Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Kolpingweg

Wandsbek (1967): Adolph Kolping (8.12.1813 Kerpen bei Köln – 4.12.1865 Köln), Priester, Gründer des Kolpingwerkes.


Siehe auch: Hürthweg
Siehe auch: Heinrich-Schulte-Höhe

Adolph Kolping gilt als Wegbereiter der katholischen Sozialbewegung. Geprägt wurde er durch sein Elternhaus. Seine Eltern waren arme Schäfer, erzogen ihre fünf Kinder im christlichen Glauben, und Adolph Kolping empfand das Familienleben als beglückend.

Bereits im Alter von 13 Jahren begann Adolph Kolping eine Schuhmacherlehre, denn Geld für eine höhere Schulbildung war nicht vorhanden. Nach dreijähriger Lehrzeit machte er seine Gesellenprüfung und übte den Beruf zehn Jahre lang aus. Dazu ging er auch auf Wanderschaft. Kolping lernte auf der Wanderschaft das soziale Elend kennen, von dem die Gesellen betroffen waren: „Kein Heim, keine Familie, keine Perspektive.“ Die meisten Handwerker auf Wanderschaft lebten von der Hand in den Mund und gaben ihren geringen Lohn in Wirtshäusern aus. Kolping wollte so nicht leben, und es reifte in ihm der Entschluss, das Abitur nachzumachen, um Theologie zu studieren und Priester zu werden. Neben seiner Erwerbsarbeit, denn das Schulgeld und sich selbst musste er allein finanzieren, lernte er Griechisch und Latein, um dann schließlich im Alter von 24 Jahren 1841 das Abitur machen zu können. Danach begann er ein Theologiestudium. Dies wurde von einer Frau finanziert: von Maria Helena Meller, eine Gutsbesitzertochter aus der Nähe seiner Heimatstadt. Sie hatte aus Sorge um einen nahestehenden Menschen das Gelübde abgelegt, einen Theologiestudenten finanziell zu unterstützen, in der Hoffnung, dass dann dem ihr nahestehenden Menschen geholfen würde. Die Wahl fiel auf Adolph Kolping, den Maria Helena Meller kannte, weil sein Vater die Schafe der Gutsbesitzerfamilie gehütet hatte.

Nach dem Studium der Theologie in München und Bonn, das er 1844 abschloss und dem anschließenden Besuch des Kölner Priesterseminars empfing Kolping 1845 die Priesterweihe.

Kolping wurde Kaplan in Elberfeld, wo er den Lehrer der katholischen Mädchenschule Johann Gregor Breuer kennenlernte, der jungen Handwerkern aus seiner Gemeinde die Möglichkeit bot, in seinem 1846 gegründeten „Katholischen Jünglingsverein zu Elberfeld“ einzutreten, wo sie neben Geselligkeit auch Bildung und religiösen Halt erhielten. Kolping war von diesem Zusammenschluss begeistert, denn er sah darin die Möglichkeit, damit den sozialen Problemen, denen die jungen Männer ausgesetzt waren, zu begegnen. Er ließ sich „1849 als Domvikar nach Köln versetzen. Kurze Zeit später, am 6. Mai 1849, gründete er zusammen mit mindestens 19 Gesellen (…) den Kölner Gesellenverein. Vorbild war das Elberfelder Modell. (…). Kolping traf die spezifischen Bedürfnisse der Gesellen nach fachlicher, politischer wie auch religiöser Weiterbildung einhergehend mit Geselligkeit und familiären Zusammenhalt. Die Einführung von Selbsthilfeeinrichtungen wie Kranken‐, Spar und Unterstützungskassen taten das ihre dazu.“ 1)

Eine weitere Idee Kolpings war, Gesellenhäuser einzurichten, wo es nicht nur Bildungs- und Freizeitangebote gab, sondern die wandernden Gesellen auch eine familiäre Herberge erhielten. Solche Gesellenvereine und -herbergen wurden dann auch außerhalb Kölns in anderen Städten und später auch außerhalb Deutschlands eröffnet.

Auf Katholikentagen, aber auch publizistisch z. B. in dem von Kolping herausgegebenen „Kalender für das katholische Volk“ und in seiner Zeitschrift "Rheinische Volksblätter für Volk, Familie und Handwerk" warb er für diese Häuser und den Gesellenverein. Seine Zeitschrift: „avancierte zu einer der erfolgreichsten katholischen Presseorgane seiner Zeit. Dies bescherte Kolping einen wahren Geldsegen. Mit dem Erlös konnte er den Ausbau des Gesellenvereins vorantreiben. Kolping wurde dann auch nicht müde, die Volksblätter, trotz zeitweiliger Kontrolle durch die preußische Bezirksregierung, bis zu seinem Tode zu verlegen. (…)

Auch auf seinen zahlreichen Reisen schaffte er die nötigen Kontakte. Höhepunkt seiner Reisen war die Romreise 1862. Papst Pius IX. schenkte ihm in einer Privataudienz ein Messgewand als Zeichen besonderer Wertschätzung. Im gleichen Jahr wird Kolping zum päpstlichen Geheimkämmerer und zum Rektor der Minoritenkirche ernannt.“ 2) 1991 wurde Adolph Kolping seliggesprochen.

