Karl-Wolff-Straße
Altona-Altstadt (1992): Karl Wolff (17.9.1911- hingerichtet am 1.8.1933), Schuhmacher, Gegner der Nationalsozialisten. Hingerichtet wegen angeblicher Mordbeteiligung während des Altonaer Blutsonntags (siehe dazu auch bei: Bruno-Tesch-Platz).
Vorher Teil der Virchowstraße.
Karl Wolff, Sohn des Schmiedes Carl Wolff und des Dienstmädchens Anna Wolff, geborene Frahm, hatte den Beruf des orthopädischen Schuhmachers erlernt. Er lebte in Hamburg im dritten Stock eines Hinterhauses in der Süderstraße 323.
Während des Altonaer Blutsonntags war er in einem Hinterhof der Christianstraße 29 verhaftet worden. Vier fragwürdige Zeugen der SA behaupteten vor dem Sondergericht, er hätte aus einer Gruppe heraus an der Ecke Christianstraße Schüsse abgegeben. Das Gericht ging Zeugenaussagen, dass er den Hinterhof nicht verlassen hatte und deshalb nicht auf der Straße geschossen haben konnte, nicht nach. Im Laufe zahlreicher Hausdurchsuchungen in der Altonaer Altstadt war eine Schusswaffe gefunden worden. Wie sich bei der Aufhebung der Urteile 1992 herausstellte, waren die bei der Obduktion des SA-Mannes Koch gefundenen Militärgeschosse gegen andere Munition ausgetauscht worden, und zwar gegen Kaliber, wie sie aus der gefundenen Waffe hätten stammen können.
Der ledige Karl Wolff hatte keine Vorstrafen. Der Schuhmachermeister, bei dem er arbeitete, bezeugte ihm Ehrlichkeit und Fleiß. Wolff sei einer seiner besten Lehrlinge gewesen. Der Vorsitzende des Ruderclubs, in dem Wolff Mitglied war, sagte aus, er sei hilfsbereit und politisch eher gemäßigt gewesen.
1.8.1933: „Mein lieber Wilhelm! Zum letzten Mal grüße ich dich. Morgen hat meine letzte Stunde geschlagen. (...) Ich schreibe dir nochmals, dass ich unschuldig bin, und hoffe, dass meine Unschuld noch an den Tag kommt. (...) Zum letzten Mal einen herzlichen Gruß an dich und es sei dir ein besserer Lebensabend beschieden als mir. Mit Gruß dein Freund Karl."
Text: Birgit Gewehr, Stand September 2015, entnommen aus: www.stolpersteine-hamburg.de