Müllenhoffweg
Groß Flottbek (1950): Prof. Karl Viktor Müllenhoff (8.9.1818 Marne -19.2.1884 Berlin), Germanist, Herausgeber der Sagen, Märchen und Lieder der Herzogtümer Schleswig-Holstein und Lauenburg.
Siehe: Anna-Susanna-Stieg
Siehe: Goldmariekenweg
Siehe: Siebenschön
Siehe: Wogenmannsburg
Siehe: Klaus-Nanne-Straße
Siehe: Isern-Hinnerk-Weg
Siehe: Kulemannstieg
Siehe: Meddenwarf
Siehe: Wiben-Peter-Straße
Siehe: Offakamp
Siehe: Hans-Adolf-Weg
Siehe: Herzog-Alf-Weg
Siehe auch: Klabautermannweg
Siehe auch: Puckholm
Vor 1950 hieß die Straße im ostw. Teil Schenkendorfstraße, im westl. Teil Herzog-Friedrich-Straße, im ostw. Teil Theodor-Körner-Straße. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Karl-Müllenhoff-Weg umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1950 bei Schenkendorfstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)
In Hamburg sind etliche Straßen nach Märchen- und Sagenfiguren benannt, die in Karl Müllenhoffs Buch „Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg“ (Kiel 1845) erschienen sind.
Müllenhoff war, wie die Gebrüder Grimm (siehe: Grimmstraße), ein Märchensammler. Er begann damit in den 1840er Jahren. Schließlich veröffentlichte er 600 Texte.
Karl Viktor Müllenhoff war der Sohn von Anna Müllenhoff, geborene Peters und des Kaufmanns Johann Anton Müllenhoff. Anna Müllenhoff starb, als Karl Viktor sieben Jahre alt war. Sein Vater heiratete erneut. Er verwitwete zweimal und ehelichte dreimal. Insgesamt hatte er 22 Kinder. Karl Viktor war sein ältestes Kind. Von ihm erwartete der Vater viel und spornte seinen Ehrgeiz an.
Ab 1837 studierte Karl Viktor Müllenhoff Philologie an verschiedenen Universitäten. Sein Studium schloss er 1842 mit der Promotion ab. Ein Jahr zuvor hatte er sich 1841 mit der Bauerntochter Henriette Thaden (1821- 31.1.1873) aus dem Kronprinzenkoog verlobt, die er schon seit Kindertagen kannte, da beide Väter miteinander befreundet waren.
Nach dem Studium folgte eine erste Anstellung als Hilfslehrer in Meldorf. Ab 1843 erhielt Müllenhoff eine Stelle an der Kieler Universitätsbibliothek und war außerdem dort als Privatdozent tätig.
1845 erschien sein Werk „Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg.“
1846 wurde er zum außerordentlichen Professor der deutschen Sprache, Literatur und Altertumskunde an die Christian-Albrecht-Universität in Kiel berufen. Zwei Monate nach dieser Berufung - nun gesellschaftlich etabliert - heiratete er seine Verlobte. Das Paar bekam vier Kinder.
Neben seiner Lehrtätigkeit an der Universität las Müllenhoff: „einmal wöchentlich in einem Institut vor jungen erwachsenen Damen deutsche Literaturgeschichte (…).“ 1)
1854 ernannte ihn die Kieler Universität zum ordentlichen Professor. Damit erhöhte sich sein Salär, und die Familie musste nicht mehr so sparsam haushalten. Vier Jahre später wurde er Professor für deutsche Philologie an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin und 1864 ordentliches Mitglied der Königlich preußischen Akademie der Wissenschaften als Nachfolger von Jacob Grimm (siehe: Grimmstraße).
„Die wissenschaftliche Arbeit M.s kreiste bis zu seinem Tod um das große Projekt einer ‚Deutschen Altertumskunde‘, von der allerdings zu seinen Lebzeiten nur der 1. Band (1870) und die erste Hälfte des 5. Bandes (1883) erscheinen konnten. M. wollte, ausgehend von Untersuchungen zur Besiedelung Europas, die Mythologie, die Religions- und Staatsformen sowie die literarische Überlieferung (besonders die Heldensage) der germanischen Stämme beschreiben.“ 2)
In Berlin stellte sich wieder finanzielle Not ein. „Berlin ward immer theurer, und er hatte bei seiner Berufung mit genauer Noth ein Gehalt bekommen, welches seinen Kieler Einkünften ungefähr entsprach. Erst im Herbst 1872 erlangte er eine beträchtliche Verbesserung, und seine Frau hat die bequeme Lage kaum noch genossen. Aber ihre Zufriedenheit, ihr Glück an Müllenhoffs Seite und im Kreise der aufblühenden Kinder unterlag nicht der äußeren Sorge. Ihre Briefe, an den abwesenden Mann in Ferienzeiten geschrieben, sind voll von dankbarem Rückblick auf die Tage der ersten Annäherung und der entscheidenden Lebensfügung, die sie für immer an einander gefesselt. (…).“ 3) hatten. Am 31.1. 1873 starb Henriette Müllenhoff. Nach ihrem Tod äußerte sich Müllenhoff am 16.4.1873 in einem Brief an einen Freund über seine Gemütslage: „Die Arbeit hat in diesen Tagen ganz geruht, ich habe alle Lust dazu und alle Freude daran verloren, ich lebte und lebe nur noch in der Vergangenheit, indem ich die Briefe meiner Frau und – Braut durchlas, und grüble immer nur, wie ich allmählich alle meine Dinge in Ordnung bringe, um in Frieden abzuscheiden. (:..) Ich habe einen größeren Schatz besessen, als ich selbst gewußt, da ich ihn besaß, und größer als ich es verdient. Ich hoffte immer, ihr einmal alles zu vergelten, was sie mir gewesen ist und gegeben hat, aber nun ist alles umsonst.“ 4)
Zwei Jahre später heiratete der damals 67-jährige Müllenhoff 1875 in Darmstadt die damals 36-jährige Fernande Helmsdörfer (27.9.1839 – 3.1.1903). Sie war eine Enkelin des Grammatikers Karl Ferdinand Becker.
Über seinen neuen Seelenzustand schrieb Müllenhoff an einen Freund: „Seit (…) ist das geliebte Wesen mein, und ich sehe mein armes Leben mit einem Male von einem Sonnglanz umgeben, wie ich ihn lange nicht geschaut“.5)) Und in einem anderen Brief heißt es: „Ich kann wieder hoffen und mich freuen; das Leben, das mir ganz in Stücke gegangen war, ist mir wieder ein Ganzes; ich habe einen Zweck zum Vorwärtsstreben und Arbeiten und werde nicht länger meine Tage in freudeloser Einsamkeit verbringen.“ 6)
Aus dieser Ehe ging 1876 ein Kind hervor. Eine seiner Nichten war die Schriftstellerin Emma Müllenhoff (1871-1944).