Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Lappenbergsallee

Eimsbüttel (1895): nach der Familie Lappenberg, Grundstückbesitzer, über deren Grundstück verläuft die Straße; besonders nach Martin Lappenberg (30.7.1794 Hamburg - 28.11.1865 Hamburg), Historiker, Archivar, Leiter des Staatsarchivs.


Siehe auch: Baurstraße
Siehe auch: Baurs Park

Am bekanntesten in der Familie Lappenberg wurde Dr. jur. Johann Martin Lappenberg, das älteste Kind von Catharina Margaretha, geb. Sillem (siehe: Sillemstraße) und dem Arzt Johann Valentin Lappenberg.

„Sein Großvater, Samuel Christian L. hatte zuerst als Subrector der Domschule zu Bremen und dann als Pastor zu Hamelwörden im Lande Kedingen, seit 1759 zu Lesum, nördlich von Bremen, gewirkt und sich als Mitbegründer der bremischen Deutschen Gesellschaft durch einige Dichtungen, durch eine Controverse mit Lavater, durch Schriften über den Kreuzzug gegen die Stedinger, über die Geschichte des Herzogthums Bremen und die Reformation desselben bekannt gemacht. Sein Vater, Valentin Anton L. 1759 zu Lesum geboren, wurde Arzt in Hamburg, ein fein gebildeter Mann, der mit dem Astronom Olbers, dem Mediciner Hufeland, dem Geschichtschreiber Heeren befreundet war und in dem Kreise der Büsch, Reimarus, Perthes, Speckter Sieveking verkehrte, in welchem seit Lessing's Tagen das geistig rege Leben der alten Hansestadt weiter pulsirte, ein während der guten und bösen Tage, welche die französische Revolution und das Kaiserreich über dieselbe brachte, durch gemeinnützige sanitärische Schöpfungen, wie auch schriftstellerisch hoch verdienter Praktiker, der bei seinem Tode 1819 seiner Frau, einer Tochter des Syndicus G. Sillem, welche erst 1840 starb, nur einen Sohn, Johann Martin, hinterließ,“1) heißt es in der Allgemeinen Deutschen Biographie.

Nach dem Besuch des Johanneums und des Akademischen Gymnasiums wollte Johann Martin Lappenberg 1813 bei der Befreiung Hamburgs von den Franzosen mitmachen und sich deshalb als freiwilliger Jäger den Truppen des russischen Generals Tettenborn anschließen. Doch Lappenbergs Vater intervenierte und bestand darauf, dass Sohn Johann Martin in Edinburgh Medizin studiere. Dieser folgte dem Befehl seines Vaters, doch gab er bereits 1814 das Medizinstudium auf sattelte auf Jura um. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1815 studierte er "Jura in Berlin und Göttingen; dort wurde er 1816 promoviert. 1819 erfolgte seine Wahl zum hamburgischen Ministerresidenten in Berlin. Von seinen Aufgaben nicht ausgefüllt, erhielt L. 1823 als Hamburger Archivar die Stellung eines Ratssekretärs, die neben der Archivarbeit die Anfertigung historisch-juristischer Gutachten und die Erfüllung gelegentlicher diplomatischer Aufträge verlangte.“ 2)

In der Datenbank „Hamburger Persönlichkeiten“ heißt es zu Lappenberg: „Johann Martin Lappenberg war Archivar und Sekretär des hamburgischen Senats, Historiker und langjähriger Vorsitzender des Vereins für Hamburgische Geschichte. Seit dessen Gründung im Jahr 1839 etablierte er den Verein als wichtigste Adresse zur wissenschaftlichen Beschäftigung mit der hamburgischen Geschichte. Gleichzeitig diente unter seiner Führung der Verein der Verbreitung des historischen Wissens über Hamburg und wurde damit zum Publikumsverein. In seiner Zeit war Lappenberg ein in ganz Deutschland anerkannter und geehrter Historiker, der sich vor allem der mittelalterlichen Geschichte zuwandte. Dabei beachtete er nicht nur die hamburgische Geschichte, sondern auch die Geschichte der Hanse und der norddeutschen Länder. Eine besondere Vorliebe verband ihn mit Schottland und England, dessen Frühgeschichte er erstmals nach wissenschaftlichen Standards beschrieb.“ 3)

Sebastian Husen schreibt in seinem Porträt über Lappenbergs Veröffentlichungen: „Mit der Herausgabe des ersten Bandes des 'Hamburgischen Urkundenbuches' (1842), der 'Ältesten Stadt-, Schiff- und Landrechte Hamburgs' (1845), der 'Miniaturen zu dem Hamburgischen Stadtrechte vom Jahre 1497' (1845), der 'Hamburgischen Chroniken in niedersächsischer Sprache' (1861) und Adam Tratzigers 'Chronica der Stadt Hamburg' (1865) wurde er zum Wegbereiter der hamburgischen Geschichtsforschung.“ 4)

Dies alles und noch viel mehr verfertigte er, obwohl ihn seit Ende der 1840-er Jahre eine Augenerkrankung plagte, die zur Erblindung des einen und zu einer großen Sehschwäche des anderen Auges führte.

Privat musste Lappenberg eine unerwiderte Liebe verkraften, als er sich in Lili Parthey (1800-1829) verliebte. Diese heiratete später den Musikdirektor Bernhard Klein. Einige Jahre später heiratete Lappenberg 1825 Marie Emilie Baur (1802-1825) (siehe: Baurstraße), älteste Tochter des Altonaer Kaufmanns Georg Friedrich Baur. Sie brachte 100.00 Mark Banco als Mitgift mit in die Ehe. Doch wenige Monate nach der Eheschließung starb sie. Zwei Jahre später heiratete Lappenberg Emilies jüngere Schwester Marianne (1808-1849). Auch sie brachte dieselbe Summe Mitgift in die Ehe ein. Das Paar bekam sechs Kinder. Sie starb 1849 im Alter von 41 Jahren. 5)

Lappenberg ging 1864 im Alter von 70 Jahren in den Ruhestand. Er „war ein konservativer Gelehrter, der ein zurückgezogenes Leben führte. Den meisten der nach 1848 in Hamburg vollzogenen Reformen (z. B. dem vom Senat 1864 beschlossenen ‚Gesetz betr. die Staatsangehörigkeit und das Bürgerrecht‘) stand er reserviert, wenn nicht sogar misstrauisch gegenüber.“ 6)