Kolping und die Frauen
Als Kolping sich für das Priesteramt entschied, musste er ein großes emotionales Opfer bringen: er nahm Abschied von seiner Jugendfreundin Anna Margarethe Statz. In sein Tagebuch schrieb er: „Die Heimat liegt glücklich hinter mir, mit Gewalt habe ich die Tränen unterdrückt, wie nahe sie meinen Augen standen, da als die Liebe sich nochmal mit ihrer ganzen Gewalt an mein Herz ging und ich sie lassen musste.“

In all seinem Wirken wurde Kolping unterstützt durch eine Frau: seine Nichte Anna Catharina Kolping (1841 - 1914). Sie war die Tochter seines Bruders Wilhelm und führte Adolph Kolping bis zu dessen Tod den Haushalt. Nach seinem Tod kehrte sie in den Heimatort Kerpen zurück.
Eine Frau, mit der er freundschaftlich verbunden war, deren Rat er immer wieder suchte und mit der er Fragen zur Gesellenvereinsgründung erörterte, war. Antonie Mittweg. „Kolpings Briefe an die ungefähr 15 Jahre jüngere Frau zeigen überall Vertraulichkeit und Zuneigung.(…)

Für die geistliche Prägung dieses Freundschaftsverhältnisses sprechen Bemerkungen wie diese: ‚Sie wünschen, liebe Schwester, ich möge morgen für die Kleinen (und für Sie mit?) die heilige Messe lesen (...) Gewiß soll es geschehen, und mit Freunden...‘ (Br. 205, KS, Bd. 2, S. 317). Dieses Zeichen der inneren Verbundenheit bis in die Fürsorge für körperliche Unpäßlichkeit hinein lassen sich zuhauf in den lange verschollenen Briefen finden. Antonie Mittweg fungiert zum Teil sogar als Beraterin Kolpings, sei es in kirchlichen oder politischen Dingen (Brief 210). Man kann diese Briefe als Zeugnis für “engste persönliche, fast familiäre Beziehungen” werten,“ 3) schreibt die AG Mädchen- und Frauenfragen des Bundesvorstandes des Kolpingwerkes in ihrem Artikel „Ein Blick zurück nach vorn! Frauen im Kolpingwerk – vielseitig und selbstbewusst“ September 1999.

Die Gesellenvereine und Frauen
Als Adolph Kolping im 19. Jahrhundert den Katholischen Gesellenverein gründete, durften nur Männer – und zwar – unverheiratete Handwerksgesellen – Mitglied werden. Im Laufe der Jahrzehnte erweiterte sich der Mitgliederkreis, aber erst 1966 wurde der Beschluss gefasst, auch Frauen als Mitglieder aufzunehmen.

Bei der Generalversammlung der Kolpingschen Gesellenvereine 1870 gab es noch Anträge wie: dass „‘Das Auftreten der Mitglieder in Weiberrollen (…) [sei] zu verporresieren, ebenso auch das Mitwirken von Individuen des anderen Geschlechts bei Aufführungen der Gesellen‘ (Köln, Schäffer) und ‚Die General-Versammlung möge sich über die Zulässigkeit oder Unzulässigkeit von weiblichen Rollen auf den Gesellentheatern aussprechen‘. (München, Mayr) sowie ‚Die Versammlung möge erklären, daß Tanzbelustigungen dem Wesen und Wirken des Vereins nicht entsprechend sind‘ (Dortmund, Schulte), [denn] (…) ‚das Auftreten der Gesellen in Weiberrollen [sei] nicht nur etwas sehr Geschmackloses, sondern auch nicht Ungefährliches (…); ebenso habe das Auftreten von Mädchen auf Gesellentheatern seine Gefahren‘ (1870, Heft 19).“ 4)

Adolph Kolping hatte nichts dagegen, dass Gesellen die Ehe eingingen. „Aber Liebschaften ohne Aussicht auf Eheschließung, Liebeleien unbärtiger Jungen und unverständiger Mädchen, leichtfertig angeknüpfte Feierei, solcher Verirrung sollen und wollen wir überall scharf entgegen treten durch Warnung und Belehrung und durch ernsten Zuspruch unter vier Augen. Wie oft mußte ich mich ärgern über die leichtsinnigen Bekanntschaften ganz unreifer, kaum der Lehre entwachsener Mitglieder und über den haarsträubenden Unverstand junger `Dinger ́, die um jeden Preis einen Schatz haben wollen,” 5) erklärte Kolping seine Einstellung.

