine Broschüre unter dem Titel ‚Zur Kulturpolitik in Hamburg – Anregung und Empfehlungen eines unabhängigen Studienkreises‘ der Öffentlichkeit vorlegte. Diese Bestandsaufnahme stellte für alle am kulturellen Leben Hamburgs beteiligten Personen und Institutionen eine wichtige Diskussions- und Arbeitsgrundlage dar.“ 1) Dr. Elsbeth Weichmann hatte den Kuratoriumsvorsitz im Pressezentrum, den Vorsitz des neuen literarischen Vereins und war im Aufsichtsrat des Deutschen Schauspielhauses tätig. Für ihre Verdienste auf dem Gebiet der Kultur erhielt sie 1978 die Senator-Biermann-Rathjen-Medaille und 1974 für ihre herausragenden Verdienste um Hamburg die Bürgermeister-Stolten-Medaille. Sie agierte außerdem als Mitglied der Verwaltungsausschüsse des Amtes für Wirtschaft, des Amtes für Ernährungswirtschaft und des Amtes für Marktwesen. Darüber hinaus war sie Mitglied der Deputation der Behörde für Ernährung und Landwirtschaft, Vorsitzende des Fachausschusses der Gesamtleitung „Programmausschuß“ der IGA (Internationale Gartenbauausstellung) 1973 und Aufsichtsratsmitglied der Hamburg--Altonaer-Fischmarkt GmbH, und von 1957 bis 1974 übte sie das Amt einer Abgeordneten (SPD) der Hamburgischen Bürgerschaft aus. Dort beschäftigte sie sich hauptsächlich mit Kulturpolitik. Während der Amtszeit ihres Mannes als Erster Bürgermeister von Hamburg fungierte sie sechs Jahre lang als ‚First Lady‘. Sie begnügte sich nicht mit der Funktion der „Frau an seiner Seite“, sondern sah sich und ihren Mann als Team an: „Wir sind beide in einem Geschäft tätig gewesen. Mein Mann als Bürgermeister. Ich bin in der Bürgerschaft und in den Ausschüssen.“ Zum Thema „Geschlechterkampf“ gibt es von ihr ein fast schon geflügeltes Wort, das vor ihr bereits die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach im 19. Jhd. ähnlich formuliert hatte: „Jede kluge Frau hat Millionen natürlicher Feinde ... nämlich alle Männer, die nicht so klug sind wie sie selbst.“ Das Ehepaar Weichmann nahm den Neffen Herbert Weichmanns als Adoptivsohn an. Seine Eltern waren im Konzentrationslager umgebracht worden, während er sich in Holland versteckt gehalten hatte. Er wurde später Professor für Physik in Kanada. Dr. Elsbeth Weichmann starb am 10. Juli 1988 in Bonn an den Folgen eines am 20. Juni erlittenen Gehirnschlages. Im März 1988 war ihr noch die Ehrensenatorwürde der Hamburger Universität verliehen worden.

Im Hamburger Rathaus hängt auf der Senatsseite und dort im Empfangszimmer ein Gemälde, auf dem Herbert Weichmann mit Elsbeth Weichmann gemeinsam porträtiert sind. Dies ist einzigartig, denn gewöhnlich werden nur die Senatorinnen und Senatoren sowie die Bürgermeister porträtiert und nicht gemeinsam mit deren Ehehälfte. Auf diesem Doppelporträt ist sie im roten Kleid sitzend, die Beine übereinandergeschlagen, in der rechten Hand eine Zigarette mit Spitze abgebildet. Er aufrecht, die Hände im Schoß übereinandergelegt.

In Vorbereitung auf ein geplantes Porträt von Herbert Weichmann traf die Malerin Almut Heise (geb. 1944) 1986 mit dessen Witwe in Kontakt. Deren Erzählungen und die Tatsache, dass Weichmann auf vielen Fotos neben seiner Frau zu sehen ist, führten zu Heises Entschluss, ein Doppelporträt zu malen. Es ist bis heute das einzige Bild im Rathaus, das einen ehemaligen Ersten Bürgermeister gemeinsam mit seiner Ehefrau zeigt.

Herbert Weichmann wurde in Landsberg/Oberschlesien geboren, arbeitete als Journalist und studierte Rechtswissenschaften, bevor er in Berlin persönlicher Referent des preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun wurde.

Im Exil in New York, wohin des Ehepaar Weichmann vor den Nationalsozialen geflohen war, vertiefte sich der Kontakt zum ebenfalls vor den Nazis geflüchteten ehemaligen Altonaer Oberbürgermeister Max Brauer (1887-1973), der das Paar schließlich zur Rückkehr nach Deutschland bewegte.

In Hamburg wurde Weichmann zunächst Präsident des Hamburger Rechnungshofes, dann Wirtschaftssenator und schließlich 1965 für sechs Jahre Erster Bürgermeister (SPD). Er brachte wichtige Bau- und Verkehrsprojekte wie das Congress Centrum Hamburg, den Neuen Elbtunnel oder die Köhlbrandbrücke auf den Weg.

Ein Jahr nach dem Tod von Elsbeth Weichmann wurde 1989 die Herbert und Elsbeth Weichmann Stiftung rechtsfähig. “Satzungsgemäß soll die Einrichtung die wissenschaftliche Erforschung des Wirkens der demokratischen Opposition im Exil gegen die totalitäre Herrschaft Hitlers sowie die Folgen dieses Wirkens für Deutschland nach dem Kriege in Erinnerung rufen und für künftige Generationen bewahren. Die Stiftung erfüllt diesen Zweck insbesondere durch die Förderung wissenschaftlicher Untersuchungen zu diesen Themen und durch Veröffentlichungen ihrer Ergebnisse.“ 2)