Lagerlöfstraße
Wellingsbüttel, seit 1947, früher Buchenweg, benannt nach Selma Lagerlöf (20.11.1858 auf Gut Marbacka/Värmland – 16.3.1940 auf Gut Marbacka), schwedische Schriftstellerin. Nobelpreisträgerin für Literatur (1909)
Vor 1947 hieß die Straße Buchenweg. In der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Nikolsburger Weg umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1947 bei Buchenweg, der dann in Lagerlöfstraße umbenannt wurde.

Bisher (Stand: Dezember 2024) sind zwei Straßen in Hamburg nach Nobelpreisträgerinnen benannt worden (Lagerlöfstraße und Suttnerstraße), nach Nobelpreisträgern 35 Verkehrsflächen. Nach einem Nobelpreisträger wurde erstmals in Hamburg 1928 mit der Mommsenstraße eine Verkehrsfläche benannt.
Der Nobelpreis wird seit 1901 jährlich in den Sparten Physik, Chemie, Medizin, Literatur, für Friedensbemühungen und seit 1968 auch auf dem Gebiet der Wirtschaft verliehen. Der Anteil der ausgezeichneten Frauen liegt bei ca. 5,3%. Dieses Zahlenverhältnis spiegelt sich auch bei den nach Nobelpreisträgerinnen und -trägern benannten Straßen wider.
Selma Lagerlöf war das zweitjüngste von fünf Kindern von Louise Lagerlöf, geb. Wallroth, und ihrem Mann, dem Gutsbesitzer Leutnant Erik Gustaf Lagerlöf.
Selma Lagerlöf, die mit einem Hüftleiden zur Welt gekommen war, wurde mit ihren Schwestern von einer Gouvernante erzogen; die Brüder durften zur Schule gehen. Doch Selma Lagerlöf, die schon als Kind gern gelesen hatte und sich für die Sagen und Geschichten ihrer Heimat interessierte – mehr als für Hausarbeit –, setzte gegen den Willen ihres Vaters durch, dass sie 1881 nach Stockholm ziehen durfte, um dort bis 1882 ein Mädchengymnasium zu besuchen. Nach Abschluss der Schulausbildung absolvierte sie zwischen 1882 und 1885 eine Ausbildung zur Volksschullehrerin und war dann von 1885 bis 1895 in Landskrona als Pädagogin in einem Mädchenpensionat tätig.
1890, der Vaters war 1885 verstorben, musste das elterliche Gut verkauft werden. Diesen Heimatverlust verarbeitete Selma Lagerlöf später in ihren Werken.
Sie hatte das Glück, einer Mäzenin zu begegnen. Die Baronin Sophie Lejonhufvud Adlersparre hatte einige Sonetten von Selma Lagerlöf gelesen und verhalf ihr nicht nur zu einer Veröffentlichung in „Dagny“, einem literarischen Blatt der Frauenrechtlerinnen, sondern lud Selma Lagerlöf auf ihr Gut ein, damit sie dort – ein Jahr lang von der Tätigkeit als Lehrerin befreit – schriftstellerisch tätig werden konnte. Ein Jahr darauf erschien ihr Roman „Gösta Berling“ (1891). Er wurde Selma Lagerlöfs erster großer literarischer Erfolg. Der Roman wurde verfilmt und kam 1929 mit Greta Garbo als Gräfin Dohna in die deutschen Kinos.
1895 gab Selma Lagerlöf ihre Tätigkeit als Lehrerin auf und widmete sich nun ganz der Schriftstellerei. Zum Welterfolg wurde Selma Lagerlöfs Roman „Nils Holgerssons wunderbare Reise“ (in Schwedisch 1906/07, in Deutsch 1907/08 erschienen). 1909 erhielt sie als erste Frau den Nobelpreis für Literatur „in Würdigung des hochstrebenden Idealismus, der reichen Phantasie und der vergeistigten Darstellung, die sich in ihrer Dichtung offenbaren“. 1914 wurde Selma Lagerlöf als erste Frau in die Schwedische Akademie gewählt.
1908 war Selma Lagerlöf finanziell in der Lage, den Gutshof von Marbacka zurückzukaufen. Mit dem Geld des Nobelpreises konnte sie dann auch noch das Land zurückerwerben. Nun lebte sie wieder an ihrem Geburtsort, betrieb dort Landwirtschaft und eine Fabrik zur Produktion von Hafermehl.
Eine enge Freundschaft verband sie mit zwei Frauen, Sophie Elkan und Valborg Olander. Mit Valborg Olander scheint Selma Lagerlöf eine Liebesbeziehung gehabt zu haben. Sie nannte sie, die ihr beim Redigieren von Manuskripten half, eine „richtige Schriftsteller-Ehefrau“.
In ihren Romanen stellte Selma Lagerlöf häufig starke, selbstbewusste Frauen dar, die sich gegen schwache und unfähige Männern durchsetzten.
1907 nahm Selma Lagerlöf einen sechsjährigen Jungen als Pflegesohn auf, der später Bauarbeiter wurde und in die USA auswanderte.
Selma Lagerlöf war in der Frauenstimmrechts- und Friedensbewegung aktiv. Während der Zeit des Nationalsozialismus half sie politischen und jüdischen Flüchtlingen.