Ludolfstraße
Eppendorf (1899): J. H. Ludolf (24.10.1756 Hamburg – 25.3.1842), Pastor an St. Johannis in Eppendorf
Siehe auch: Faaßweg
Johann Hinrich Ludolf wurde 1793 Pastor an der St. Johanniskirche in Hamburg Eppendorf. Er trat die Nachfolge für Pastor Granau an, der mit 71 Jahren verstorben war. Dieser hatte nach dem Tod seiner Ehefrau Maria, geborene Klefeker im Jahr 1777 zwei Jahre später die junge Catharina Meyer geheiratet. Mit ihr bekam der bisher Kinderlose mehrere Kinder. Siehe zu den Aufgaben der Pfarrersfrauen unter: Thunstraße
Nach dem Tod von Pastor Granau wurde für die Witwe das Gnadenjahr nicht abgewartet. Das Gnadenjahr beinhaltete: die Witwe darf zunächst “im Pastorat wohnen bleiben (…) und alle Einkünfte [beziehen]. Blieb die Stelle [des Pastors] in dieser Zeit vakant, musste sie auf eigene Kosten einen Kandidaten für die Predigten anstellen und für Taufen, Trauungen, Beichte und Abendmahl nach einem ordinierten Pastor aus der Nachbargemeinde schicken. War bereits ein Nachfolger gewählt, musste sie sich mit ihm über die Verteilung der Einnahmen einigen. (…).”1)
Die Klosterpatrone wollten aber in diesem Fall, dass der neue Pastor “sich mit Granaus noch junger Witwe ‘auf möglichst billige Bedingungen (…) vergleiche. Die 36-jährige erhielt eine Entschädigung für die Gebühren und Accidentien, die dem neuen Pastor zustanden, durfte aber bis Ende April 1794 [Tod des Ehemannes Mai 1793] im Pfarrhaus wohnen bleiben und zog dann mit ihren beiden kleinen Töchtern in das neue Witwenhaus.”2)
Der neue Pastor hieß Johann Hinrich Ludolf. Fast fünfzig Jahre wirkte er als Pastor an der St. Johanniskirche in Eppendorf. Verheiratet war er mit Jacobine Johanne Elisabeth Mohrmann. Das Paar hatte mehrere Töchter. “Anders als seine Vorgänger war er wohlhabend. 1801 übernahm er einen Teil der Kirchenschulden und erhielt im Gegenzug einen Teil des Pastoratslandes als Privateigentum überschrieben,” 3) schreibt Veronika Janssen.
Ludolf war die Bildung der Jugend wichtig. Auch richtete er für die Mädchen der Unterschicht eine Nähschule ein, damit diese Nähen und Handarbeit erlernten, um so für sich und ihre Familie Kleidung herstellen zu können. Pastor Ludolf war aufgefallen, dass viele Menschen in seiner Gemeinde sich keine neue Kleidung leisten konnten und deshalb in “Lumpen gingen”. 4) Ludolfs Frau übernahm kostenlos den Unterricht.
Außerdem kümmerte er sich um arme Witwen. Dazu schreibt Veronika Janssen: ”Da Wohnraum knapp war, reichte der Mietzuschuss, den die Armenanstalt geben konnte, nicht für mehr als ein dunkles, unheizbares Kämmerchen. 1824 plante Ludolf daher vom Kapital der Armenkasse ein ‘Bauernhaus von einer eingegangenen Kathenstelle (…) in der Nähe der Kirche’ zu kaufen und in der Diele einen Feuerherd in der Mitte und Stuben für je zwei Witwen einzubauen. Als geeigneten Baumeister empfahl er seinen Neffen, den Architekten Ludolf, der ‘mit Rath u. That an die Hand zu gehen unentgeltlich sich bereitwillig erweisen’ würde. Zur Finanzierung und zum Unterhalt schlug er vor, wöchentlich für die Armen zu sammeln und dabei halbjährlich – am besten, wenn die Gartenbesitzer im Land waren – speziell für das ‘Wittwen-Hospital’. Realisieren konnte Ludolf diesen Plan nicht.” 5)
Vorausschauend kümmerte er sich auch um seine Familie, die er im Falle seines Todes versorgt wissen wollte. So zahlte er regelmäßig in die Predigerwitwenkasse ein, musste aber “hart kämpfen, bis sie 1828 endlich genehmigt wurde”. 6)
In Ludolfs letzten Lebensjahren “fiel [ihm] die Arbeit merklich schwerer. Um Kirchenbücher und Verwaltung mussten sich seine unverheirateten Töchter kümmern, die ihm auch den Haushalt führten.” 7)
Sein Nachfolger wurde 1842 August Heinrich Faaß (siehe: Faaßweg).