Hermann-Westphal-Straße
Wilhelmsburg (2003): Hermann Westphal (4.10.1912 Harburg- 8.5.2000 Hamburg), Ortsamtsleiter in Wilhelmsburg.
Ein Teil des Reinstorfweges, der in Hermann-Westphal-Weg umbenannt wurde.
Hermann Westphal erlernte das Buchdruckerhandwerk und war von 1928 bis 1933 als Buchdrucker beim Volksblatt beschäftigt. Diese Stellung verlor er, als nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten der Betrieb stillgelegt wurde.
Zwischen 1937 und 1938 arbeitete Westphal als Tiefbauarbeiter beim Reichsautobahnbau und von 1938 bis 1943 als Gummifacharbeiter. 1943 leistete er Militärdienst und war danach bis nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wieder als Gummifacharbeiter bei der New Yorker Gummiwaren Co. beschäftigt.
Westphal, der in der Hoppenstedtstraße 32 wohnte, trat nicht der NSDAP bei. Er war von 1936 bis 1945 Mitglied der DAF (Deutsche Arbeitsfront). 1) Die Deutsche Arbeitsfront wurde im Mai 1933 gegründet und war ein rechtlich der NSDAP angeschlossener Verband „mit ca. 23 Mio. Mitgliedern (1938) die größte NS-Massenorganisation. Als Einheitsgebilde ‚aller schaffenden Deutschen‘ konzipiert, schuf ihr Reichsleiter Robert Ley ein vielgliedriges, bürokratisch aufgeblähtes Organisationsimperium, mit dem er nahezu alle Felder der nat.soz. Wirtschafts- und Sozialpolitik einzudringen trachtete. Entscheidender Einfluß auf materielle Belange in diesem Bereich blieb der DAF jedoch verwehrt, vielmehr musste sie sich auf die allgemeine Betreuung und weltanschauliche Schulung ihrer Mitglieder beschränken.“2)
Im Entnazifizierungsfragebogen, den Hermann Westphal ausgefüllt hat, wird die Frage gestellt: „Welcher politischen Partei haben Sie vor 1933 angehört?“ Antwort: „SPD“. Auf die nächste Frage „Waren Sie Mitglied irgendeiner verbotenen Oppositionspartei oder -gruppe seit 1933“ antwortete Westphal mit „Ja“. Auf die Frage „Welche“ antwortete Westphal: „KPD“. „Seit wann?“ Antwort „1933“. 3)
Westphal wurde wegen seines Widerstands gegen die Nationalsozialisten 1934 zu zwei Jahren Gefängnis wegen Vorbereitung zum Hochverrat verurteilt. 4)
Von 1961 bis 1977 arbeitete Westphal als Ortsamtsleiter von Wilhelmsburg. 5) Während der Flutkatastrophe 1962 half er Menschenleben zu retten und beteiligte sich aktiv am Wiederaufbau von Wilhelmsburg. Auch verteidigte er den Wohnort Wilhelmsburg gegen die geplante Hafenerweiterung.
Seine Frau „Lotti“, ebenfalls aktive Sozialdemokratin engagierte sich noch im hohen Alter ehrenamtlich in Beiräten für die Belange älterer Menschen.