Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Kurt-Oldenburg-Straße

Jenfeld (2013): Kurt Oldenburg (19.2.1922 Wandsbek-1945), desertierte am 3.6. 1942 bei Bordeaux aus der Wehrmacht, wurde vor ein Hamburger Kriegsgericht gestellt und zum Tode verurteilt.


Siehe auch: Charlotte-Mügge-Weg

Stolperstein: Walddörferstraße 357. Text: „Hier wohnte Kurt Oldenburg Jg. 1922. Dienst an der Waffe verweigert. Todesurteil 1942. Strafbataillon. Tot 1945.“ 1)

Einen Gegenpol zum Militär bilden die im Zweiten Weltkrieg desertierten Soldaten. Erstmals 2013 wurde in Hamburg eine Straße nach einem Deserteur benannt: Kurt Oldenburg. Mit der Straßenbenennung nach einem Deserteur der Wehrmacht, der Opfer des Nationalsozialismus wurde, wurde ein Zeichen gesetzt, die Opfer der NS-Militärjustiz zu rehabilitieren.

Stefan Romey schreibt in seinem Buch über den Widerstand in Wandsbek zu Kurt Oldenburg: „Nach dem Schulbesuch hat er den Beruf des Matrosen erlernt. Mit 18 Jahren wurde er am 10. Juni 1940 zur Kriegsmarine eingezogen.“ 2)

Gemeinsam mit seinem Freund Ludwig Baumann – beide hatten sich auf einem Marinestützpunkt bei Bordeaux kennengelernt –, beabsichtigte Kurt Oldenburg nicht länger Teil der nationalsozialistischen Kriegsmaschinerie sein zu wollen. Beide entschlossen sich zur Desertion. „Nur wenige Stunden nach ihrer Festnahme am 4. Juni 1942 erfolgte die Anklage wegen Fahnenflucht. In der Haft wurden die beiden Soldaten dem Bericht von Ludwig Baumann zufolge vom Sicherheitsdienst der SS schwer misshandelt, um zu erfahren, ob französische Widerstandskämpfer ihren Plan zur Desertion unterstützt hätten. Das Urteil vom 30. Juni 1942 lautete auf Todesstrafe; (…)“ 3)

Dazu Stefan Romey: „Obwohl das Oberkommando der Kriegsmarine die Todesurteile am 20. August 1942 auf dem Gnadenwege zu langjährigen Haftstrafen abgemildert hatte, wurden die beiden erst am 29. April 1943 darüber in Kenntnis gesetzt, ‚Zehn Monate waren Kurt und ich [Ludwig Baumann] in der Todeszelle. Und wussten nicht, dass wir bereits nach sieben Wochen begnadigt worden waren. Wussten nicht, dass unsere beiden Väter darum gebeten hatten, uns zu Weihnachten ‚42 an die Front zu schicken. So wären wir zumindest der Todeszelle entkommen. Aber nun sollte unsere ‚Eignung für die Bewährungstruppe‘ im Wehrmachtsgefängnis Torgau geprüft werden‘. Die Strafe für Kurt Oldenburg wurde später auf 15 Jahre Zuchthaus verringert.

Von Bordeaux aus kamen die beiden ins Wehrmachtsgefängnis Fort Zinna in Torgau zur Überprüfung ihrer Eignung für die Bewährungstruppe. Kurt Oldenburg wurde am 30. August 1943 dem Infanterie-Ersatz-Bataillon 500 zugeteilt, (…). Im berüchtigten Bewährungsbataillon 500 wurden kriegsgerichtlich abgeurteilte Soldaten in der vordersten Frontlinie in gefahrvollen Situationen eingesetzt. Kurt Oldenburg starb Anfang 1945, noch keine 23 Jahre alt, in einem solchen Einsatz an der Ostfront; die näheren Todesumstände sind nicht bekannt.

Erst durch Ludwig Baumann, der nach Kriegsende die Mutter von Kurt Oldenburg aufsuchte, erfuhr die Familie Näheres über dessen Schicksal. Doch über sein Ende konnte nichts in Erfahrung gebracht werden. Am 23. Juli 1981 wurde der bis dahin als vermisst geltende Kurt Oldenburg auf Beschluss des Amtsgerichts Hamburg für tot erklärt.“ 4)