Hertha-Feiner-Asmus-Stieg
Winterhude, seit 1992, benannt nach Hertha-Feiner-Asmus (8.5.1896 Hamburg – vermutlich am 12.3.1943 Selbsttötung während des Transports nach Auschwitz), jüdisches Opfer des Nationalsozialismus. Lehrerin an der Schule Meerweinstraße
Siehe auch: Julia-Cohn-Weg.
Stolperstein vor dem Wohnhaus Stammannstraße 27.
Hertha Feiner war die Tochter von Josef Feiner, Rektor der Anton-Rée-Schule. Sie studierte Pädagogik und arbeitete bis 1933 als Lehrerin an der Schule Meerweinstraße. Mit 25 Jahren heiratete sie Johannes Asmus und bekam mit ihm zwei Töchter, geboren 1925 und 1927.
Nach der Machtübernahme durch die Natuionalsozialisten wurde Hertha Feiner-Asmus 1933 wegen ihrer jüdischen Herkunft aus dem Schuldienst entlassen. Ihr Mann ließ sich von ihr scheiden. Hertha Feiner-Asmus arbeitete nun als Hilfslehrerin an einer jüdischen Schule.
„Im April 1935 bot sich ihr die Möglichkeit einer Anstellung an einer jüdischen Schule in Berlin, und sie wagte gemeinsam mit ihren Kindern den Umzug. Bis Mitte 1938 konnte sie an der ‚Jüdischen Waldschule‘ in Grunewald tätig sein, danach wechselte sie an eine Schule in der Nähe des jüdischen Gemeindezentrums in der Fasanenstraße. Sie versuchte weiter, mit ihren Töchtern ein halbwegs normales Leben zu führen und die wachsenden Repressionen der Nationalsozialisten von ihrer Welt fernzuhalten. Der Novemberpogrom 1938 veranlasste sie allerdings, nach einer Möglichkeit zu suchen, ihre Kinder außer Landes zu bringen. Durch die Vermittlung des Vaters konnten die Mädchen ab Anfang 1939 auf ein Internat in der Schweiz wechseln. Im Sommer 1939 besuchten sie noch einmal ihre Mutter in Berlin, danach waren nur noch Briefkontakte und gelegentliche Telefonate möglich. Dennoch nahm sie aus der Ferne lebhaften Anteil am Wohlergehen der Töchter, erkundigte sich, wie es ihnen auf der Schule erging und versuchte, ihnen Rat und Hilfe mit auf den Lebensweg zu geben.
Die Lebensumstände von Hertha Feiner in Berlin wurden weiter erschwert, insbesondere seit dem Kriegsbeginn im September 1939: Über jüdische Bürgerinnen und Bürger wurde eine abendliche und nächtliche Ausgangssperre verhängt, und sie durften nur noch in bestimmten Läden einkaufen. Die jüdische Gemeinde konnte Hertha Feiner ihr knappes Gehalt nicht immer pünktlich zahlen, sodass sie Untermieter in ihre Wohnung aufnahm. Bei alldem genoss sie noch das ‚Privileg‘ ihre Wohnung behalten zu dürfen, da ihre ‚halbjüdischen‘ Kinder weiterhin zu ihrem Haushalt zählten. Seit dem Frühjahr 1940 begann sie, ihre Auswanderung in die USA vorzubereiten – zu spät, um noch vor dem im Oktober 1941 verhängten Auswanderungsverbot Deutschland verlassen zu können.
Das jüdische Schulwesen wurde zu Beginn der 1940-er Jahre stark eingeschränkt, sodass zahlreiche Lehrer und Lehrerinnen entlassen werden mussten. Im November 1941 traf dies auch Hertha Feiner, die daraufhin zur Arbeit in der jüdischen Gemeinde zwangsverpflichtet wurde. Dort musste sie bei den administrativen Vorbereitungen der Deportationen mitarbeiten. Seit dem Sommer 1942 versuchte sie zu erreichen, dass zumindest die jüngere ihrer Töchter zu ihr zurückkehrte, da sie sich Schutz vor der Deportation durch das ‚halbjüdische‘ Kind erhoffte. Gleichzeitig erkannte sie, dass ihr Ex-Mann mit Hilfe von Harald Baruschke, dem Internatsleiter in der Schweiz, versuchte, ihren Briefkontakt zu den Töchtern zu behindern oder gar zu unterbinden. (…)
Anfang 1943 unterbanden der Vater und seine zweite Frau Hermine Asmus jeden Briefkontakt zwischen Hertha Feiner und ihren Kindern, ihre letzten Briefe aus Berlin wurden den Mädchen vorenthalten.
Am 10. März 1943 wurde Hertha Feiner verhaftet und am 12. März 1943 auf den Transport nach Auschwitz geschickt. Während der Zugfahrt nahm sie sich das Leben mit einer Zyankalikapsel, die ihr ein befreundeter Apotheker beschafft hatte.
An der Schule Meerweinstraße erinnern eine Gedenktafel und das ‚Denk-Mal gegen Ausgrenzung‘ an Hertha Feiner und ihre ebenfalls ermordete Kollegin Julia Cohn [siehe: Julia-Cohn-Weg].“
Text: Ulrike Sparr, entnommen aus: www.stolpersteine-hamburg.de