Karl-Gustav-Weg
Niendorf (1948): König Karl X. Gustav von Schweden (8.11.1622 Nyköping -13.2.1660 Göteborg). König von Schweden von 1654 bis zu seinem Tod 1660.
Vor 1948 hieß die Straße Obhof. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Karl-Gustav-Weg umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1948 bei Obhof. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)
Karl Gustav war der Sohn von Katharina Wasa (19.11.1584 Nyköping – 13.12.1638 Västeras), Tochter von König Karl IX. von Schweden, und des Pfalzgrafen Johann Kasimir von Pfalz-Zweibrücken-Kleeburg.
Nachdem sein Onkel König Gustav Adolf IX. 1632 bei der Schlacht bei Lützen getötet worden war, wurde dessen fünfjährige Tochter Christina Königin von Schweden. Zuerst noch von ihrer Mutter erzogen, kam sie später zu Karl Gustavs Eltern und wuchs dort mit Karl Gustav und seinen Geschwistern gemeinsam auf. Die Regierungsgeschäfte übernahm damals Reichskanzler Axel Oxenstierna.
Karl Gustav wurde militärisch ausgebildet und nach der Ausbildung in mehrere Kriege geschickt. So befehligte er zum Beispiel im Dreißigjährigen Krieg im Rang eines Generals die schwedischen Truppen in Deutschland.
In Wikipedia wird über die Beziehung Karl Gustavs zu seiner Cousine Königin Christina geäußert: „Als seine Cousine, Königin Christina, ihre Absicht signalisierte, ihn zu heiraten, erreichte sie 1649 seine Ernennung zum Thronfolger und Erbprinzen von Schweden durch den Reichstag. 1650 erklärte Christina jedoch kategorisch, niemals heiraten zu wollen (wohl auch, weil Karl Gustav im März 1649 ein unehelicher Sohn geboren worden war), und dankte am 6. Juni 1654 ab.“ 1)
Wer war Christina (Kristina) von Schweden (17.12.1626 Stockholm – 19.4.1689 Rom)
Königin von Schweden (1632 – 1654)?
In Hamburg erinnert an sie eine Tafel, die an einem Haus angebracht ist, das sich wenige Schritte von den Krameramts-Witwenwohnungen entfernt mit Blick zur St. Michaelis Kirche befindet. Dort hatte Christina von Schweden 1668 ein Haus von ihrem Agenten Teixeira gekauft. 1689 verkaufte sie es an den kaiserlichen Gesandten Baron von Goeden, der es als Kaiserliches Gesandtschaftshaus einrichtete.
Ein kleiner schmaler Durchlass am Haus wurde lange Zeit vom Volk als Christinenpförtchen bezeichnet.
Christina von Schweden, die reiten und jagen gelernt hatte und wenig Wert auf ihr Äußeres legte, stattdessen sich lieber mit Kunst, Theater, Musik und den Wissenschaften beschäftigte (Ankauf von Bibliotheken, Aufbau von Gemäldesammlungen – auch durch Kunstraub, etc.), hatte mit achtzehn Jahren die Regierungsgeschäfte übernommen. Deshalb war sie auch Herrin des Hamburger Domkapitels. Sie schloss drei Friedensverträge ab, auch denjenigen, durch den der Dreißigjährige Krieg beendet werden konnte. Auch verbot sie 1649, Hexenprozesse im schwedischen Königreich durchzuführen.
