Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Baedekerbogen

Bergedorf/Allermöhe (1979): Walther Baedeker (10.7.1880 Essen - 29.7.1959 Altenschwand (heute: Rickenbach im Schwarzwald), Architekt.
Baute großbürgerliche Einfamilien-Landhäuser in den Hamburger Elbvororten – darunter das Richard-Dehmel-Haus in Blankenese - und auf Sylt.


Siehe auch: Richard-Dehmel-Straße

Walther Baedeker stammte aus der Verlegerfamilie, die vor allem für ihre Reiseführer bekannt ist. Seine Eltern waren der Verleger und Buchhändler Julius Baedeker (18.6.1840 Werden an der Ruhr (heute Essen) – 4.6.1894 Blankenese) und dessen zweite Frau Hulda, geborene Millinghausen (14.12.1853 Barmen – 27.10.1935 Blankenese). 1888 zog die Familie von Essen nach Hamburg. Walther Baedeker besuchte hier die Realschule von F. und W. Glitza in der Ferdinandstraße in der Altstadt und schloss sie mit der Reifeprüfung ab. Von 1901 bis 1904 studierte er Architektur an der Königlichen Technischen Hochschule in Stuttgart. Er beendete das Studium ohne Abschluss und kehrte nach Hamburg zurück. Dort arbeitete er ab 1906 als Architekt und entwarf vor allem Wohnhäuser auf Sylt und in den Hamburger Elbvororten. Ab etwa 1906 war er selbst in Hamburg-Blankenese bzw. -Dockenhuden ansässig, wobei er mehrfach umzog.

1907 heiratete er Hadwig Luise Eugenie Albertine Baedeker (geb. 17.9.1882 Essen), eine Verwandte. Ihr Vater war der Verlagsbuchhändler Dietrich Baedeker, ihre Mutter Doris Baedeker, geborene Borchardt.

Zu Baeadekers bekanntesten Entwürfen gehören das Dehmel-Haus in Hamburg-Blankenese, dass er 1911/1912 auf einem ihm gehörenden Grundstück für den Dichter Richard Dehmel (siehe: Richard-Dehmel-Straße) und dessen Frau, die Lyrikerin und Frauenrechtlerin Ida errichtete, und das Haus Kliffende in Kampen auf Sylt, das er 1923 für den Berliner Verleger Jürgen Heinrich Tiedemann entwarf. Das Dehmelhaus weist Einflüsse der Reformarchitektur auf, mit der sich Architekten Anfang des 20. Jahrhunderts vom Historismus abwandten, aber an traditionellen regionalen Baumaterialien und Bauweisen festhielten. So werden manche der Reformarchitektur zugerechneten Bauten auch dem schon vorher bekannten Heimatschutzstil zugeordnet.

1925 führte Baedeker mit Margret Schirmer den Umbau eines alten Bauernhauses in Fex Platta im Engadin für seine Bedürfnisse durch. Das Paar verewigte sich mit der Inschrift „MS 1925 WB“ am Haus. Später baute er für sie auf Sylt das Haus Norderkliff. 1928 errichtete er in der Rhön bei Fulda ein Gebäude für die „Loheland-Schule für Körperbildung, Landbau und Handwerk“, in der klassische Gymnastik auf der Grundlage der Weltanschauungslehre Rudolf Steiners unterrichtet wurde. Margrit Schirmer hatte seit der Gründung dieser Schule dort mitgearbeitet.

Um 1928 verlegte Walther Baedeker seinen Hauptwohnsitz von Hamburg nach Kampen auf Sylt. Dort hatten seine erste Frau Hadwig und er bereits 1914 ein Friesenhaus erworben, das er 1921 nach der im selben Jahr erfolgten Scheidung von seiner Frau allein übernommen hatte. Dort lebte er mit seiner zweiten Frau, der Lehrerin Frieda Therese Theodore Julie (geboren 24.1.1881 Essen), einer Schwester seiner ersten Frau. Mit ihr bekam er 1922, ein Jahr nach der Hochzeit, den Sohn Walther, der sein einziges Kind blieb und der später ebenfalls Architekt wurde. Nachdem auch diese Ehe in die Brüche gegangen war, zog Frieda 1932 von Kampen nach München und Baedeker verkaufte das Haus.

Ende der 1920er-Jahre hatte sich Baedeker mit Lita Zernecke, eine Schülerin der Loheland-Schule und Gymnastiklehrerin, befreundet. 1932 plante er in Kampen für sie und sich das Watthaus.

Hamburg blieb in all dieser Zeit weiterhin ein berufliches Zentrum für ihn. Dort hatte er ein Büro – Ende der 1920er Jahre übergab er das Büro, das sich damals an der Blumenau 2 befand, an Carl Germann, blieb aber bis 1937 beteiligt. Auch hatte Baedeker in Hamburg stets eine Privatwohnung, so 1925/26 am Mühlenberger Weg 6, 1929 in der Alsterterrasse 29.

Anfang der 1930er-Jahre errichtete er in Hamburg-Uhlenhorst im Stil des „Neuen Bauens“ das Mundsburghaus, einen vierflügeligen großen Wohnblock mit einem Ufa-Kino im Kellergeschoss, das rund 1400 Plätze bot. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg größtenteils zerstört; heute befindet sich das Ernst-Deutsch-Theater an seiner Stelle.

Um 1921 trennten sich Frau Hadwig und er sich und er heiratete Hadwigs Schwester Frieda. Die Beziehung endete um 1932.

In der NS-Zeit trat Baedeker, soweit nachweisbar, keiner NS-Organisation bei. Vor Beginn des Zweiten Weltkriegs zog er zusammen mit seiner dritten Frau Lilly, geborene Maak, die eine Hausangestellte von Lita Zernecke gewesen war und die er wohl 1945 heiratete, nach Altenschwand im Südschwarzwald, wo er ein altes Bauernhaus nach seinen Bedürfnissen umbaute und er zurückgezogen lebte – wie zuvor schon in Hamburg und auf Sylt.

„Baedeker wird beschrieben als eher musischer Typ, der Geige spielte (…), dichtete und seinen Bauten poetische Namen gab. Er ein höflicher, in der Erscheinung seriöser ‚Grandseigneur der alten Schule‘, der Typ des vornehmen Architekten mit einem kleinen ‚gut fundierten‘ Büro. Von großer und schlanker Statur, legte er größten Wert auf Kleidung und Frisur, fuhr repräsentative Wagen und umgab sich mit Windhunden oder Doggen. (…). Gesellschaftlich lebte er zurückgezogen. (…) Ruhiges Leben und Arbeiten waren für Baedeker wichtig, ohne viele Mitarbeiter und mit wenig öffentlicher Aufmerksamkeit.“ 1)
Walther Baedeker starb 1959 im Schwarzwald. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof von Keitum auf Sylt.
Text: Frauke Steinhäuser