Herzog-Alf-Weg
Schnelsen (1948): Adolf VIII., Herzog von Schleswig und Graf von Holstein (1401 - 4.12.1459 auf der Siegesburg/Segeberg).
Siehe auch: Müllenhoffweg
Vor 1948 hieß die Straße Heidhörn. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Herzog-Alf-Weg umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1948 bei Heidhörn. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)
Der Weg wurde nach der Sagengestalt Herzog Alf aus Karl Müllenhoffs „Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig Holstein und Lauenburg“, Kiel 1845 (siehe: Müllenhoffweg) benannt und in die Straßenmotivgruppe: „Holsteinische Geschichten, Sagen und Märchen“ gestellt.
„Herzog Alf der Achte.
Die Königin Margaretha von Dänemark ließ einmal die Kinder des Herzogs Geert vor sich kommen und gab dem ältesten Hinrik und dem jüngsten Alf ein Kleinod zum Zierat am Hut. Aber dieser junge Herr wollte es nicht auf seinem Kopfe haben. Da ließ sie es ihm auf den Ärmel binden; aber auch da riß er es wieder mit seinen Händen ab. Zuletzt ward es ihm auf den Rücken genäht. Da saß das Kind nieder, setzte den Rücken gegen die Bank, und rieb es herunter. Da prophezeite die Königin: ‚Du wirst ein großer Feind meines Reiches werden.‘
Solches ist auch eingetroffen. Zu keiner Zeit war unser Land glücklicher, und es hat lange das Sprichwort gegolten: ‚Es ist nicht mehr wie zu Herzog Alfs Zeiten.‘“ 1)
Herzog Alf gab es tatsächlich. Hinter dem Namen „Herzog Alf“ verbirgt sich Adolf VIII. von Holstein (1401 – 4.12.1459 auf der Siegesburg/Segeberg). Er war der Sohn von Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg und Gerhard VI., Graf von Holstein, 1. schauenburgischer Herzog von Schleswig (um 1367 - 1404). Dieser wurde „1404 von den Dithmarschern erschlagen. (…) Die Mutter, Elisabeth von Braunschweig-Lüneburg stand nun da als Wittwe mit zwei kleinen Knaben von 7 und 3 Jahren; einen dritten, Gerhard genannt, gebar sie nach dem Tode des Gemahls. Um so gefährdeter ward ihre und des ganzen schauenburgischen Hauses Stellung, als in Dänemark kurz vorher eine kluge und energische Frau die Union Skandinaviens unter dänischer Führung durchgesetzt hatte. Von der einen Seite griffen Margaretha und Erich von Dänemark, von der andern der Bischof von Osnabrück, der nie ausdrücklich auf seine Anrechte verzichtet hatte, in die Angelegenheiten beider Lande ein, rissen Burgen oder Städte, Regentschaft und Vormundschaft neben oder nach einander an sich. So entspann sich jener fast 30jährige Krieg um Schleswig, der über Fürsten und Völker hüben wie drüben so viel Unheil heraufführen sollte“, 2) heißt es in der Allgemeinen Deutschen Biographie.
Und weiter ist dort über den Werdegang von Herzog Alf zu lesen: „Groß geworden im Hasse gegen Dänemark, den er schon als Knabe gegen die mächtige Herrscherin Margaretha bezeugt haben soll, da er ihren Schmuck nicht bloß von Hut und Arm, auch vom Rücken, wohin die Hände nicht reichten, zu entfernen wußte, geschult am Hofe des tüchtigen Burggrafen von Nürnberg, Friedrich vor Hohenzollern, Markgrafen von Brandenburg, 1421 in den Antheil seines Oheims Heinrich von Osnabrück eingetreten, dessen Liebling er war, faßte er die ihm zufallende Aufgabe mit ebensoviel Einsicht als Standhaftigkeit an. Die Hoffnung auf rasche Eroberung Flensburgs scheiterte für diesmal an der Unzuverlässigkeit der verbündeten Hanseaten. Dagegen gelang ihm 1428 ein beutereicher Zug durch Jütland. Auch die beiden folgenden Jahre brachten wenigstens keine Nachtheile, 1431 aber einen entschiedenen Fortschritt: die Einnahme Flensburgs, in das die beiden Grafen am Palmsonntag einzogen. (…).“ 3)
In der Neuen Deutschen Biographie heißt es über Herzog Alfs weitere politische Schritte: „Den schon vor 1410 ausgebrochenen Kampf zwischen Holstein und Dänemark um Schleswig beendete er geschickt durch den Kompromißfrieden von 1435, in dem König Erich ihm den weitaus größten Teil des Herzogtums Schleswig, soweit er es erobert hatte, auf Lebenszeit zusprach. Als Erich 1439 nach heftigen inneren Kämpfen die drei nordischen Reiche verloren hatte, erreichte Adolf sein Ziel im vollen Umfang: Der Nachfolger Erichs vollzog die erbliche Belehnung A.s mit Schleswig, der dänische Reichsrat verbriefte den Rechtsakt und König Albrecht II. bestätigte ihn. Er trieb eine kluge Friedenspolitik, indem er sich von der Verschwörung der Nachbarfürsten gegen die Macht der Hansestädte fernhielt und die ihm angebotene dänische Königskrone ausschlug.“ 4)
Adolf VIII. war in erster Ehe mit Mechthild, Gräfin von Anhalt-Bernburg (gestorben 1432) und in zweiter Ehe ab 1433 mit Margarete von Höllenstein verheiratet war. Die Ehen blieben kinderlos. 5)
Mit dem Tod von Adolf VIII., dem „letzten männlichen Angehörigen des Hauses Schauenburg, der nördlich der Elbe beide Länder regierte“ 6), erlosch der Zweig des Schauenburger Grafenhauses in Holstein.