In fembio heißt es über Christina von Schweden u. a.: „Über ihr Privatleben gibt es schon zu ihren Lebzeiten zahlreiche Spekulationen – ein ‚zwitterhaftes‘ Wesen, Liebschaften mit Männern und Frauen werden ihr nachgesagt. Am besten belegt ist die langjährige Liebesbeziehung mit ihrer schönen Hofdame Ebba Sparre. Sie beginnt 1644, als Christina die Regierung übernimmt, und währt bis zu Ebba Sparres Tod, 18 Jahre später.“ 2)
Nach zehnjähriger Regentschaft verzichtete Christina von Schweden am 6.6.1654 auf den Thron. „Sie mußte sich zwischen ihrer für die Barockzeit sensationellen Selbständigkeit und der Ehe entscheiden. Sie wußte, daß ihr Volk von ihr erwartete, einen geeigneten Kandidaten zu heiraten und dem Reich einen Thronfolger zu bescheren. Sie wußte aber auch, daß ihre Gewohnheiten auf jeden potenziellen Bräutigam abschreckend wirken würden – mit der Eheschließung hätte sie einen Teil ihrer Persönlichkeit aufgeben müssen“, 3) schreibt Dorothea Schröder in ihrer Biographie über Christina von Schweden. Christina von Schwedens offizielle Begründung für den Thronverzicht lautete: Sie wolle nicht heiraten. Nachgesagt wird ihr, sie habe geäußert: Sie lehne eine Ehe ab, weil sie nicht wolle, dass ein Kavalier mit ihr umgehe wie der säende Landmann mit seinem Acker. Sie gab die Regentschaft an ihren Cousin ab und entschloss sich, zum katholischen Glauben überzutreten. Dorothea Schröder schreibt dazu: „Als zölibatär lebende Frau würde sie von Katholiken geehrt werden, während die Protestanten für ihre Einstellung kein Verständnis hatten. Im Katholizismus glaubte Christina größere geistige Toleranz als im Luthertum zu finden, und außerdem bot die Konversion einer ehemaligen Königin einen weiteren (...) Vorteil. Wenn sie sich in Italien, im Kirchenstaat, niederließe, würde sie nicht auf die Gnade eines Fürsten angewiesen sein, wie in jedem anderen Land, sondern als Rangzweite gleich hinter dem Papst stehen.“4)
Wenige Wochen nach ihrem Rücktritt verließ sie Schweden, um nach Italien zu ziehen. Sie trat ihre Reise, die auch über Hamburg führte, in Männerkleidung an. Als sie Hamburg am 13.7.1654 erreichte, schlüpfte sie wieder in Frauenkleider und bezog Quartier im geräumigen und vornehm eingerichteten Haus des reichen portugiesischen Bankiers Don Diego Teixeira am Krayenkamp, der schon seit langem der Agent der schwedischen Königin war und sich um Christinas Bankgeschäfte kümmerte. Der Senat ließ ihr durch eine Deputation Silberzeug überbringen und Glück wünschen.
Am 27. Juli 1654 verließ Christina von Schweden Hamburg, um weiter nach Italien zu reisen. Sechs Jahre später, am 18. August 1660, passierte sie auf ihrer Reise von Italien zurück nach Schweden abermals Hamburg. Und wieder wohnte sie am Krayenkamp. Das Jahr darauf weilte sie ein erneutes Mal in Hamburg und hielt am Krayenkamp fürstlich Hof. Durchreisende Fürsten und andere Standespersonen besuchten sie, und auch der Hamburger Rat lud sie zu offiziellen Feierlichkeiten ein. Ihren Hamburg Aufenthalt nutzte sie dazu, für die Hamburger Katholikinnen und Katholiken Religionsfreiheit zu erwirken. Sie erreichte für sie den Besuch der in der Großen Reichenstraße gelegenen Kapelle des französischen Gesandten in Hamburg. Außerdem stand den Katholiken die Christinen Kapelle zur Verfügung, die sich Christina von Schweden in ihrem Quartier am Krayenkamp hatte einrichten lassen.
