Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Hulbepark

Bergedorf (1951): Georg Ernst Friedrich Hulbe (27.9.1851 Kiel -16.11.1917 Bergedorf), Lederfabrikant


1338 Hulbehaus
Hulbehaus an der Mönckebergstraße; Foto: Günter Stello
1338 Hulbe Relief
Satirisches Relief am Hulbehaus in der Mönckebergstraße: Eine Reaktion des Herrn Hulbe auf Anwürfe von Rudolf Mönckeberg: Das Relief zeigt einen feisten Mönch auf einem Einhorn, das von einem Narren geführt wird. Hinter den beiden steht ein Wasserträger.;Foto: Günter Stello

Siehe auch: Justus-Brinckmann-Straße
Siehe auch: Karbergweg
Vorher hieß die Verkehrsfläche Nebenweg 1.

Im Bergedorfer Personen Lexikon heißt es über Georg Hulbe: „Der viele Jahre in Bergedorf lebende H. war einer der bedeutendsten Kunstgewerbler seiner Zeit und führend in der Technik des Lederschnitts. Bereits der Vater Christoph H. (1810-1884) war in Kiel ein anerkannter und erfolgreicher Handwerker, der seine Werkstatt für Leisten- und Goldschnitt betrieb.“ 1)

Georg Ernst Hulbe war der Sohn von Anna Catharina Friederica Hulbe, geborene Christensen und des Lackmalers und Vergolder Christoph Hulbe. Hulbes Mutter starb, als er sechs Jahre alt war. Hulbes Stiefmutter wurde Agnes Hulbe, geborene Leopold.

Hulbe war zwei Mal verheiratet. Seine erste Ehe ging er 1876 im Alter von 25 Jahren ein. Das Paar hatte vier Kinder. Nachdem seine Frau Dorothea Maria Caroline geb. Jipp (1850-27.11.1905) verstorben war, heiratete der damals 56-Jährige zwei Jahre später die damals 43-jährige „Martha Marie Anna geb. Schulze (23.8.1864–23.1.1926), „eine Mitarbeiterin seiner Firma“.2)

1338 Georg Hulbe
Georg Hulbe; Quelle: Conrad Heinrich Franz Fehr (1854-1933), gemeinfrei, via Wikimedia Commons

„Hulbe erlernte das Buchbinderhandwerk, eröffnete im Alter von 25 Jahren in Kiel seine erste eigene Buchbinderwerkstatt und ging 1880, wohl auf Initiative von Justus Brinckmann [siehe Justus-Brinckmann- Straße] nach Hamburg. Hier betrieb er ebenfalls eine Buchbinderei und besuchte an der Gewerbeschule Zeichen- und Ornamentkurse. Seine besondere Aufmerksamkeit galt jedoch der alten und sehr aufwendigen Technik des Lederschnitts. Wahrscheinlich erhielt er von Brinckmann für die Wiederbelebung dieser in Vergessenheit geratenen Technik Anregungen, zumal er zahlreiche alte Bucheinbände oder lederbezogene Stühle alter Meister aus dem Museum für Kunst und Gewerbe studierte. Schnell wurde H. zum Erneuerer des Lederschnitts.

Auch der Erfolg seiner Lederprodukte stellte sich rasch ein. So konnte er, mittlerweile mit seiner Werkstatt in St. Georg ansässig, 1885 in der Hamburger Innenstadt eine Verkaufsstelle eröffnen. Wie sehr sein Ansehen auch in Deutschland gestiegen war, belegt die Tatsache, dass er 1895 den Auftrag für die Herstellung sämtlicher Lederstühle und Ledertapeten des Berliner Reichstages erhielt. 1897 wurde H. damit beauftragt, die gesamte Lederausstattung des neuen Hamburger Rathauses auszuführen. (…).“ 3) So auch für den dortigen Bürgermeistersaal.

1911 wurde Hulbe allerdings in einen Justizskandal verwickelt. Dazu schreibt der Archivar des Hamburger Staatsarchivs, Joachim F. Frank: „Der Rechtsanwalt und Bürgerschaftsabgeordnete der Fraktion der Rechten, Rudolf Mönckeberg (1846-1917) – Bruder des drei Jahre zuvor verstorbenen Bürgermeisters Johann Georg Mönckeberg (1839-1908) [Mönckebergstraße] – hatte den kaiserlichen Hoflieferanten Hulbe angezeigt, weil dieser drei, wie es hieß ‚unzüchtige‘ Bilder [Abbildungen von „leichtbekleideten“ Frauen] des Künstlers Ferdinand von Reznicek (1868-1909) im Schaufenster seines Ladengeschäftes am Jungfernstieg ausgestellt hatte. Es kam zum Prozess, in dem Hulbe kundtat, dass er sich keiner Schuld bewusst gewesen sei, weil die Bilder zuvor in der satirischen Zeitschrift ‚Simpliciccimus‘ erschienen waren. Hulbe wurde dennoch zu einer Geldstrafe von 50 Mark verurteilt.

Hulbes Rache sollte nicht lange auf sich warten lassen. Umgehend ließ er von dem renommierten Bildhauer Hermann Perl, (…) ein satirisches Relief anfertigen und an seinem gerade fertiggestellten Ladengeschäft und Bürogebäude, dem Hulbe-Haus in der Mönckebergstraße, anbringen. Das Relief zeigt einen feisten Mönch auf einem Einhorn, das von einem Narren geführt wird. Hinter den beiden steht ein Wasserträger. Die Botschaft des Bildes ist verschlüsselt, doch Rudolf Mönckeberg wird sie zu deuten gewusst haben, schließlich kommt auch in seinem Familienwappen ein Mönch vor. Zudem trägt der Mönch auf dem Bild in der einen Hand ein Buch mit der Überschrift ‚Modekritik‘ und zieht mit der anderen das ‚Banner der Kunst‘ durch den Straßendreck. Bei dem Wasserträger hinter ihm handelt es sich um den berühmten Johann Wilhelm Bentz, besser bekannt als ‚Hummel‘, der die Spottrufe von Kindern stets mit einem unflätigen ‚Mors, Mors‘ (sinngemäß: ‚Ihr könnt mich mal‘) beantwortet haben soll. Dass diese Szene nur unweit des Straßenschildes ‚Mönckebergstraße‘ – benannt nach seinem Bruder – hing, dürfte Rudolf Mönckeberg weit mehr geärgert haben als Hulbe die Aufregung rund um die Bilder in seinem Schaufenster.“ 4)