Kolping und sein Frauenbild
Mit Kolpings Frauenbild beschäftigte sich 1999 die AG Mädchen- und Frauenfragen des Bundesvorstandes des Kolpingwerkes und kam zu dem Ergebnis: „Entsprechend den damaligen Zeitumständen und seiner Hochschätzung von Ehe und Familie sieht Kolping die Frau hauptsächlich in ihrer Rolle als Mutter und Gattin,“ 6) wobei die religiöse Unterweisung der Kinder durch die Mutter eine wichtige Rolle spielte.

Und weiter erklärt die AG Mädchen- und Frauenfragen das Frauenbild Kolpings: „Die wesentlichen Aussagen Adolph Kolpings in bezug auf Frauen betreffen das Eheleben und die Aufgaben innerhalb der Familie. Er orientierte sich an den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, kirchlichen Aussagen und Alltagserfahrungen, die das Leben prägten. (…). Ausgehend von der Schöpfung, wie sie in der Bibel beschrieben wurde, leitete er die Stellung der Frau gegenüber dem Mann logischerweise, unterstützt vom Denken der damaligen Zeit ab. ‚Der Mann war nämlich schon auf der Welt, ihm hatte Gott, der Herr, die Herrschaft über die Erde schon eingeräumt. Adam hatte in seiner Majestät wie ein König den anderen Geschöpfen bereits ihre Namen gegeben. Von seiner Stirne, aus seinem Blick leuchtete das Ebenbild Gottes schon segenbringend über die Erde. Da erst, als es nicht gut war, daß der Mensch allein sei, hat Gott das Weib erschaffen. Und Gott sprach: `Wir wollen ihm, dem Manne, eine Gehilfin geben, die ihm gleich sei. ́ Das ist also der erste und wichtigste Zweck der Schöpfung des Weibes, es soll des Mannes Gehilfin sein‘ (Kolping, Adolph: Ehe und Familienleben, Köln 1937, S. 51).“ 7)

Zur Position der Frauen gegenüber dem Mann sagte Kolping: „‚Aber die Frau ist die erste nicht, ist nicht das Haupt, nicht der König, nicht der Herr, nicht der irdische Priester, nicht der Lehrer der göttlichen Wahrheit, sondern ist nur einfach des Mannes Gehilfin‘ (s.o. S. 51).“ 8)

Über die Rolle der Frau, die nach Kolpings Auffassung nur innerhalb der Familie zu suchen und zu finden sei, schrieb Kolping: “‘Mit warmen, reichem Herzen soll sie das stärkere, aber rauhere Herz des Mannes immer wieder aufs neue erwärmen und auftauen, damit die Arbeit des Verstandes nicht versteine. Also ist die Frau nicht an die rauhe Arbeit des Geschäfts, durchaus nicht ins öffentliche Leben gewiesen, hat sich nicht um Welthändel, nicht mal um Dorfhändel zu bekümmern.‘

(…). ‚Diesen bedeutsamen, höchst wichtigen Unterschied hat Gott, der Herr, in den beiden schon in der Erschaffung in geistigen und körperlichen Anlagen, Kräften und Fähigkeiten schaft und bestimmt aus- und eingeprägt, so daß man dem Manne schon auf den ersten Blick eine von der Frau völlig abweichende Stellung im Leben absieht, die ihm wohl ansteht, zur Frau aber durchaus nicht paßt. ... Nun weiß aber alle Welt, daß es für den Mann kaum etwas Entwürdigenderes gibt, als wenn er sich wie ein Weib gebärdet; und daß es recht gründlichen Ekel erregt, wenn eine Frau sich wie ein Mann anstellt‘ (s.o. S. 52).“ 9)

Kolping und Antisemitismus
Der Historiker Felix Sassmannshausen schreibt in seinem für das Land Berlin verfassten Dossier über Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin: „Kolping äußerte sich antisemitisch,“10) und gibt die Handlungsempfehlung für den Umgang mit diesem Straßennamen: „weitere Forschung, Kontextualisierung“.11)

Kolping äußerte: „Die geborenen Spekulanten, die Juden nämlich, mengen sich in die fabrikartig betriebenen Handwerkergeschäfte und machen die Arbeit zur Ware." 12)

Beim „Kölner Gespräch 2021“ diskutierte Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland mit Vertretern des Kolpingwerks über jüdisches Leben, Antijudaismus und Begegnungsformate. Dabei ging es auch um Kolpings Einstellung zum Judentum. Schuster ordnete „den in der katholischen Kirche als ‚Seligen‘ verehrten Priester aus dem 19. Jahrhundert als Kind seiner Zeit ein. ‚Das gehört zum Gesamtbild dazu, aber es schmälert nicht seine Verdienste um die soziale Frage,‘“ 13) so Schuster.