Im Frühjahr 1662 reiste sie erneut nach Rom ab, machte aber vier Jahre später auf ihrer Reise nach Stockholm, wo sie sich um ihre Geldangelegenheiten kümmern wollte, wieder Zwischenstation in Hamburg. Dort traf sie am 22.6.1666 ein und wollte nur wenige Tage bleiben. Doch sie erhielt die Nachricht, dass Schweden sie nur aufnehmen würde, wenn sie ohne ihre katholischen Geistlichen kommen und keinen katholischen Gottesdienst abhalten würde. Dem folgte sie nicht, blieb in Hamburg und schickte einen Bevollmächtigten nach Stockholm. Ihre Zeit in Hamburg war überschattet vom Liebeskummer. Christina von Schweden hatte sich in Rom in den Kardinal Decio Azzolino verliebt, der jedoch nicht mehr als eine platonische freundschaftliche Beziehung mit ihr haben wollte. Er wurde ihr Vertrauter und sie schrieb ihm auch aus Hamburg viele Briefe. Christina von Schweden, die an Rheuma und Kurzsichtigkeit und häufigen Kopfschmerzen litt, vertrieb sich die Zeit in Hamburg mit Besuchen und Festen. Im Februar 1667 arrangierte sie, obwohl sie seit langer Zeit finanzielle Schwierigkeiten hatte, ein großes luxuriöses Karnevalsfest im Ballhaus an der Fuhlentwiete.
Am 28.4.1667 reiste sie nach Schweden, wurde dort aber nicht hineingelassen, weil sich in ihrem Gefolge katholische Geistliche befanden. Christina von Schweden musste also umkehren. Und so führte sie der Weg wieder nach Hamburg, wo sie am 10.6.1667 ankam. Über ein Jahr blieb sie in Hamburg, kaufte in dieser Zeit Teixeiras Haus und feierte dort am 25.7.1667 ein großes Fest zu Ehren des neugewählten Papstes Clemens IX., der in seiner Amtszeit als Kardinal Rospigliosi Christines Freund geworden war. Die Vorderfront ihres Hauses wurde mit dem Namenszug des Papstes verziert. Ein katholischer Gottesdienst eröffnete das Fest, eine große Festtafel lud ein zum Schmausen, und aus einem Springbrunnen floss für das Volk roter und weißer Wein. Bei Einbrechen der Dunkelheit wurden Fackeln entfacht und Lichter hinter einem großen Transparent angezündet, auf dem der Spruch zu lesen war: „Hoch lebe der Pontifex Maximus Clemens IX.“ Ein Teil der berauschten Menge empörte sich darüber. Es warf Steine und stürmte das Haus, nachdem ein Diener der Königin einen Unruhestifter mit einem Pistolenschuss verletzt hatte. Christina von Schweden entkam in Regenkleidung durch die Hintertür und floh in das Haus des schwedischen Gesandten. Nach diesem Ereignis blieb sie zwar noch wegen der Regelung ihrer Geldangelegenheiten gut ein Jahr in Hamburg, reiste dann im Oktober 1668 nach Rom ab, wo sie noch 21 Jahre lebte. Sie kehrte nicht mehr nach Hamburg zurück.5)
Zurück zu Karl Gustav: Noch am selben Tag, als Christina von Schweden auf den Thron verzichtete, wurde er ihr Nachfolger. In diesem Jahr heiratete er im Oktober 1654 Hedwig Eleonora von Schleswig-Holstein-Gottorf (23.10.1636 Schloss Gottorf -24.11.1715 Stockholm). „Die Heirat zwischen Karl X. Gustav und Hedwig Eleonora war rein politisch inspiriert. Mit der Verbindung taten sich die beiden Hauptfeinde Dänemarks zusammen.“ 6)
Im Dezember 1655 wurde das einzige gemeinsame Kind, der Sohn Karl geboren. Bereits 1649 war Karl Gustav Vater geworden. Damals hatte er eine Liebesaffäre mit Brigitta Allerts gehabt, aus der der uneheliche Sohn Gustav Carlsson stammte.
Zu Karl Gustavs Regentschaft und Verwicklung in Kriegen (Krieg mit Polen etc.), siehe in Wikipedia.